Maisach:Rathaus-Erweiterung rückt in weite Ferne

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Städtebaulich verändern würde sich das Ortszentrum, käme ein Anbau ans Rathaus und würde unterm Marktplatz eine Tiefgarage gebaut werden. (Foto: Günther Reger)

Angesichts ungewisser Finanzen wegen Corona verschiebt Maisach das auf zwölf Millionen Euro geschätzte Projekt

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Die Gemeinde wächst an Einwohnern und Unternehmen, und damit wachsen auch die Aufgaben der Verwaltung. Doch der Platz im Rathaus ist begrenzt, so dass sich die Gemeinde entschlossen hat, eine Erweiterungsplanung in Auftrag zu geben. Das Ergebnis ist ebenso interessant wie ernüchternd. Denn um etwas mehr als 20 neue Arbeitsplätze in einem Anbau und gut ein Dutzend zusätzlicher Parkplätze im Zentrum von Maisach zu schaffen, wären etwa zwölf Millionen Euro fällig. Einen Neubau auf der grünen Wiese kalkulieren die Architekten mit 13 Millionen Euro.

Es sind nicht nur die Kosten, weshalb der Gemeinderat das Projekt gleich nach der Präsentation der Architektur und der Kalkulation vorerst zurückgestellt hat. Klar ist, dass die Kosten derzeit das stärkste Gegenargument liefern, können doch weder Verwaltung noch Gemeinderat die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abschätzen. Dabei wäre der Anbau an das Rathaus, der die notwendige Entlastung schaffen soll, mit 7,7 Millionen Euro Baukosten zwar der größere Anteil, aber dazu kämen weitere Kosten, etwa für die notwendigen Stellplätze. Eine große Lösung, wie Thomas Langosch vom Architekturbüro Winzinger in Gröbenzell sie darstellte, würde auch städtebaulich in der Ortsmitte einiges verändern. Würde doch der Marktplatz zu einer Tiefgarage mit insgesamt etwa 30 Stellplätzen - für drei Millionen Euro. Ein doppeltes Parkdeck neben dem Rathaus schloss Langosch aus optischen Gründen aus. "Die Stellplätze lassen sich nicht wirtschaftlich schaffen", sagte Langosch. Als Alternative böte sich an, Parkplätze am Bahnhof zu nutzen oder sich auf ein neues Verkehrskonzept zu verlegen mit Nahverkehr und mehr Fahrradverkehr.

Klar ist dem Bürgermeister, der Verwaltung und den Gemeinderäten aber auch, dass nach den Erfahrungen seit März dieses Jahres eine Erweiterung des Platzangebots im Rathausgebäude gar nicht notwendig sein dürfte. Bürgermeister Hans Seidl jedenfalls dachte in der jüngsten Gemeinderatssitzung schon mal laut darüber nach, dass so mancher Arbeitsplatz nicht im Rathaus, sondern nur mit ihm verbunden sein müsste. So sei denkbar, dass Büros angemietet würden. Auch das Stichwort "Home-Office" fiel in der Sitzung.

Ein Anbau ans Rathaus würde Raum für 24 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Damit könnten nicht nur weitere Verwaltungskräfte eingestellt werden. Auch das Gemeindearchiv, das wegen der beengten Platzverhältnisse ausgelagert wurde, wäre dann wieder zurück im Rathaus. Der gefällig wirkende Anbauentwurf soll über den Gewinn an neuen Räumen aber noch weitere Funktionen erfüllen. Denn das Rathaus und der in den Neunzigerjahre entstandene Anbau haben unterschiedlich Ebenen, der Neubau könnte somit eine "vermittelnde Funktion" samt einem großzügigen Eingangsbereich haben, wie Architektin Barbara Grassl bei der Vorstellung des Entwurfs sagte.

Die Architekten Grassl und Langosch wurden von Seidl mit den Worten entlassen, dass es "vor dem Ende der Wahlperiode" wahrscheinlich nicht zu einer Fortsetzung der Planung kommen werde. Sollte diese Ankündigung zutreffen, werden sich die Gemeinderäte frühestens Ende 2025 wieder mit dem Rathausneubau beschäftigen. Bis dahin dürfte auch klar sein, welche Steuerausfälle die Gemeinde verkraften muss, welche Mittel zur Verfügung stehen und ob das Wachstum der Gemeinde so weitergeht.

© SZ vom 12.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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