Antennenmast in Mammendorf:Brandanschlag bleibt rätselhaft

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Warum jemand den Funkmasten abgefackelt hat, kann sich die Kripo nicht erklären. Auch für den Bürgermeister macht die Tat "überhaupt keinen Sinn". Protest gegen Mobilfunk hat es in der Gemeinde nie gegeben

Von Manfred Amann, Mammendorf

"Wir werden verstrahlt, Mobilfunk macht krank": Solche Parolen, wie man sie neuerdings an der Lärmschutzwand am Bahnhof in Mammendorf lesen kann, gelten eigentlich als altbacken oder überholt und erinnern an Zeiten, in denen man sich wirklich noch Gedanken darüber machte, ob die universale Funktechnik dem Menschen schaden könnte. Das war vor rund 20 Jahren. Mittlerweile haben Handys und Smartphones und das Netz von Sende- und Empfangsmasten einen so festen Platz im Leben der Menschen, dass man selbst bei der Polizei "echt überrascht" ist, dass sich heutzutage noch Sprayer über die angebliche Funkwellenbelastung aufregen und dass man in Mammendorf sogar den Mobilfunkmast an der Aicher Straße in Flammen aufgehen lässt und damit einen Schaden von 150 000 Euro anrichtet.

Ein technischer Defekt scheint nach ersten Ermittlungen durch die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck auf jeden Fall "so gut wie ausgeschlossen" zu sein. Man müsse wohl von einer ganz gezielten Attacke ausgehen, denn "es braucht schon etwas Sachverstand", um einen Funkturm abzufackeln, sagt ein Polizeisprecher. "Eine "Szene" oder Verschwörung gegen Mobilfunk gebe es im Landkreis aber nicht, so dass man den Täterkreis auch nicht eingrenzen könne. Ähnliche "Anschläge" habe es im Landkreis bislang auch nicht gegeben. Grundsätzlich sei die Brandursache aber weiterhin als "ungeklärt" einzustufen.

Und ob die Graffiti-Schrift am Bahnhof und der Funkmastbrand irgendwie zusammenhängen, sei auch noch völlig offen. "Es könnte auch sein, dass die Spray-Schrift und der Brand zufällig zeitlich nahe beieinander liegen", sagt der Pressesprecher der Kripo. Wenn die Spurensicherung abgeschlossen und die Ergebnisse zum Beispiel im Labor ausgewertet seien, könne man vielleicht mehr über den oder die Täter sagen, sicher sei das aber auch nicht. Hoffnung setzt die Polizei auf Hinweise von Zeugen, "denn von der Bundestraße 2 aus hat man den Turm gut im Blick". Allerdings war es drei Uhr morgens, als der Brand gemeldet wurde, "und da sind nicht viele unterwegs".

Für Bürgermeister Josef Heckl hat das Anzünden des Turmes "überhaupt keinen Sinn. "Es gibt eigentlich keine Erklärung für den Brand, er kam praktisch aus dem Nichts", so der Gemeindechef. In Mammendorf habe es zurückliegend auch keine Proteste gegeben, "nicht einmal, als der Funkturm errichtet wurde". Vor gut zwei Jahrzehnten, als die Handy-Welle losgebrochen war, hatte es in manchen Orten schon erheblichen Widerstand gegen die Errichtung von Mobilfunkmasten gegeben. In Landsberied, das zu Verwaltungsgemeinschaft gehört, hatte zum Beispiel ein Bürger damals sogar das Trinkwasser von einem Gutachter hinsichtlich Strahlenbelastung testen lassen, nachdem die Gemeinde ihre Zustimmung zur Errichtung einer Sende- und Empfangsanlage auf dem Wasserturm gegeben hatte. Der Rathauschef kann sich aber nicht vorstellen, dass Mammendorfer den Funkturm angezündet haben könnten. "Warum auch, bislang hat der Sendemast auf dem freien Feld doch auch niemanden gestört."

Bei der Deutschen Funkturm-GmbH sieht man den Vorfall eher gelassen. "Wir wissen, dass der Mobilfunkmast bei Mammendorf gebrannt hat, mehr aber auch nicht", sagte Pressesprecher Christian Fischer, der sein Büro in Bonn hat. Auswirkungen oder Einschränkungen beim Mobilfunk seien nicht gemeldet worden. Man werde die Ermittlungsergebnisse abwarten und dann den Turm mit seinen Sende- und Empfangsanlagen wieder "fit machen".

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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