Mammendorf:Ein Stück Industriegeschichte verschwindet

Lesezeit: 2 min

1936 erbaut, bis 1996 in Betrieb: Das einstige Molkerei-Gebäude hat über Jahrzehnte hinweg das Ortsbild von Mammendorf geprägt. (Foto: Günther Reger)

Die einstige Molkerei in der Ortsmitte von Mammendorf wird abgerissen und durch einen Wohnblock ersetzt

Von Manfred Amann, Mammendorf

Dort, wo in Mammendorf an der Ecke Bundesstraße 2/Kreuzstraße Straße jetzt noch der Gebäudekomplex der einstigen Molkerei mit seinem hohen Schornstein das Ortsbild bestimmt, will ein Investor einen lang gezogenen Wohnblock errichten, in dem etwa 20 Wohneinheiten Platz haben. Die erforderlichen Stellplätze sollen in einer Tiefgarage untergebracht werden. Dieser Planung haben die Ortspolitiker bereits zugestimmt. Einen Alternativvorschlag der "Isar 1 Projektentwicklungs-GmbH", auf dem 1616 Quadratmeter großen Grundstück zwei Reihenhauszeilen unterzubringen, hatte der Gemeinderat abgelehnt.

Nach Rücksprache mit der Kreisbaubehörde hat der Bauwerber nun seine Vorstellungen etwas abgeändert. Da die Firsthöhe des vom Gemeinderat befürworteten Mehrfamilienhauses mit einer Länge von 44, einer Breite von 14 Metern und 40 Grad Dachneigung laut Landratsamt nicht in die Umgebung passen würde, hat der Bauwerber die Gebäudebreite reduziert, so dass sich bei gleichbleibender Dachneigung die Firsthöhe verringert, mit der Folge, dass sich auch die bebaute Fläche des Areals um etwa 100 auf 512 Quadratmeter verringert. Als Ausgleich dafür dürfen Wintergärten, Loggien, Balkone und Zwerchgiebel in die nun aufgegliederte Fassade eingebracht werden.

Der Gemeinderat hat der Bauvoranfrage nun zugestimmt, auch, weil dadurch eine Auflockerung der 40-Meter-Front entlang der Kreuzstraße aufgelockert wird. Die Ratsmitglieder legen aber weiterhin Wert darauf, dass der Neubau nicht näher an die B2 heranrückt, als das alte Molkereigebäude. Weiter wird darauf bestanden, dass entlang der B2 keine Stellplätze angelegt und Zu- und Ausfahrt der Tiefgarage getrennt werden. Eingefahren werden soll von der B2 aus, ausfahren sollen die Autos in die Kreuzstraße. Der Gemeinderat weist zudem ausdrücklich darauf hin, dass dem von der Bundesstraße ausgehenden Verkehrslärm Rechnung zu tragen ist.

Wann die Bagger anrücken, um das Molkereigebäude samt Schornstein abzureißen, das jahrzehntelang die Dorfmitte prägte, ist noch offen. Die Tage des Zeugnisses eines einst regional bedeutsamen Wirtschaftszweiges sind jedoch gezählt. 1936, also vor 80 Jahren, wurde die Mammendorfer Molkerei als bäuerliche Genossenschaft gegründet. Die bis dahin betriebene Rahmstation hatte nicht mehr ausgereicht, um die von den Mitgliedern der Genossenschaft angelieferte Milch zu verarbeiten. Etwa 1000 Liter Milch waren dies damals täglich. Schon ein Jahr später erreichte die Molkerei wegen der Milchmengenmehrung die Kapazitätsgrenze. Daraufhin wurde erweitert, so dass 7000 Liter täglich verarbeitet werden konnten. Währens des Zweiten Weltkrieges brach die Milchproduktion gewaltig ein, stieg aber bald nach den Kriegswirren wieder an. Daher wurde die Molkerei 1953 erneut erweitert.

Ihren Verarbeitungshöhepunkt erreichte der Betrieb, der mittlerweile mehrere Pächterwechsel hinter sich hatte, 1983 mit 18 Millionen Liter, als fast 50 000 täglich. 1996 wurde der Betrieb eingestellt und die Produktionsstätte verkauft. Später wurden hochwertige Spirituosen hergestellt. 2003 wurde der hintere Molkereibereich verkauft und es zog eine Anwaltskanzlei ein. Der vordere Bereich steht nun schon einige Zeit leer und verfällt. Schon mehrmals war daher von Gemeinderäten moniert worden, dass die ehemalige Molkerei mit ihrer Lieferrampe zur B2 hin dem Ortsbild abträglich sei.

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: