Maisach:Überlebenskampf

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Heidi Minderlein, Andrea Mittermeier von den "Katzentatzen" Moorenweis, Marion Gleißner und Dagmar Pilarski (v.li.) (Foto: Günther Reger)

Seit zwölf Jahren betreuen die Tierfreunde Brucker Land ausgesetzte Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und Vögel. Ehrenamtlich ist die Aufgabe nicht mehr zu leisten, deshalb wirbt der Verein beim Sommerfest für mehr Geld von den Kommunen

Von Gerhard Eisenkolb, Maisach

Der einzige Bereich der Auffangstation der Tierfreunde Brucker Land, auf dem noch kein Freigehege, Stall oder Käfige steht, ist das Blechdach der ehemaligen Wasserstation Überacker. Auf dem tausend Quadratmeter großen Gelände und im Haus an der Straße zwischen Maisach und Überacker reiht sich ein Tiergehege an das andere. Selbst den Hügel eines ehemaligen Wasserbehälters bewohnen Kaninchen, die an diesem Sonntag zufrieden an Haselnusszweigen knabbern. Laut Peter Minderlein brauchen Kaninchen neben Grünfutter auch Zweige, um die schnellwachsenden Zähne abzunutzen. Was sich abwechselt, sind die Bewohner der Volieren, Ställe, Gartenhäuser und Container.

Im Erdgeschoss und im Keller des ehemaligen Wasserwerks sowie in den beiden holzverkleideten Containern an der Straßenseite werden vor allem Katzen, Rennmäuse, Hamster, Chinchillas, Meerschweinchen und im Winter auch einige Kaninchen untergebracht. Besonders schön haben es beim gemeinsamen Sommerfest der Tierfreunde und der Moorenweiser "Katzentatzen" die Wellensittiche, Kanarienvögel, Zebrafinken und Nymphensittiche. Deren Voliere am Eingang des Hauses, in dessen Keller für Jahrzehnte Wasserpumpen, Regler und Schieber standen, schmückt ein riesiges Blumengesteck aus Sonnenblumen. Gräser oder Blumen gibt es für die Vögel immer, beteuert Heidi Minderlein, die Vorsitzende der Tierfreunde. Nur dass die Vereinsmitglieder zum Sommerfest die Auffangstation besonders herausgeputzt haben. Dazu gehören die Sonnenblumen in der Voliere. Die Mühe hat sich gelohnt. Laut der Vorsitzenden werden zurzeit in der Station 155 Kleintiere betreut. Zählen lässt sich die Menschenmenge zwar nicht, die sich durch die Station schiebt. Aber man hat angesichts des Gedränges den Eindruck, dass sich auf dem schmalen Rundweg vor den Käfigen und vor den drei Katzenzimmern im Haus mindestens ebenso viele Menschen bewegen wie dort Tiere leben. Obwohl beim Sommerfest eigentlich ja keine Tiere vermittelt werden, meldet Hinde Minderlein strahlend, dass sie gerade für die graue Katze Maggie ein Zuhause gefunden hat.

Bei der längeren Führung übers Gelände wird wiederholt angedeutet, dass es bei diesem Sommerfest um mehr geht, als nur das übliche Werben für den Tierschutzgedanken. Der Verein, der ausgesetzte, abgegebene und beschlagnahmte Kleintiere betreut und an neue Eigentümer vermittelt, kämpft zwölf Jahren nach der Gründung um die Existenz. Aber es dauert eine gewisse Zeit, bis Peter Minderlein mit diesem Anliegen herausrückt. Das von der Gemeinde Maisach kostenlos zur Verfügung gestellte Anwesen im Außenbereich macht einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Aber genau das ist das Problem des 340 Mitglieder zählenden Vereins. Auch wenn sie es nicht sagen, tragen Peter und Heidi Minderlein die Hauptlast. Die Auffangstation zu betreuen, wurde für das Ehepaar über die Jahre zum Vollzeitjob an sieben Tagen in der Woche. So etwas zehrt. Der pensionierte Berufssoldat und Ehemann der Vorsitzenden ist inzwischen älter als 70, seine Frau in einem Jahre viermal operiert worden. Sie suchen ehrenamtliche Nachfolger, die nicht zu finden sind. Auch die Versuche, mit anderen Tierschutzeinrichtungen zu kooperieren, sind gescheitert.

Die Konsequenz, die Peter Minderlein daraus zieht, lautet: Ehrenamtlich ist diese Aufgabe nicht mehr zu leisten, es muss künftig hauptamtliche Mitarbeiter geben. Aber hierfür fehlt das Geld. Das erhofft man sich nun von den Gemeinden, denen die Tierfreunde die Aufgabe abnehmen, sich um Fundiere zu kümmern. Wenn Kommunen überhaupt etwas zahlen, reicht das zurzeit nicht. Tierbesitzer, die ihre Lieblinge in die Obhut des Vereins geben, tragen auch nur einen Teil der Kosten. Deshalb ist es wichtig, dass am Sonntag Bürgermeister Hans Seidl samt Stellvertreterin vorbeischauten. Mit Seidl wurde ein Termin vereinbart, bei dem die Tierfreunde ihre Anliegen im Rathaus vorbringen wollen. Obwohl noch nichts verraten wurde, kann es nur um höhere Zuschüsse gehen, um so die Arbeit des Vereins zu sichern.

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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