Maisach:Tierfreunde dürfen keine Hundezwinger errichten

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Peter Minderlein (Mitte) zeigt Bürgermeister Hans Seidl und den Gemeinderäten die Tierauffangstation. (Foto: Johannes Simon)

Maisachs Bauausschuss lehnt eine Erweiterung wegen Lärmbelästigung der Nachbarn ab. Der Verein muss nun um eine finanzielle Förderung bangen

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Darf die Tierauffangstation zwischen Maisach und Überacker ihr Gelände um vier Hundezwinger erweitern? Nur dann, so hieß es vor einiger Zeit aus dem Landratsamt, wäre es gerechtfertigt, den für das Areal verantwortlichen Verein Tierfreunde Brucker Land finanziell zu unterstützen. Um diese Frage nun aus baurechtlicher Sicht zu klären, haben sich die Mitglieder des Bauausschusses der Gemeinde Maisach am Montagabend zu einer Ortsbesichtigung an den Rand von Überacker begeben, genauer: zum ehemaligen Wasserwerk. Nach einer Begehung des gesamten Grundstücks mitsamt einer Befragung der anwesenden Nachbarn fiel die Entscheidung im Sitzungssaal rasch: Einstimmig lehnte das Gremium die Erweiterung ab.

Dass an diesem Montagabend etwas Besonderes los war, das war schon an den am Straßenrand parkenden Fahrzeugen zu erkennen. Denn der kleine Parkplatz vor der Tierauffangstation bot den vielen Autos nicht genug Platz. Und das, obwohl der Großteil der Bauausschussmitglieder und die Rathausmitarbeiter im Gemeindebus gekommen war. Mitsamt den Verantwortlichen der Tierfreunde, den Nachbarn Rita und Hans Strobl sowie den Pressevertretern drängten sich etwa 20 Personen auf dem mit Vogelvolieren und Hasenställen zugebauten Areal.

Bürgermeister Hans Seidl (CSU) erinnerte daran, dass der Veterinär des Landratsamtes die Aufnahme von Hunden von den Tierfreunden fordert, damit die Landkreiskommunen den Verein finanziell unterstützen. Bislang nehmen die Tierfreunde Brucker Land nur Kleintiere und Katzen auf. Nach der Argumentation des Veterinäramtes müsste der Verein sich aber um alle Fundtiere kümmern. Dann würde er komplett eine kommunale Aufgabe übernehmen, die Förderung wäre damit gerechtfertigt. Die Tierfreunde hatten jüngst 50 Cent pro Einwohner von den Kommunen gefordert.

Von hungrigen Stechmücken attackiert, setzte sich die Gruppe in Bewegung und umrundete das einstige Wasserwerk, das die Tierfreunde mit viel Arbeitseinsatz vor gut zehn Jahren in ein freundliches Heim für Tiere umgebaut haben. Auf der Rückseite des Gebäudes - das Gelände ist dort abschüssig - könnte der Verein Platz schaffen für zwei Container mit je zwei Hundezwingern; Raum also für insgesamt vier Hunde. Der Abstand zum Hof der Strobls beträgt von dort etwas mehr als 100 Meter. Wie Peter Minderlein, der Mann der Vorsitzenden Heidi Minderlein, ausführt, würde der Verein aber weitere Flächen für ein Auslaufgehege benötigen. Diese, so sagte Minderlein, müsste die Gemeinde nebenan zur Verfügung stellen. Alternativ könnten auch die Hundezwinger angrenzend an das bisherige Gelände aufgestellt werden, doch dort ist Überschwemmungsgebiet.

Diese Variante schied für die Gemeinderäte sofort aus. Der Grund für den Auslauf sei kein Problem, sagte Seidl. Aber "es ist mehr eine Besichtigung im nachbarschaftlichen Bereich", die Gemeinderäte wollten die Haltung der Nachbarn erfahren, wandte er sich direkt an das Ehepaar Strobl. "Begeistert sind wir nicht", sagte die Nachbarin und verwies auf ihre über 70 Jahre alten Mieter, die ihr Schlafzimmer in Richtung Tierauffangstation haben. Und sie befürchte, dass sich die Hunde gegenseitig hochschaukeln, wenn sie erst einmal nachts das Bellen angefangen haben.

Im Sitzungssaal angekommen, tauschten die Politiker der CSU kurz ihre sehr ähnlichen Meinungen aus. "Die Nachbarn waren nun mal zuerst da", begann Zweiter Bürgermeister Roland Müller. Er fand die Hundehaltung "unzumutbar". "Es wird nicht bei vier Hunden bleiben", befürchtete sein Parteifreund Josef Strauß. Er argumentierte, dass immer mehr Leute Hunde halten würden. Der Bürgermeister erinnerte daran, dass damals, als die Tierauffangstation genehmigt worden war, "nur von Kleintieren die Rede" gewesen sei. Aus Rücksicht auf die Nachbarn lehnte der Bauausschuss die Erweiterung einstimmig ab.

© SZ vom 31.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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