Trotz Eingreifen des Landratsamtes zeichnet sich im Nachbarschaftsstreit um den Bebauungsplan "Mammendorf Süd" keine Entspannung ab. Mussten die Anwohner von der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) an der Münchner Straße bislang auf einen vor ihren Gärten umgelegten Turmdrehkran schauen, haben sie nun riesige Lastwagenanhänger von ihren Wohnzimmern aus im Blick. Im Gemeinderat sprach WEG-Mitglied Bruno Eser von einer "neuen Qualität der Böswilligkeit" des Nachbarn Josef Hermann, gegen den die Gemeinde einschreiten sollte. Bürgermeister Josef Heckl (Bürgergemeinschaft) machte jedoch deutlich, dass er "keine Partei ergreifen" werde.
Der Streit war ausgelöst worden, weil die WEG in einer Stellungnahme zum Bebauungsplan erreicht hatte, dass der Abstand zwischen den neuen Wohnbauten und den seit 30 Jahren östlich des Plangebietes bestehenden Häusern um einen Meter vergrößert wird. Von der WEG war vorgebracht worden, dass ihre angrenzenden Häuser samt Gärten von den Neubauten verschattet werden könnten, was eine Wertminderung zur Folge haben würde. Josef Hermann, dem etwa 9000 Quadratmeter des zukünftigen Baugrundes gehören, indes erkannte darin eine "ungleiche Behandlung" und eine Bevorteilung einiger weniger, da in anderen Baugebieten lediglich der baurechtliche Mindestabstand von drei Metern gefordert werde.
Als Hermann nach dem Beschluss der Abstandsvergrößerung einen auf der Ostseite seines Anwesens zum freien Gelände hin abgelegten Hochkran auf die Westseite direkt an die Grenze zu den Gärten der WEG verlege, hatten sich die Einwohner an das Landratsamt gewandt und Anzeige gegen Hermann erstattet. Das Landratsamt hatte den Grundstücksbesitzer daraufhin angewiesen, bis Ende September drei Meter Abstand zu den WEG-Anwesen einzuhalten.
Hermann, der "Fahrlehrer aller Klassen", war der Aufforderung nachgekommen und hatte den Kran weggeräumt, dafür aber zwei vier Meter hohe Gefährte, "einen Lkw-Fahrschulanhänger und einen mit einem Seecontainer drauf" aufgefahren, so Günter Mairhörmann. Den Abstand von drei Metern zu den WEG-Grundstücken habe der Nachbar zwar eingehalten, aber durch die hohen Anhänger werde für zwei Häuser die ganze Westseite abgedeckt. Zwischen den beiden Anhängern befinde sich außerdem ein etwa anderthalb Meter hoher Komposthaufen, der maßgeblich zum zügigen Aufbau einer umfangreichen Rattenpopulation beitrage. Man werde das nicht hinnehmen, so Mairhörmann und der Anwalt der WEG sei auch schon aktiv geworden.
Hermann ließ sich davon wenig beeindrucken. Er sei immer noch Eigentümer des Grundes und könne also darauf auch seine Fahrzeuge abstellen, sagte er zur SZ. Wie Landratsamtssprecher Andreas Huber auf Anfrage mitteilte, seien Baukontrolleure nach Mammendorf geschickt worden, um die Situation zu prüfen. Sollten die Anhänger aufgrund ihrer Größe weiter von der Nachbargrenze abgerückt werden müssen, werde man Hermann dazu auffordern. Mit einem etwas größeren Abstand wären die Anwohner jedoch nicht zufrieden. Ihrer Meinung nach kann die Situation nur entzerrt werden, wenn mit Unterstützung der Gemeinde die Großgeräte, ob Kran oder Lastwagenanhänger, ganz vom Nachbaranwesen verschwinden.
Bürgermeister Josef Heckl ist jedoch überzeugt, dass sich die Gemeinde "nicht einmischen oder sich gar auf eine Seite schlagen" dürfe. Vielmehr wolle man in vernünftigen Gesprächen eine Eskalation verhindern. Dem widersprach Bruno Eser im Gemeinderat mit dem Worten: "Es handelt sich hier nicht um einen Streit, sondern um einen einseitig inszenierten Terror". "Ich sehe das wertfrei", sagte dazu der Gemeindechef und gab zu bedenken, dass sich die Situation ohnehin ändern werde, wenn der Bebauungsplan satzungsmäßig beschlossen sei. Dann sei dort überall Bauland und ohnehin kein Platz mehr für ein Gerätelager.