Maisach:Lebensraum in Gefahr

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Mit einem Spaten ist dieser Biberdamm im Fußbergmoos von einem bisher Unbekannten beschädigt worden. (Foto: privat)

Im Fußbergmoos wurden zwei Biberdämme aufgestochen. Naturschützer fürchten um die streng geschützten Tiere

Von Peter Bierl, Maisach

Im Fußbergmoos bei Maisach sind nach Angaben des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) zwei Biberdämme aufgestochen worden. Weil es sich um ein Vergehen nach dem Naturschutzgesetz handelt, hat der Umweltverband Anzeige erstattet, von den Tätern fehlt aber jegliche Spur. Das Tier ist seitdem auch nicht mehr gesichtet worden, teilt Uschi Anlauf mit, die Geschäftsführerin der LBV-Kreisgruppe. Einer der beiden Dämme seit mittlerweile wieder repariert, sagt Dieter Sämmer, der Naturschutzbeauftragte im Landratsamt.

Ein Aktivist des LBV meldete Ende April, dass ein Damm aufgestochen wurde. Bei einer Begehung mit der Polizei am 9. Mai stellte Anlauf auch an einem zweiten Bauwerk Schäden fest. Beide Dämme liegen in direkter Nähe zu einer Biberburg. Der LBV fürchtet, dass der Biber vertrieben worden ist. Darüber hinaus schrumpfe die Wasserfläche, der Lebensraum für Erdkröten, Gras- und Laubfrosch sowie Grünfrösche schwinde. In dem angestauten Gewässer befanden sich Tausende Kaulquappen, so Anlauf. Außerdem lebten dort Stichlinge und einige seltene Vogelarten.

Die Polizei in Olching ermittelte bisher keinen Tatverdächtigen und stellte lediglich fest, dass die Schäden mit einem Spaten angerichtet wurden. Es gebe zwar allerlei Mutmaßungen, aber keine Hinweise. "Die Spurenlage ist dürftig, wir haben dort im Wald nicht einmal Fußabdrücke gefunden", sagte Herbert Kanz, der stellvertretende Leiter der Dienststelle. Einzige Chance sei, dass jemand etwas beobachtet oder gehört hat und sich bei der Polizei meldet.

Der eine Damm auf Fürstenfeldbrucker Flur sei mittlerweile mit Zweigen und Erdreich repariert worden, berichtete Sämmer nach einer erneuten Besichtigung. Von dem Vorschlag des LBV, einen Runden Tisch einzuberufen, um die Lage zu beruhigen, hält er gar nichts. "Mit mir nicht mehr", lautet die Antwort des Mitarbeiters von der Unteren Naturschutzbehörde.

Die Interessen und Perspektiven seien zu konträr. Es würde nichts herauskommen. Der Naturschutzbeauftragte kennt das Fußbergmoos und alle Beteiligten seit Jahren. Sämmer wurde sogar schon angezeigt, weil man unterstellte, er selber habe einen Damm angelegt oder dazu beigetragen. Es gab etliche Ortstermine, und einige Grundeigentümer kassierten sogar insgesamt einige tausend Euro Entschädigung, weil der Biber durch aufgestautes Wasser ihre Birkenwäldchen und Wiesen wirtschaftlich unbrauchbar gemacht habe. Allerdings seien manche Grundbesitzer erst durch den Umstand, dass es solche Entschädigungen gibt, überhaupt erst auf den Gedanken gekommen, dass sich diese Flächen nutzen ließen, erzählt Sämmer.

Auf der einen Seite nisten sich Biber überall ein, erzählt Sämmer, in Vorflutern oder Kläranlagen, und richten große Schäden an - indem die Tiere Löcher graben , Ufer unterhöhlen oder sich durch Dämme Wasser aufstaue. Auf der anderen Seite habe ihm der Mensch auch die Lebensräume genommen. Was das Fußbergmoos betrifft, läge kein offizieller Antrag auf einen Abschuss vor. Einen solchen würde die Kreisbehörde auf jeden Fall ablehnen, so Sämmer. "Wenn nicht im Fußbergmoos, wo soll der Biber überhaupt noch leben?" Inzwischen sind beide Dämme wieder von einem Biber repariert worden. Anlauf appellierte an die Bevölkerung, die Tiere dabei nicht wieder zu stören.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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