Maisach:Wunderbare Hobbykunst

Lesezeit: 2 min

Beim "Maisacher Herbst" finden alle Aussteller wieder ihr Publikum. Die Palette ihrer Werke reicht von getrockneten Blumen über aufgeweckte Tonfiguren bis zu fließenden Bildern

Von Karl-Wilhelm Götte, Maisach

Gleich am Eingang des Gemeindezentrums hat Gertraud Wenig ihren Stand beim "Maisacher Herbst" aufgebaut, eine Dult, bei der ein gutes Dutzend Hobbykünstler ihre Werke verkaufen. Der Stand von Wenig ist ein wunderschöner Blickfang. Sie hat aus Sträuchern, Moos und getrockneten Feldblumen große und kleine Kugeln angefertigt. Auch bunte Herzen, Kränze und kleine Trockensträuße liegen auf ihrem Tisch. "Ich bin immer unterwegs beim Blumensammeln", sagt sie. Das werde immer schwieriger, weil nur noch wenige Wiesen existierten, auf denen nicht Pestizide gespritzt würden.

Das Gemeindezentrum ist voll mit Ausstellern, die schnell ihr Publikum finden. Die bald 80-jährige Wenig aus Malching will kein großes Aufheben um ihren Stand machen und verzichtet auf ein Foto. Bescheiden wirkend, sitzt sie hinter ihren Werken, die sie seit etwa zehn Jahren herstellt. Die Preise von drei bis etwa elf Euro ergeben sicherlich nur einen sehr bescheidenen Stundenlohn. Das ist offenbar bei der großen Mehrheit der Aussteller so. Jutta Laibacher aus Schwabmünchen, die mit ihrem Ehemann Edwin gekommen ist, produziert vielfältige Töpferware als Dekoration für jede Jahreszeit. Ins Auge sticht die "Geldmaus", eine gelbe Emmentaler- Käseröhre mit einem Geldschein darin. Es gibt Schneemänner und lustig aussehende Geier auf der Schaukel. Die Geier heißen "Reiner" oder "Klaus". "Das ist meine Bestimmung", sagt Jutta Laibacher, eigentlich bin ich ja in Rente. Sechs, sieben Märkte besucht sie jedes Jahr.

Der weihnachtliche Bezug darf natürlich auf keinem Künstlermarkt im Herbst fehlen. Die tönernen Nikoläuse von Erwin Klaus und Andrea Lohs sind im Maisacher Gemeindezentrum ein Blickfang gewesen. (Foto: Günther Reger)

Viola Schlomann bietet "Schönes aus Wolle" an und hat unter vielen anderen Dingen Filzpantoffeln im Angebot. Auf ihrem Tisch liegen auch hübsche Einkaufstaschen aus reiner Baumwolle in verschiedenen Farben und Aufdrucken für zehn Euro das Stück. "Die sind eine Alternative zu Plastiktüten", sagt Schlomann. Sie habe sich da einer Initiative angeschlossen. Gar nicht schüchtern ist Jonas Becker aus Rottbach. Er sitzt an einem kleinen Tisch und an der Wand hängen seine Bilder. Kaum zu glauben, dass der Zehnjährige schon solche Bilder malt oder herstellt. "Ich habe eine besondere Technik entwickelt", beginnt Jonas seine Erläuterungen eloquent und mit spürbarem Stolz. "Ich nenne es Fließbilder." Dabei gießt er Farbe aufs Bild und lässt sie zerfließen. "Da bin ich vor vier Monaten draufgekommen", sagt er und Mutter Sabine Becker lächelt. Auch die Brüder Elias und Philipp sind bei der ersten Ausstellung von Jonas dabei. Ebenso die Oma Ully Becker, die ebenfalls Malerin ist.

"Der Bub ist immer beschäftigt", sagt die Mutter. Seit September besucht er das Gymnasium in Gröbenzell, dann spielt der Junge in Rottbach auch noch Golf. Einige Meter entfernt steht Terry Herrmann, der als Mallehrer so etwas wie Mentor von Jonas ist. Herrmann ist Landschaftsmaler und Nachbar der Beckers. Eines Tages sei der Junge vorbeigekommen und wollte auch Landschaftsmaler werden. "Er ist sehr interessiert gewesen", so Herrmann und ich habe ihm einige Grundtechniken beigebracht und ihm die Gießtechnik empfohlen. Alles ging sehr schnell. Für die Schule hat er Miro-Bilder auf seine Art und Weise bunt umgearbeitet. "Jonas hat keine Angst vor einer weißen Leinwand", sagt Herrmann und ist spürbar beeindruckt von der Kreativität des Schülers.

"Fließbilder" nennt der zehnjährige Jonas Becker seine Werke für den "Maisacher Herbst". (Foto: Günther Reger)

Kerstin Aßfalg ist ebenfalls leidenschaftliche Malerin. Impressionistische Malkunst ist zu erkennen. Große Bilder im Monet-Stil hängen an der Wand. Die 44-jährige Hobbymalerin bemalt auch "Familiensteine" mit Eulen, aber auch mit Ornamenten oder Sonnenblumen, "je nach Wunsch". Diese bunten Steine legen sich die Familien dann vor ihren Eingang und sie fungieren quasi als Klingelschild. Vorne an der Tür zur Dult hat Gertraud Wenig inzwischen gut zu tun, um die Nachfrage ihrer Kundschaft zu befriedigen. Ihr enormer Aufwand, so sieht es aus, scheint sich zu lohnen.

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: