Geschädigte Bäume:Das Jahr der Extreme

Lesezeit: 2 min

Erst der Sturm, dann die Hitze und hinterher die Borkenkäfer. Die Waldbesitzer im Landkreis haben 2015 mehr Holz einschlagen müssen, als ihnen lieb war. Dem Preis hat die Überkapazität aber nicht geschadet

Von Erich C. Setzwein, Mammendorf

In wenigen Wochen jährt sich ein Ereignis, das besonders Waldbesitzern im Landkreis im Gedächtnis bleibt, weil es einen Namen trägt: Niklas. Wie seinerzeit Vivian und Wiebke (jeweils 1990) und Lothar (1999) hatte Niklas allein schon große Schäden im Forst zur Folge. Aber anders als bei den Orkanen früherer Zeit, kamen im vergangenen Jahr zwei Extreme hinzu, die aus der Sicht von Forstwirten fatal waren: die Hitze und der Borkenkäfer. Und so fällt die Bilanz der Waldbesitzervereinigung Fürstenfeldbruck (WBV) für das Jahr 2015 entsprechend extrem aus. In keinem anderen Jahr seit 2010 wurde so viel Holz vermarktet. Gegenüber 2014 stieg die Menge um fast 60 Prozent.

Vielen der 731 Mitgliedern der WBV spülte das zwar Geld in die Kasse, aber dass sie glücklich darüber gewesen wären, das wurde bei der Jahresversammlung am Mittwochabend in Mammendorf nicht deutlich. Ist doch die Waldbewirtschaftung auf regelmäßigen und maßvollen Einschlag ausgelegt und nicht auf den mengenmäßig kaum zu bewältigenden Anfall durch Sturmschäden. Deshalb haben nach Darstellung von WBV-Geschäftsführer Paul Högenauer im vergangenen Jahr auch fast doppelt so viele Mitglieder von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, den Holzeinschlag von ihrem Verein organisieren zu lassen, statt sich selbst darum zu kümmern.

Die größten Schneisen schlug Niklas im südöstlichen Landkreis um Germering und Alling herum. Da die Fichten schon voll im Saft gestanden seien, sei das liegende Holz recht bald blau geworden. Diese von Pilzen verursachte Verblauung führte zu deutlichen Preisabschlägen. Sägewerke, die dieses Holz abgenommen hätten, seien darauf sitzen geblieben, sagte Högenauer, sie hätten die schlechte Ware nicht weiterverwerten können. Der Feuchtigkeit folgte die Hitze, die wiederum Folge hatte, dass zum einen die Waldarbeiter, zum anderen die Maschinen nicht durchhielten. "Sechs Tage waren eingeplant, drei Tage haben sie gearbeitet."

Schlimmer als im Privatwald, wo laut Högenauer 25 000 Festmeter (entspricht dem Raummaß Kubikmeter) Sturmholz aufgearbeitet werden mussten, war es im Staatswald. Peter Graser, stellvertretender Leiter des Forstbetriebs Landsberg der Bayerischen Staatsforsten, sagte am Donnerstag auf Anfrage, dass allein im Revier Schöngeising, das den Rothschwaiger Forst einschließt, nach dem Sturmtief Niklas etwa 40 000 Festmeter Holz angefallen seien. In normalen Jahren würden dort 13 000 Festmeter geschlagen. Die Stürme im Herbst hätten die durch die Hitze geschwächten Wälder erneut Schaden angerichtet. Dabei fielen etwa 5000 Festmeter an. "Wir sind immer noch dabei, es aufzuarbeiten. Es muss bis Ende März aus dem Wald sein, weil das trockene Holz hervorragendes Brutmaterial für den Käfer ist", sagte Graser.

Jetzt genau hinzuschauen und die Käferbäume zu entdecken, sei die drängendste Aufgabe, erinnerte Högenauer die Waldbauern an ihre Pflichten. Es seien möglicherweise nur wenige Bäume betroffen, aber wenn diese aus dem Wald seien, hätten die meisten anderen eine Chance, dass sie nicht von Buchdruckern und Kupferstechern befallen würden.

In diesen Wochen neues Holz zu machen, sei wirtschaftlich interessant, so der WBV-Geschäftsführer. Die hohe Bautätigkeit in Deutschland habe eine große Nachfrage erzeugt, die Preise seien entsprechend gut. Högenauer schränkte aber ein: "Frischholz ist gefragt, Käferholz hatten die Sägewerke genug."

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: