Maisach:Hochzeiten rauben Nachbarn Schlaf

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Hochzeiten werden gerne im Bürgerzentrum Gernlinden gefeiert. Den Nachbarn geht's auf die Nerven. (Foto: Christian Hufnagel)

Anwohner beschweren sich über Feiern im Bürgerzentrum Gernlinden

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Für die einen sind sie die schönsten Tage im Leben, für die Nachbarn des Bürgerzentrums im Maisacher Ortsteil Gernlinden aber sind die dort veranstalteten Hochzeiten mittlerweile der blanke Horror. Denn Wochenende für Wochenende ziehen dort Hochzeitsgesellschaften ein, feiern ausgiebig und lang und rauben den Anwohnern die Nachtruhe. Am Donnerstag haben sich zwei Gernlindener in der aktuellen Viertelstunde des Gemeinderates Gehör verschafft und eine Unterschriftenliste von Nachbarn übergeben. Ziel: Die Gemeinde soll endlich etwas unternehmen.

Die Gemeinde wusste Bescheid, das Landratsamt wohl auch, und die Polizei war mehrere Male nach Anrufen verärgerter Bürger in Gernlinden. Auch Bürgermeister Hans Seidl wurde spätabends angerufen und fuhr zum Bürgerzentrum. Alle, die die Ruhestörungen erlebt haben, sagen übereinstimmend, dass die Feiernden überhaupt keinen Respekt gezeigt hätten, sondern sogar gedroht hätten. Eine Anwohnerin berichtet davon, dass Gäste einer Hochzeit in einem Garten ihre Notdurft verrichtet hätten, es käme immer wieder zu Sachbeschädigungen. Ein Nachbar erzählt den Gemeinderäten, wie er angegangen wurde und dass sein Auto beschädigt worden sei. Er habe dies in der Gemeinde gemeldet, die Polizei verständigt. Passiert sei aber nichts.

Die Gemeinde als Eigentümerin des Bürgerzentrums habe sich an den Pächter gewandt, sagt Hans Seidl. Der Pächter könne den Saal im Bürgerzentrum bewirtschaften, wenn dort öffentliche Veranstaltungen stattfinden, und er darf den Saal selbst benutzen. Sowohl der derzeitige Wirt als auch sein Vorgänger hätten angegeben, dass das an das Bürgerzentrum angrenzende Lokal ohne den Betrieb im Saal nicht wirtschaftlich zu führen sei. Deshalb gebe es seit zwei Jahren dort zwischen März und Oktober Hochzeiten mit großer Gesellschaft. Die Anwohnerin berichtet davon, dass sich nach Mitternacht vor dem Bürgerzentrum schon mal 70 bis 100 Gäste, darunter 30 Kinder aufgehalten hätten - mit entsprechendem Lärmpegel.

Weiterer Lärm entsteht dann beim Abfahren der Gästen nach der Feier. Da der Parkplatz am Dorfplatz, so der Bürgermeister, ungern benutzt werde, würden die Straßen rund um das Bürgerzentrum zugeparkt. Dass der Pächter das alles nicht kontrollieren könne, weil er sich um die Gäste kümmern müsse, gesteht Seidl dem Wirt zu.

Seidl sicherte den betroffenen Anwohnern am Donnerstag zu, dass sich der Gemeinderat und er um die Sache kümmern werden. Die Gemeinde könne zum Beispiel, wenn Gespräche nichts nützten, die Angelegenheit über den Pachtvertrag regeln. Im schlimmsten Falle sogar mit fristloser Kündigung. Seidl machte den Gemeinderat und das Publikum aber auch mit den Konsequenzen vertraut: "Das bedeutet die Aufgabe der Pacht und Leerstand des Bürgerzentrums."

Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung wurde beschlossen, dass der Wirt bei jeder Familienfeier mit mehr als 100 Personen zwei Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes beauftragen muss, die dann drinnen wie draußen kontrollieren müssen.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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