Maisach:Guter und schlechter Lärm

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Die mögliche zivile Nutzung des ehemaligen Fürstenfeldbrucker Militärflughafens führte zu einem Massenprotest. (Foto: Günther Reger)

Die Bürgerinitiative Fluglärm stand für den Kampf gegen einen Brucker Zivilflugplatz

Von Gerhard Eisenkolb, Maisach

Es dürfte nur wenige Bürgerinitiativen (BI) geben, denen es gelang, die Staatsregierung in die Knie zu zwingen. Die Maisacher BI gegen Fluglärm schaffte dieses Kunststück. Zwar nicht alleine, obwohl sie in ihrer besten Zeit etwa 1500 Mitglieder hatte, sondern im Zusammenspiel mit Kommunalpolitikern aus dem ganzen Landkreis - auch von der CSU - und einem großen Rückhalt in der Bevölkerung. Die BI verfolgte ein Ziel, das vielen eine Herzensangelegenheit war. Ihr ging es nämlich in den Neunzigerjahren und Nullerjahren nach der Jahrtausendwende darum zu verhindern, dass der ehemalige Militärflugplatz in Fürstenfeldbruck mit der längsten Landebahn in Süddeutschland in einen Zivilflugplatz umgewandelt wurde.

Der BI schlossen sich auch Landkreisbewohner an, die den Lärm von Militärflugzeugen tolerierten, aber nicht den von anderen Maschinen. Die BI ging nicht so weit, zwischen gutem und schlechtem Lärm zu unterscheiden - sie machte auch der Luftwaffe das Leben schwer -, aber ein Teil ihrer Unterstützer tat das. Es gab Menschen, die Flüge und damit den Lärm der Luftwaffe befürworteten, den von Privatfliegern aber strikt bekämpften.

Ihr Ziel, aus dem Militärflugplatz einen zivilen zu machen, verfolgte die Staatsregierung mit dem damaligen Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) mit Nachdruck und lange ohne Rücksicht auf die Befindlichkeit der Menschen im Siedlungsschwerpunkt im Westen von München. Auf dem Gelände des Fliegerhorstes sollte für den Großraum München, also für die Region 14, einen Verkehrslandeplatz mit festen Öffnungszeiten für die Allgemeine Luftfahrt entstehen. Zu dieser Kategorie gehören im Sichtflug gesteuerte Flugzeuge mit einem Gewicht von bis zu zwei Tonnen. Die Zahl der Flugbewegungen sollte beschränkt werden. Das wäre nicht so schlimm gewesen, die Gegner dieses Vorhabens waren jedoch überzeugt, dass der Verkehrslandeplatz nur den Einstieg für einen zweiten Münchner Großflugplatz bilden würde. Deswegen wollte man den Anfängen wehren. Die im Auftrag der Staatsregierung gegründete Flughafenbetriebsgesellschaft war eine Fehlkonstruktion. Da die Gemeinde Maisach die Zufahrtsstraße in einen Weg umwidmete war der Platz nur zu Fuß oder aus der Luft zu erreichen. Für Geschäfts- und Hobbyflieger war das unattraktiv. Statt eines Flugplatzes entstand ein Fahrsicherheitstrainingszentrum.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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