Maisach:Schatzsuche in Anzhofen

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Die Ausstellung "Kunst im Stadl" zeigt unter anderem Arbeiten wie John McNamaras "Versponnen". (Foto: Günther Reger)

Zum 20. Mal zeigt "Kunst im Stadl" am Wochenende hochwertiges Kunsthandwerk von traditionell bis trendbewusst

Von Julia Bergmann, Maisach

Auf dem alten Bauernhof in Anzhofen, zwischen Obstbäumen und Gemüsebeeten, wohin sich sonst kaum eine Menschenseele verirrt, werden an diesem Wochenende rund 5000 Besucher erwartet. Dann nämlich zeigen 120 Aussteller auf den Streuobstwiesen und in und um die großen Ställe Kunsthandwerk vom Feinsten. Zum 20. Mal organisiert Helga Backus an diesem Wochenende die Ausstellung "Kunst im Stadl". Was 1995 mit lediglich zehn befreundeten Künstlern begann, ist mittlerweile ein Magnet für Liebhaber des Kunsthandwerks geworden.

Zum 20-jährigen Bestehen von "Kunst im Stadl" hat sich Backus einige Besonderheiten einfallen lassen. Eine davon ist etwa ein Rikscha-Shuttle vom Besucher-Parkplatz bis zum Hof. Zudem wird stündlich ein Shuttle-Bus vom S-Bahnhof Maisach zu dem kleinen Weiler Anzhofen fahren, sodass die Besucher das idyllische Areal bequem erreichen können. Zu sehen gibt es dort unter anderem Skulpturen aus Holz, Metall, Keramik und Stein, Objektkunst, Textiles aber auch Goldschmiedearbeiten. Auch einige Upcycling Künstler werden ihre Werke in Anzhofen ausstellen. Arbeiten also, die wertlos gewordene Alltagsgegenstände in neue Schätze verwandeln.

Der Germeringer Künstler Bartlomiej Zabielny ist einer von ihnen. Zabielny war auf Weltreise unterwegs mit seinem Fahrrad, als er die Idee entwickelte, aus Einzelteilen alter Drahtesel imposante Lichtobjekte zu bauen, wie etwa einen großen Kronleuchter - ein Gestell aus Felgen verkleidet mit Fahrradketten. Auch die Maisacher Künstlerin Nina Fischer arbeitet mit Fahrradteilen. Aus den Schläuchen der Räder fertigt sie Taschen und Schmuck. "Upcycling interessiert momentan viele Besucher", erklärt Bacchus. Der letzte Schrei in der Kunsthandwerk-Szene sozusagen.

Die Aussteller, die bei "Kunst im Stadl" ihre Arbeiten präsentieren, werden von Backus gemeinsam mit einer sechsköpfigen Jury ausgewählt. "Wir achten unter anderem darauf, dass wir eine gewisse Vielfalt zeigen können, außerdem auf Originalität und Qualität", erklärt Backus. Es verstehe sich von selbst, dass es in Anzhofen keine industriell gefertigte Massenware zu sehen gibt. "Die Aussteller müssen ihre Arbeiten in Handarbeit anfertigen", sagt sie. Und die Jury lege auch Wert darauf, wie die Aussteller ihre Ware präsentieren. Ein Muss an einem Ort, der so wunderschön ist wie dieser, findet Backus. An Auswahl mangelt es der Jury nicht. Jedes Jahr bewerben sich etwa 300 bis 400 Aussteller um die begehrten Plätze.

Dass die Nachfrage einmal so groß werden würde, hätte Backus sich nicht träumen lassen. "Geplant war Kunst im Stadl als einmalige Sache", sagt sie. Ein Umstand, den Künstler, Besucher und Freunde zu verhindern wussten. Gut für Backus, denn sie hat sich der Veranstaltung mit Leib und Seele verschrieben. Die Maisacherin ist selbst seit fast 30 Jahren Künstlerin. Der Werkstoff ihrer Wahl ist Metall. Daraus schweißt sie große und kleine Altmetallobjekte etwa aus Werkzeugen, Schlüsseln oder aus Draht. Begonnen hat sie mit ihrer Arbeit, inspiriert durch ein Stück eines anderen Künstlers. Ein Objekt aus Metall verschweißt mit einem alten Sägeblatt. "Ich habe sofort in München mit Schweißkursen angefangen - als einzige Frau unter vielen Männern", erzählt sie. Ihre Werke werden ebenfalls in Anzhofen zu sehen sein.

Die Ausstellung bietet aber nicht nur eine Bühne für Kunsthandwerker, sondern auch für Nachwuchsmusiker. So wird die Germeringer Band "Didge Percussion" die Ausstellung am Samstag um 12 Uhr eröffnen und die junge Olchinger Band "OHWHY" wird am Abend für Stimmung sorgen. Insgesamt treten an dem Wochenende fünf Musikgruppen auf.

Backus freut sich auf viele Besucher. Wer die sengende Hitze fürchtet, der sei beruhigt. Das "Kunst im Stadl"-Team hat bereits viele gute Schattenplätze unter großen Obstbäumen mit Sitzgelegenheiten bestückt.

Die Ausstellung "Kunst im Stadl" ist am Samstag und Sonntag jeweils von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zum Rahmenprogramm gibt es unter www.kunst-im-stadl.de.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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