Maisach:Robin Hood oder Halunke

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Das Räuber-Kneißl-Museum in der Brauerei Maisach wurde renoviert und um viele Exponate erweitert. Darunter ist eine Guillotine wie die, mit der Kneißl 1902 hingerichtet wurde

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Michael Schweinberger (ganz links) hat mit Unterstützung von Elisabeth Lang den Räuber-Kneißl-Keller hergerichtet. (Foto: Brauerei Maisach)

Für die einen war er so etwas wie der bayerische Robin Hood, für die andern ein Halunke, der seine gerechte Strafe unter der Guillotine fand. An Mathias Kneißl alias Räuber Kneißl, geboren 1875, scheiden sich bis heute die Geister: War er ein Opfer seines sozialen Umfeldes und der Justiz? Oder doch ein kaltblütiger Räuber und Mörder, der 1902 zu Recht hingerichtet wurde? Eine Ausstellung im neu renovierten Räuber-Kneißl-Keller der Brauerei Maisach geht der Frage nach, wer diese schillernde Figur wirklich war.

Anlässlich der Eröffnung des Räuber-Kneißl-Radweges der acht West-Allianz-Gemeinden hat die Brauerei Maisach auf Initiative ihres Geschäftsführers, Michael Schweinberger, das Museum herrichten und um etliche Ausstellungsstücke erweitern lassen. Fachlich beraten wurde er dabei von der Brucker Historikerin und Stadtführerin Elisabeth Lang.

Das Schicksal des jungen Mannes, der in ärmliche Verhältnisse geboren wurde, durch vielerlei Umstände auf die "schiefe Bahn" geriet und nach einer noch immer beispiellosen Jagd unter der Guillotine endete, bewegt Michael Schweinberger, seit er 2016 die Brauerei übernahm. Bereits in den 1990er Jahren hatte der frühere Eigentümer der Traditionsbrauerei mit der Einführung des dunklen Räuber-Kneißl Bieres Exponate zum Namensgeber gesammelt. 2002 war Mathias Kneißl schließlich im Bauernhofmuseum Jexhof Teil der Ausstellung "Im Wald, da sind die Räuber". Aus dieser Exposition stammen eine Reihe von Gegenständen und Dokumenten, die heute in Maisach zu sehen sind.

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(Foto: Johannes Simon; Brauerei Maisach)

Ein Schild weißt den Weg in den Räuber-Kneißl-Keller.

Neben anderen historischen Stücken gibt es dort eine Guillotine zu sehen.

Anhand von Tafeln, Dokumenten, Fotografien, historischen und zum Teil authentischen Gegenständen tritt der Besucher eine Reise in die Vergangenheit an, die am Beispiel des Räubers auch Einblicke in die widrigen Lebensverhältnisse um die Jahrhundertwende gibt. Erstaunlich groß ist Anzahl von Exponaten, die nicht nur hinter Glas, sondern "begreifbar" sind. Hier ein Fahrrad, dort ein Odelfass - beides, wie auch ein Großteil der zahllosen weiteren Ausstellungsstücke, stammen zwar nicht aus dem Besitz des Räubers, aber aus seiner Umgebung und seiner Zeit. So der Drilling, eine Jagdwaffe, hinter Glas von 1900 und eine ebenso alte Ziehharmonika: Der Frauenheld spielte gerne und gut zum Tanz auf. Auf etwa die Jahrhundertwende wird eine Gefängnistür datiert, eine Dauerleihgabe der früheren Strafanstalt Fürstenfeldbruck. Jüngeren Datums ist die Guillotine - obwohl eine Nachbildung, lässt ihr Anblick den Besucher erschaudern.

Original sind hingegen der Regenschirm von Mathias Kneißl, den er - angeblich zuvor gestohlen - bei seiner Flucht in der Gastwirtschaft vergessen hatte, sowie einige Dokumente und ein Röntgenbild. Jenes stammt von einem Jungen, der einige Schrotkugeln des Räubers abbekommen hatte. Beschriebene Postkarten und Telegramme belegen zudem, wie gespalten Ansichten zu Kneißl war: Während er von der Polizei gejagt wurde wie ein Schwerverbrecher, versteckte ihn die Bevölkerung und verhalf ihm oft zur Flucht. Bis zum März 1901, als er verraten und von 150 Gendarmen regelrecht hingerichtet wurde. Schwer verletzt überlebte Mathias Kneißl. Er wurde im Krankenhaus zusammengeflickt um dann - ungeachtet des Gnadengesuchs an Prinzregenten Luitpold - zum Tode verurteilt zu werden.

Bei der Sortierung, Gliederung und vor allem beim Texten der Erklärungstafeln stand die Fürstenfeldbrucker Historikerin Elisabeth Lang dem Museum zur Seite. Sie beschäftigt sich seit mehreren Jahrzehnten mit dem Leben Kneißls und darf sicher zu Recht als Expertin bezeichnet werden. Ihr Sohn Moritz drehte zwei Dokumentarfilme mit Kreisheimatpfleger Toni Drexler sowie Nachfahren von Zeitzeugen.

Gegliedert ist die Ausstellung in sieben zeitliche Stationen: "Familienbande", "Räubernest", "Eingesperrt - Ausgesperrt", "Räuber und Gendarm", "Schießereien" und "zugricht, hergricht, higricht". Zu sehen ist die Dauerausstellung im Rahmen einer Brauereiführung oder auf Anfrage beim Wirt des Bräustüberls. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite unter www.brauerei-maisach.de.

© SZ vom 19.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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