Neujahrsempfang der CSU in Maisach:Inklusion für alle

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Herbert Sedlmeier ist der Gastredner

Von Ariane Lindenbach, Maisach

"Vor einem Jahr hätte ich noch den Unterschied zwischen Integration und Inklusion erklärt." Doch die Veränderungen in Deutschland seither machen das unnötig. Mit Integration assoziiere inzwischen jeder die Eingliederung von Zuwanderern, stellt Herbert Sedlmeier in der festlich geschmückten Turnhalle der Grundschule Maisach fest. Der Beauftragte für Menschen mit Behinderung für den Landkreis Fürstenfeldbruck sowie Landesvorsitzende der Behindertenbeauftragten der Landkreise und Bezirke in Bayern führt mit diesem aktuellen Bezug beim Neujahrsempfang der CSU Maisach zu seinem Thema: die Inklusion.

Eine launige Rede hält Sedlmeier zwischen den Grußworten des Ortsvorsitzenden Hannes Haschka, der sich vor Nervosität zweimal verhaspelt, des Bürgermeisters Hans Seidl und der auf die Rede folgenden feierlichen Verleihung des Ehrenpreises. Das gesamte Programm wird musikalisch begleitet vom Bläserensemble der Blaskapelle Maisach unter der Leitung von Franz Kellerer sowie dem Gesangverein Maisach unter der Leitung von Christian Meister.

Gerda Hasselfeldt, derzeit CSU-Landesgruppenchefin in Berlin und enge Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel, und Luitpold Prinz von Bayern, waren schon als Gastredner zu den CSU-Neujahrsempfängen in Maisach gekommen. "Und jetzt steh' ich da", beginnt Herbert Sedlmeier, der in seinem Elektrorollstuhl auf der Bühne von den hinteren Reihen aus nicht mehr zu sehen ist. In breitem Bairisch sinniert er über diese Ehre, die ihm da zuteil werde und sein Selbstbewusstsein vor lauter Stolz schon ein bisschen wachsen lasse. Allerdings nur bis zu dem Moment, als ihm bewusst wurde, "dass ich gut sein muss". Mit viel Witz führt Sedlmeier allmählich zur Inklusion, wobei er eben kurz die Integration von Flüchtlingen streift und im gleichen Atemzug auf den Unterschied zur Inklusion hinweist.

"Inklusion heißt wortwörtlich eigentlich Zugehörigkeit", eben die Teilnahme aller Menschen an Bildung und Arbeit, dem gesellschaftlichen Leben; dazu gehöre auch der barrierefreie Zugang zu öffentlichen Räumen, erklärt Sedlmeier. Vieles sei bereits erreicht worden. Doch gerade was das Schul- und Arbeitsleben betrifft, gelte es, noch viel zu verändern. Dafür kämpft der Behindertenbeauftragte, etwa wenn er Vorträge hält, in denen er nicht über Behinderte spricht, sondern über Mütter mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren. Sie alle hätten Probleme mit zu hohen Bordsteinen oder fehlenden Aufzügen, betont er. Und macht deutlich, dass die Inklusion "auch durch den Abbau von Barrieren im Kopf" gefördert wird. Vollkommene Inklusion innerhalb der nächsten zehn Jahre hält er für wenig wahrscheinlich, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt. Obwohl die Wirtschaft dort noch viele Kräfte - Sedlmeier nennt den Fachkräftemangel - rekrutieren könnte. Auch Behinderten sollte die Gesellschaft nicht pauschal eine geringere Leistungsfähigkeit unterstellen. "Ich selbst war in 36 Arbeitsjahren 20 Wochen krank." Zum Schluss zeigt der Behindertenbeauftragte am Beispiel USA, wie Inklusion aussehen könnte. "Ich war den Amerikanern völlig egal", keiner habe ihn dort beachtet, weil er Rollstuhl fährt.

Zum Höhepunkt des Abends hin, der Verleihung des Ehrenpreises für langjähriges ehrenamtliches Engagement, verkündet Jury-Vorsitzender Peter Eberlein das, wieder einmal, einstimmige Ergebnis: Josefine Turini aus Stefansberg. Die 78-Jährige ist Gründungsmitglied des Trachtenvereins - einen deftigen Juchzer lässt sie in der Turnhalle erklingen. Auch im Katholischen Frauenbund und dem Gartenbauverein ist die vierfache Mutter dabei, in allen Vereinen war sie teils viele Jahre im Vorstand aktiv.

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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