Mammendorf:Aus den Fluten

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Der Wassergott Neptun alias Sebastian Saft (links) bringt den Kindern am Mammendorfer Baggersee kleine Geschenke mit. (Foto: Günther Reger)

Neptun beschenkt am Mammendorfer Badesee Kinder

Von Manfred Amann, Mammendorf

"Alle Jahre wieder" spielt die Blaskapelle Mammendorf, als sich am Samstag die Dunkelheit über das Freizeitgelände legt. Und wie in all den 15 Jahren zuvor strömten insbesondere Familien mit Kindern zum Badesee, um dabei zu sein, wenn der Wassergott Neptun dem kalten Nass des Badesees entsteigt. "Für Kinder ist der Neptun-Brauch in der ruhigen Vorweihnachtszeit ein beeindruckendes Erlebnis an der frischen Luft", sagt der Vorsitzende der Mammendorfer Wasserwacht, Benjamin Miskowitsch, wenngleich ihm "schon klar" sei, dass für die Kleinen das Geschenk, das der göttliche Taucher verteilt, noch viel bedeutsamer sei. 300 Tüten, gefüllt mit Mandarinen, Lebkuchen, Gummibärchen, Schoko-Nikoläusen und Überraschungseiern hatten Mitglieder der Wasserwacht vorbereitet und unter einer Plane versteckt, und sie gingen weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln.

Um die Veranstaltung durchführen zu können, seien etwa 40 der 250 Mitglieder der Mammendorfer Wasserwacht ehrenamtlich im Einsatz, verrät Ralph Westenrieder, der den Kreisverband leitet. "Wir legen großen Wert darauf, dass in den Tüten nur gute Sachen sind. Das können wir aber nur, weil wir sehr großzügige Sponsoren haben", erläutert Miskowitsch: "Ohne die Spenden könnten wir das Fest nicht stemmen". Während sich die Erwachsenen bei Glühwein und Bratwürstl im Licht der Fackeln und an Lagerfeuern unterhalten, suchen Kinder schon vom Einbruch der Dunkelheit an mit Taschenlampen das Seeufer nach Hinweisen ab, wo der Neptun wohl auftauchen könnte. "Siehst du, hier ist eine Schnur gespannt", ruft Henry seinem Freund Franz zu, und weil die Schnur genau dort am Ufer befestigt ist, wo sich das Geschenkeversteck befindet, sind sich beide schnell einig: "Hier kommt er raus". Ein Vater erklärt daraufhin, dass die Schnur gespannt werde, damit der Neptun dorthin finde, wo er auftauchen soll, denn er könne ja nachts unter Wasser nichts sehen.

Den Wassergott spielt in diesem Jahr Sebastian Saft aus Olching, der für den beruflich verhinderten Mammendorfer Robert Greipl eingesprungen ist. Die bunten Lichterketten am Wasserwachthaus spiegeln sich im See, als vor dem gegenüberliegenden Ufer schemenhaft ein gleitendes Boot zu erkennen ist. "Platsch" macht es dann. Für den zehnjährigen Felix, der "jedes Jahr" herkommt, ist dies das eindeutige Signal, dass der Wassergott jetzt abgetaucht ist und bald kommen wird. "Weißt du, der Neptun war bei den Römern derjenige Gott, der dafür zuständig war, dass immer genug sauberes Wasser da ist", erklärt seine Mutter, doch Felix interessiert jetzt ganz was anderes. Er hat unter Wasser ein Licht entdeckt, das sich langsam dem Ufer nähert, an dem sich nun in mehreren Reihen die Besucher drängen. Eltern setzen die ganz Kleinen auf ihre Schultern, und die größeren Kinder stehen schon fast im Wasser. Nun breiten sich leichte Wellen auf der Wasseroberfläche aus und das Wasser gurgelt. Dann steigen Luftblasen auf und das Licht kommt immer näher. Erst blinkt eine goldene Krone im Licht der vielen Taschenlampen, dann durchsticht der Dreizack den Wasserspiegel, bis schließlich der Wassergott mit Algen behängt und von Applaus begleitet den Fluten entsteigt, um die Kinder zu beschenken. Auf der Badeinsel wird zu diesem Augenblick ein Feuerwerk gezündet, das sich auf dem leicht welligen Wasserspiegel in zauberhafte Bilder verwandelt.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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