Maisach:Vom Wert der Neugierde

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Ein Tag für Erinnerungsfotos: Familienangehörige der Absolventen halten die wichtigen Momente fest. (Foto: Günther Reger)

Landratsstellvertreterin verabschiedet Maisacher Realschüler

Von Julius Nindl, Maisach

"Alles fing mit einer Tüte an." Die schmunzelnden Gesichter in der Maisacher Turnhalle verraten die Doppeldeutigkeit des Wortes. Besonders die Zehntklässler der diesjährigen Abschlussklasse quittieren die Anekdote der stellvertretenden Landrätin, Martina Drechsler, mit amüsierten Blickwechseln. Natürlich meint Drechsler die Schultüte und nicht etwa Zigaretten mit einer berauschenden Substanz, die als Tüte bezeichnet werden. Rund 400 Besucher füllen die Turnhalle der Orlando-di-Lasso-Realschule am Freitagvormittag.

Das Abschlusszeugnis sei "keine Garantie für das weitere Leben", auch weiterhin müsse man an sich selbst arbeiten, gibt die stellvertretende Landrätin den Schülern mit auf ihren Weg. Auch die Elternbeiratsvorsitzende findet deutliche Worte bezüglich der kommenden Herausforderungen für die Realschulabsolventen. Gleichwohl sie die Zeit nach der Schule als ernste Angelegenheit darstellt, verfügen die Jugendlichen über eine Gabe, die besonders wertvoll ist. "Neugierde" ist das Stichwort in Drechslers Festrede, die auch mal dazu führen kann, die falsche Abzweigung zu nehmen.

Entmutigen lassen muss sich aber keiner der 161 Absolventen der Maisacher Realschule. 16 Schüler erreichten einen Notenschnitt mit einer Eins vor dem Komma, vier Schülern gelang sogar eine Durchschnittsnote im Bereich von 1,5 oder besser. Anna Kestel bestand die Mittlere Reife mit der Note 1,48, Sarah Herkommer mit 1,36 und Michaela Andermann mit 1,18. Die Bestnote von 1,08 erreichte Florian Hörmann. Stellvertretend für die Mitschüler richten auch die beiden scheidenden Schülersprecher, Simon Krämer und Nele Weber, ihre Worte an die versammelte Festgemeinde. Die sechs Jahre Entwicklungszeit an der Realschule vergleichen sie mit der Pausensituation am schuleigenen Kiosk. Wurden sie damals noch als Fünftklässler von den wesentlich älteren Schülern der zehnten Klasse in der Schlange überholt, waren sie es im vergangenen Jahr vielleicht selbst, die sich nicht ganz hinten anstellen wollten. Besonders die Erziehungsberechtigten, die sonst eher wenig Anerkennung von ihren pubertierenden Sprösslingen erfahren, werden am Freitag von den Schülern ausdrücklich für ihre Unterstützung gelobt.

Vor rund zwei Wochen hat die Maisacher Realschule die Auszeichnung "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" erhalten. Genau diese Courage fordert die Schulleiterin Regina Spitzer auch von ihren Absolventen auf deren Lebenswegen. Die Mentalität des "Wegschauens" sei ein großes Problem in unserer Gesellschaft, das bekämpft werden müsse. "Die Lösung seid ihr", so der Appell der Schulleiterin an die Absolventen.

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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