Maisach:Hölzerner Wetterprophet

Lesezeit: 2 min

Sidonia und Franco Pontil, Romina und Albertos Kinder, halten das nur aus Holz gefertigte Barometer aus der Heimat ihrer Eltern. (Foto: Günther Reger)

In Maisachs Eisdiele hängt ein ungewöhnliches Barometer

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Am Himmel hängen ein paar dunkle Wolken. Aber das Barometer an der Maisacher Eisdiele zeigt schon wieder nach oben. "Sole" - das heißt auf italienisch sonnig - steht auf dem mit feinen Pinselstrichen bemalten Holzbrett etwa an der Stelle, wohin der dünne helle Zweig derzeit zeigt. "Eiswetter" ist in heller Farbe und geschwungenen Buchstaben auf das hölzerne Brett geschrieben worden. Filigran gezeichnete Blumen und eine Eistüte verzieren es zusätzlich. Dieses Holzbrett ist aber kein nutzloses Bild, das einfach nur schön sein will. Nein, es soll ein funktionierendes Barometer sein, das Romina und Alberto Pontil, die Betreiber der Eisdiele "Alberto", aus ihrer Heimat in den Dolomiten mitgebracht haben.

"Das hat bei uns Tradition", erklärt Romina Pontil. Eigentlich habe fast jeder Einwohner von San Pietro in der Provinz Belluno ein vergleichbares Gerät am Haus hängen. Freilich sind die wenigsten so groß, wie jenes, das nun unter dem künstlichen Olivenbaum an der Wand im Eisdielen-Garten hängt. Und so schön bemalt und mit der Überschrift "Eiswetter" versehen sind sie natürlich auch nicht, erzählt die Italienerin, die schon seit 21 Jahren mit ihrem Mann die Eisdiele in Maisach betreibt. Das neue Barometer der Pontils ist schon etwas Besonderes. Es war ein Geschenk, natürlich aus der Heimat und extra für die Eisdiele gefertigt. Der Schwiegervater von Alberto Pontils Schwester Mariana, ein ehemaliger Schreiner, bearbeitete das Holz. Und eine malerisch begabte und geübte Bekannte erledigte den Rest.

Damit das Barometer wirklich funktioniere, müsse es nach einem bestimmten Verfahren hergestellt werden. Der Zeiger ist vom Holz der Weißtanne. "Dieses Holz wird in einer bestimmten Mondphase geschlagen", erklärt Romina Pontil. Auch das Lagern und Trocknen des Holzes folge bestimmten Regeln. Und selbst beim Zusammenbauen müsse man genau arbeiten: der Zeiger dürfe zunächst nur lose angebracht und erst dann richtig befestigt werden, wenn es einige Tage am Stück schön gewesen sei.

Doch aufmerksame Beobachter brauchen nach Romina Pontils Ansicht gar kein Barometer: "Auch im Wald kann man sehen ob das Wetter schlecht wird. Denn die Äste biegen sich nach unten, wenn zuviel Wasser in der Luft ist."

Viele ihrer Gäste, berichtet das Ehepaar, würden sich nach dem ungewöhnlichen Barometer erkundigen. Manche würden derlei von ihren Bergtouren kennen, sagt Alberto Pontil. Und der Innenarchitekt, der das Interieur der Eisdiele für diese Saison neu gestaltet hat, habe sich sogar über ihn ein solches Barometer aus den Dolomiten bestellt.

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: