Maisach:Vom Kirchenchor auf die TV-Bühne

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Kai Thurau engagiert sich in der evangelischen Gemeinde und predigt dort, dass Kinder für ihre Ziele kämpfen sollen. Danach sorgt seine Tochter dafür, dass er selbst etwas für seinen Traum tut. Nun darf er sich in einer Casting-Show beweisen

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Wenn am Donnerstagabend wieder Millionen Zuschauer vor ihren Fernsehern sitzen, um "The Voice of Germany" anzuschauen, wird auch einer aus dem Landkreis der Jury etwas vorsingen: Kai Thurau aus dem Maisacher Ortsteil Überacker. Gläubige Maisacher und Olchinger dürften den 43 Jahre alten Vater von Zwillingen von seinem Engagement bei der evangelischen Kirche kennen. Und der ein oder andere kann sich vielleicht daran erinnern, dass "Sing and Pray", der Gospelchor der Brucker Erlöserkirche, an Weihnachten vor zwei Jahren von einem Elvis-Imitator im weißen Glitzergewand begleitet wurde: Kai Thurau. Da liegt es nahe, zu denken, der Mann singt gerne, also hat er sich für "The Voice of Germany" beworben. Doch der Weg zu der beliebten Musiktalentshow auf dem Privatsender Sat 1 verlief noch über einen Umweg.

Die Geschichte, wie der 43-Jährige zu der Talentshow kam, hätte sich kein Autor von Kitschdrehbüchern besser ausdenken können: Kai Thurau wächst nahe Kassel auf, seine Eltern sind beide musikalisch, singen viel in der Kirche, und geben ihre Begeisterung weiter. Von sich selbst sagt der Maisacher heute: "Ich mache Musik seit ich denken kann". Schon mit sechs beginnt er Klavier und Orgel zu lernen, singt später in Chören in Schule und Kirche. Als er sich dann als junger Mann für 14 Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet, tritt die Musik in den Hintergrund - bis 2007 das Soldatenleben vorbei ist. Kai Thurau entscheidet mit seiner Frau, einer Lehrerin, dass er als Hausmann die Erziehung der damals fünfjährigen Töchter übernimmt. Nebenbei bleibt Zeit, wieder mit dem Singen anzufangen. Er steigt bei "Sing and Pray" ein. Und er beginnt zunehmend, in der evangelischen Pfarrgemeinde mitzuarbeiten. Inzwischen ist er im Kirchenvorstand, engagiert sich viel in der Jugendarbeit und lässt sich zum Prädikant ausbilden, wie man die Laienprediger in der evangelischen Kirche nennt. Auch an dieser Stelle - man kann es sich schon denken - macht Thurau viel Musik.

Vor etwas mehr als einem Jahr dann fehlte vorübergehend der Pfarrer. Thurau übernahm Gottesdienste, auch Jugendgottesdienste, bei denen seine Töchter dabei waren. Bei einem predigte er den jungen Menschen: "Lebe deinen Traum, träume nicht dein Leben." Dann ließ er alle ihren Traum auf einen Zettel schreiben. Auf seinem eigenen stand, dass er ein berühmter Musiker werden wolle. Wenige Tage danach stand eine seiner Töchter mit dem Bewerbungsformular zu "The Voice of Germany" vor ihm. Da hatte er keine Ausrede und füllte die Bewerbung aus.

Das war Anfang dieses Jahres. Im März wurde Thurau dann zu drei Vorrunden nach München eingeladen, jede für sich ein aufregendes Ereignis. In alle n Runden kam er weiter, was ihn sehr überraschte. Dabei hat der 43-Jährige schon einige Erfahrung auf dem Buckel: Vor ein paar Jahren gründete er die sechsköpfige Coverband "Musix", die bei kirchennahen Veranstaltungen auftritt und zum Beispiel für die neue Kirchenorgel in Maisach Spenden sammelt. Darüber hinaus ist er, ebenfalls etwa seit März, Frontsänger der Band "Del-A-Rocka". Die anderen Mitglieder wählten ihn aus diversen Bewerbern aus.

Insofern hat Kai Thurau schon einegute musikalische Basis für so eine Talentshow. Unter rund 6000 Bewerbern hat er es nun mit 150 anderen Bewerbern zu den so genannten "Blind Auditions" geschafft. In diesen derzeit laufenden Ausscheidungsrunden haben die fünf Coaches Yvonne Catterfeld, Samu Haber, Andreas Bourani, Michi Beck und Smudo den Kandidaten während ihres Vortrags den Rücken gekehrt. Ohne sich von Aussehen oder Performance beeinflussen zu lassen, entscheiden sie, welcher Bewerber in ihr Team kommen soll. Moderiert wird die Show von Lena Gercke und Thore Schölermann.

Am Ende der Ausscheidungsrunden hat jeder Coach - Michi Beck und Smudo bilden ein Team - 16 Bewerber in seiner Gruppe und eine Woche Zeit, sie für die nächste Runde zu trainieren. Diese Runde, die sogenannten Live-Battles, finden im Dezember statt. Doch zuvor muss Kai Thurau erst einmal die Blind Audition am Donnerstag überstehen. Da es sich um eine Aufzeichnung handelt und er bereits weiß, wie die Runde für ihn laufen wird, wird der Maisacher den Abend mit Familie und Freunden daheim vor dem Fernseher verbringen. Und wenn sein Traum wahr wird, steht er im Dezember wieder auf der Bühne.

"The Voice of Germany" mit Kai Thurau, Donnerstag, 3. November, von 20.15 Uhr an auf Sat1.

© SZ vom 03.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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