Maisach:Wegen Überfüllung geschlossen

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Seit Flüchtlinge wissen, dass es auch in Maisach eine Kleiderkammer gibt, kommen immer mehr. Betreiberin Beate Inngauer ist allein und mit bis zu 20 Kunden überfordert. Nun will die katholische Kirche helfen

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Die Kleiderkammer in Maisach ist seit Freitag geschlossen. Wegen des wachsenden Ansturms auf den 15 Quadratmeter großen Kellerraum durch Flüchtlinge sieht sich Betreiberin Beate Inngauer nicht mehr in der Lage, ihre ehrenamtliche Arbeit dort fortzuführen. "Ich kann nicht in einen Raum, der 15 Quadratmeter hat, 15 Leute reinlassen", der Raum sei viel zu klein. Zudem könne sie weder allein so viele Leute auf einmal bedienen noch sei diese Menschenmenge brandschutztechnisch zulässig.

2014 hat Inngauer, die früher einmal die Kleiderkammer des Ökumenischen Sozialdienstes in Gröbenzell geleitet hat und seit einer Krebserkrankung selbst von Hartz IV lebt, die Kleiderkammer in Maisach eröffnet. Die 15 Quadratmeter eines größeren Kellerraumes stellt ihr Udo Mauerer kostenlos zur Verfügung. Der Mediziner hat in der Hauptstraße 8 seine Praxis für Allgemeinmedizin. Im Lauf der Zeit hat die Kleiderkammer Stammkunden gewonnen, die dort günstig an gebrauchte Anziehsachen kommen können. "Ich habe einen festen Kundenstamm aus dem ganzen Landkreis, aus Gröbenzell kommen ganz viele", insgesamt schätzt Inngauer ihre Zahl auf 40.

Seit einiger Zeit kommen auch Asylbewerber, wogegen Inngauer prinzipiell überhaupt nichts hat. Sie arbeitet bereits seit vorigem Jahr mit dem Asylhelferkreis um Pfarrer Georg Martin zusammen. Wenn sie zu viele Kleiderspenden bekommt, die sie in ihren Räumen nicht lagern kann, gibt sie die etwa an die Asylhelfer in Maisach oder deren Kollegen in der Erstaufnahmeeinrichtung im Fliegerhorst ab. Doch in den letzten Wochen nimmt die Zahl der Flüchtlinge, die oft in Gruppen von zwölf, 15 und mehr Personen kommen, ständig zu. "Am Donnerstag waren 15 da, am Dienstag vor einer Woche über 20. Der Raum war komplett voll." Für Inngauer, die die kleine Kleiderkammer weitgehend alleine führt und mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, ist dieser Ansturm nicht zu bewältigen. Zumal die ausländischen Kunden viel Arbeit machen. "Da geht's zu, weil jeder die besten Klamotten will", so Inngauer, "die ziehen die Sachen raus und lassen sie liegen, teilweise auf dem Boden." Die Maisacherin braucht Stunden, um wieder Ordnung in ihre Kleiderkammer zu bringen. Hinzu kommt, dass sie steigende Unkosten hat, die sie aus eigener Tasche bezahlt. Beispielsweise für die blauen Müllsäcke, die sie für ihre überschüssige Kleidung benötigt. Die packt sie in die blauen Säcke und bringt sie dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) oder dem Asylhelferkreis. Mit der wachsenden Zahl an Flüchtlingen steige auch die Zahl der Kleiderspenden und somit auch ihr Überschuss an Kleidung, die sie an andere Stellen weitergibt. Früher habe sie eine Rolle in sechs Wochen verbraucht, "jetzt brauche ich in einem Monat mindestens zwei Rollen".

Inngauer hat nun die Konsequenzen aus der Entwicklung gezogen und die Kleiderkammer bis auf Weiteres geschlossen. Bürgermeister Hans Seidl, Landrat Thomas Karmasin und den örtlichen Asylhelfern, die zurzeit rund 50 Flüchtlinge in der Gemeinde betreuen, hat sie dies schon mitgeteilt. Ihre Hoffnung: Größere Räume, möglichst kostenlos, in denen sie mehr Kleidung unterbringen und an mehr Menschen abgeben kann. Karmasin war bis Montag krank und wollte den Vorgang nicht kommentieren, aus dem Landratsamt heißt es, es gebe keine Brandschutzbestimmungen. Seidl war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. Pfarrer Georg Martin sieht Inngauers Problem so: "Dadurch, dass das immer mehr werden, übersteigt das die Kapazitäten von Frau Inngauer." Deshalb will er die Übergabe der Kleiderspenden an die Asylbewerber in einem Kellerraum des Pfarrhauses organisieren oder die Kleidung von dort an die Asylhelfer weitergeben. Den Raum hat er bereits vor einigen Monaten als Lager für Kleiderspenden bereitgestellt.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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