Maisach:Unternehmer halten zusammen

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In der Pandemie hat die Industrie- und Handelskammer eine wichtige Rolle bei der Verteilung der Finanzhilfen übernommen. Die Mitglieder danken es ihr mit stärkerem Engagement vor der Wahl des Regionalausschusses

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Die Corona-Pandemie hat offenbar den Zusammenhalt der Unternehmer im Landkreis weiter gestärkt und deren Engagement gefördert. So erklärt sich der Vorsitzende des Regionalausschusses Fürstenfeldbruck der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK), Michael Steinbauer, das größere Interesse an der diesjährigen IHK-Wahl. Vom 9. April an sind die etwa 11 000 Mitgliedsfirmen aufgerufen, Vertreter in den Regionalausschuss sowie in die IHK-Vollversammlung zu wählen. Im Landkreis stehen 30 Kandidatinnen und Kandidaten für das 17-köpfige Gremium zur Wahl.

Zwei Amtsperioden hat Michael Steinbauer, Manager beim Schalungsspezialisten Deutsche Doka in Maisach, nun fast hinter sich, eine dritte strebt er an. Ob er wieder gewählt wird und dann auch vom neuen Gremium für fünf weitere Jahre zum Vorsitzenden auserkoren wird, weiß er noch nicht, hofft es aber. Denn die ehrenamtliche Arbeit für die IHK-Mitglieder macht ihm großen Spaß. So berichtet Steinbauer in einer Online-Pressekonferenz von den Bemühungen in den vergangenen Jahren, neue Mitglieder für die IHK zu gewinnen und Bewerber für den Regionalausschuss zu finden. Und das ist ihm auch gelungen, wie die Kandidatenliste zeigt. Viele neue Gesichter finden sich darauf - fast nur Männer, aber immerhin auch drei Bewerberinnen. Regina Mühlich, Jahrgang 1966, ist Geschäftsführerin der Ad Orga Solutions GmbH in Gröbenzell, Sandra Pabst, Jahrgang 1972, führt die Geschäfte der Gebe Elektronik und Feinwerktechnik GmbH in Germering und will sich ebenso wählen lassen wie die Geschäftsführerin des Mammendorfer Instituts für Physik und Medizin, Jennifer Rosenheimer, Jahrgang 1986. Neu dabei sind unter anderem auch Guido Amendt, 49, von der Olchinger Braumanufaktur, der Maisacher Bräustüberlwirt Harry Faul, 51, und Felix Wilhelm, 31, vom Schöngeisinger Reisemobil-Ausbauer Babum. Nicht mehr antreten werden Walter Enders, Peter Harwalik, Otto Hörmann und Ralf Keckeis.

Gelungen sind Steinbauer zufolge die Kandidatenanwerbungen - durch intensive Gespräche bei Firmenbesuchen des Regionalausschusses. Deutlich dazu beigetragen habe neben dem Zusammenhalt während der andauernden Corona-Krise auch die Unterstützung von Gründern. "Die Jungunternehmer engagieren sich ehrenamtlich in der IHK und geben etwas zurück", sagte Steinbauer. Nicht zuletzt wegen der Lobbyarbeit und der neuen Rolle der IHK als Dreh- und Angelpunkt der staatlichen Corona-Wirtschaftsförderung habe das Interesse zugenommen.

Denn nicht von staatlichen Stellen erhalten die Firmen ihre finanzielle Unterstützung, sondern von einer "virtuellen Firma" unter Federführung der IHK. So bezeichnet IHK-Geschäftsführer Robert Obermaier die "Antrags- und Zahlstelle für alle Branchen und Berufe in Bayern", die die IHK im staatlichen Auftrag nun ist. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Verwaltung für die Finanzhilfen aufgebaut. Die IHK stellt mit 150 Mitarbeitern den kleineren Teil des Personals, denn es helfen noch mehr als 300 Staatsbedienstete sowie Mitarbeiter der Messe München mit, die derzeit keinen Job haben. Mit diesem Personal würden sieben Programme gleichzeitig betreut, um die staatlichen Finanzhilfen so rasch wie es nur geht zu den notleidenden Firmen zu bringen.

In ganz Bayern sind das bis jetzt 170 000 gewesen, an die eine Summe von 2,3 Milliarden Euro ausgezahlt wurde, wie Obermeier auf Nachfrage mitteilt. Hauptleidtragender der staatlichen Beschränkungen seien die Gastronomie und die Beherbergungsbetriebe sowie die Veranstaltungsbranche. Obermeier, auch Chefvolkswirt der IHK, nannte 90 Prozent der Unternehmen in Bayern "resilient", die allermeisten hätten "gute Chancen, aus der Krise herauszukommen". Aber Obermeier beschönigte nichts: "die Notlage ist da."

So viele Menschen auch die ausschließlich von Bevollmächtigten der Firmen gestellten Anträge bearbeiten ("der prüfende Dritte"), so schwer machten es ihnen die "nicht sehr leistungsstarken" Softwareprogramme, die zu jedem Finanzhilfepaket mitgeliefert werden. Dass manche Firmen nach Monaten noch immer auf die Auszahlung von Überbrückungshilfen warteten, habe mit dem "Hauptproblem IT" zu tun, so Obermeier. Zahlen für den Landkreis Fürstenfeldbruck liegen seinen Angaben zufolge noch nicht vor.

Auch wenn noch niemand sagen kann, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Wirtschaft im Landkreis haben wird, so kann Michael Steinbauer doch feststellen, dass die Zahl der Neugründungen nicht stark zugenommen hat. Der IHK-Ausschussvorsitzende führt dies auf die Vollbeschäftigungsphase zurück, in der viele Arbeitnehmer mit dem Wunsch nach Selbständigkeit ihren sicheren Job behielten. Finden sich aber Gründer bereit, den Schritt zu wagen, dann unterstütze die IHK das. Verschiedene Beratungsmöglichkeiten gebe es für Gründer, ebenso unterstütze die IHK die Suche nach Ausbildungsplätzen. Steinbauer unterstrich, wie er in den vergangenen Jahren "die Marke IHK und die Marke Duale Ausbildung" in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt habe. Ausbildung sei schon deshalb wichtig, weil immer noch ein Fachkräftemangel herrsche.

In eine mögliche dritte Amtsperiode will Steinbauer das Thema Gewerbegebiete mitnehmen, insbesondere jene, die bei der Konversion des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck entstehen sollen. Er biete da fachlichen Beistand an, die IHK habe Experten auf diesem Gebiet. Auf die mangelnde Zusammenarbeit der Anliegerkommunen des Fliegerhorstes und eine gemeinsame Planung ging Steinbauer nicht ein, sprach aber davon, dass die IHK erwarte, dass bezahlbarer Wohnraum und Gewerbegebiete geschaffen werden. Für jede dieser Planungen forderte er die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Man müsse, so Steinbauer, den Landkreis "attraktiv und bezahlbar" halten.

© SZ vom 16.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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