Mammendorf:Der weite Weg ins Gotteshaus

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Erwin Wieser (links) und Vitus Zauser kämpften hartnäckig für den barrierefreien Zugang zur Mammendorfer Pfarrkirche. (Foto: Manfred Amann/oh)

Die Mammendorfer St.-Nikolaus-Kirche hat nun einen barrierefreien Zugang. Dem Bau ging jahrelanger Streit voraus. In der Pfarrei spricht man von einer "katastrophalen Zusammenarbeit mit dem Ordinariat"

Von Manfred Amann, Mammendorf

Die Kirche St. Nikolaus in Mammendorf hat nun einen barrierefreien Zugang, kombiniert mit einem neuen zweiten Eingang auf der Nordseite. Erwin Wieser, der sich um den Bau kümmerte, und sein Nachfolger in der Kirchenverwaltung, Vitus Zauser, freuen sich, dass endlich auch Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollator ohne fremde Hilfe in das Gotteshaus kommen. Ihre Stirn legt sich jedoch in Falten, wenn sie daran denken, wie schwierig und nervenaufreibend es war, beim Erzbischöflichen Ordinariat in München die Baumaßnahme so durchzusetzen, wie es die Kirchenverwaltung und die Gemeinde wollten, und dass es mehr als sechs Jahre dauerte, bis das Bauwerk vollendet werden konnte. Dass man mit der Minibaustelle von Mammendorf so lange brauche wie für den Bau eines Flughafens oder einer neuen Bahnlinie, sei den Gläubigen nicht vermittelbar, hatte Wieser in einem seiner Mahn- und Protestschreiben an das Ordinariat einmal formuliert.

Die Idee eines barrierefreien Zugangs hat im Februar 1999 Altbürgermeister Johann Thurner vorgebracht und man hat sich bald darauf geeinigt, dass die Gemeinde die Kosten für den Teil bis zur Friedhofsgrenze übernimmt und der Weg von dort bis in die Kirche von der Kirchenverwaltung finanziert wird. Allerdings habe man damals den Weg noch auf der Straßenseite geplant, weil auf der Nordseite kein Grund verfügbar gewesen sei und es auch keine Kirchentür gegeben habe, erinnert sich Wieser. Die Situation änderte sich aber, als die Gemeinde das Schamberger-Grundstück kaufen konnte. Erstmals irritiert war der Kirchenverwalter, dass bei einer Begehung zwar moniert wurde, dass im Pfarrheim der Fluchtweg fehle, in der Nikolauskirche ein solcher aber nicht erforderlich sei, weil diese unter Denkmalschutz stehe. Als das im Norden angrenzende Grundstück der Gemeinde gehörte, erinnerte sich Wieser, dass es früher schon einmal einen Nordeingang gab und setzte darum eine Neuplanung für einen barrierefreien Zugang und einer zweiten Türe durch.

Der Architekt des Ordinariats hatte nicht geglaubt, dass da schon mal ein Eingang war, also musste es Wieser belegen, was auch schnell gelang. Doch ab diesem Zeitpunkt habe der eigentliche Ärger mit dem Architekten begonnen. Zuerst habe dieser den zweiten Eingang aus baudenkmalerischen Gründen in Frage gestellt, letztlich habe er doch eingelenkt und drei Planvarianten unterbreitet. Nach Meinung der Kirchenverwaltung sollte der Zugang so werden wie er früher einmal war. Doch der Architekt favorisierte aus statischen Gründen eine Version, der zufolge das über der Tür liegende Fenster hätte eingekürzt werden müssen. "Mit der früheren Tür hatte die Statik auch gepasst, also bestanden wir auf unsere Variante", so Zauser. Wieser ärgert sich noch heute, dass der Architekt trotzdem seine Lieblingsversion einreichte. Aber dessen Rechnung ging nicht auf, weil der Kirchenverwalter alle Hebel in Bewegung setzte, damit der Wunsch der Mammendorfer doch umgesetzt wird.

Erneuten Streit gab es, als die Kirchenverwaltung forderte, ein Stück Zaun durch eine Verlängerung der Friedhofsmauer zu ersetzen. Wohl wegen der Kosten sollte der Zaun nur repariert werden, und als sich herausstellte, dass das Mauerwerk brüchig ist, kam sogar die "glorreiche Idee" auf, das marode Mauerwerk durch eine Vorsetzmauer zu stützen. "Hätten wir da zugestimmt, hätten wir uns zum Gespött im ganzen Landkreis gemacht", glauben Wieser und Zauser. Sie sind froh, hartnäckig geblieben zu sein, so dass nun "spät aber doch" die Kirche auch von Menschen mit Bewegungseinschränkungen besucht werden kann. Man könnte ein Buch über die "katastrophale Zusammenarbeit mit dem Ordinariat" schreiben, so Wieser.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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