Maisach:Gegen Trabrennbahn und Südumfahrung

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Die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz lehnt die Großprojekte auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände ab. Sie verzichtet aber aus Rücksicht auf ihre Maisacher Mitglieder auf eine Klage

Von Gerhard Eisenkolb, Maisach

Die Fürstenfeldbrucker Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN) lehnt den Bebauungsplan der Gemeinde Maisach für die geplante Südumfahrung und eine Trabrennbahn auf dem ehemaligen Flugfeld des Fliegerhorstes ab. Die Planungen rechtfertigen aus Sicht von Eugenie Scherb nicht die Eingriffe in das überregional bedeutsame Naturschutzgebiet. Die Kreisvorsitzende bezweifelt in einer Stellungnahme als Träger öffentlicher Belange, dass es nach dem langjährigen internen Streit im Münchner Trabrennverein überhaupt noch zum Bau der Trabrennbahn kommt.

Anstelle des geplanten Sportgeländes könnte am Südrand der Gemeinde ein Gewerbegebiet entstehen, so die BN-Vorsitzende. Bürgermeister Hans Seidl (CSU) dementiert solche Überlegungen. Es sei nur ein "Sondergebiet Trabanlage" geplant. Für den Fall eines Scheiterns des Projekts sei die Gemeinde keine weiteren Verpflichtungen gegenüber dem Eigentümer des Geländes eingegangen.

Nach kontroversen internen Diskussionen haben sich die Naturschützer jedoch dazu durchgerungen, auf eine Klage gegen die beiden Vorhaben, die mit Eingriffen in geschützte Flora-Fauna-Habitat-Flächen (FFH) verbunden wären, zu verzichten. Die BN-Kreisvorsitzende Eugenie Scherb begründet diesen Schritt damit, dass Maisacher Mitglieder der Kreisgruppe die Ortsumfahrung ebenso befürworteten wie viele Maisacher. Im Gegensatz zu den unmittelbar Betroffenen zweifelt Scherb dennoch an der Notwendigkeit der Südumfahrung, die zum großen Teil auf einem Runway des ehemaligen Luftwaffen-Flugfeldes - also auf einer bereits versiegelten Fläche - verläuft. Ihr Hauptablehnungsgrund ist, dass Teile der künftigen Trasse mit einer Gesamtfläche von etwa 84 600 Quadratmetern durch das von EU-Recht geschützte FFH-Gebiet verlaufen.

Quelle: SZ-Grafik (Foto: N/A)

Nicht nur wegen des Verzichts auf eine das Bebauungsplanverfahren in die Länge ziehende Klage reagiert der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl (CSU) entspannt. Er sieht, wie er sagt, den Bebauungsplan nicht durch die Einwände der Kreisgruppe gefährdet, sondern ist sich sicher, im weiteren Verfahren mit dem Nein gut zurechtzukommen. Seinen Optimismus begründet das Gemeindeoberhaupt damit, dass die Stellungnahme keine Differenzierung oder Abwägung erkennen lasse und sich im Wesentlichen auf die pauschale "Generalablehnung" beschränke. In einem Punkt äußert der Rathauschef sogar Verständnis für die Haltung der Umfahrungsgegner: "Man muss als Anwalt der Natur die Natur verteidigen."

"Der sensibelste Umgang mit den Flächen wäre der Verzicht auf die Südumfahrung", stellt Scherb fest. Zudem verbaue die Südumfahrung die weitere Ortsentwicklung nach Süden und belaste bestehende und künftige Siedlungsgebiete mit Lärm und Schadstoffen. Ergänzend wird noch darauf hingewiesen, dass für eine Umgehungsstraße, die nur in zweihundert und dreihundert Meter Entfernung zur Wohnbebauung verläuft, schon nach kurzer Zeit Lärmschutzmaßnahmen gefordert würden. Gebaut würden dann in der Regel Wälle, die wiederum den gesamten Charakter der bestehenden großflächigen Wiesenlandschaft im Süden von Maisach verändern.

Nach Darstellung der Naturschützer entsteht mit der Südumgehung von Maisach in Verbindung mit der Südumgehung von Olching eine weitere attraktive Ost-West-Magistrale im Landkreis. Zum einen werde Autofahrern, die von der Stuttgarter Autobahn kommend über die B 471 zur B 2 nach Mammendorf wollen, eine kürzere Route als über Fürstenfeldbruck angeboten. Zum andere entstehe eine Ausweichroute zur 16-Tonnen-Begrenzung der Amperbrücke in Fürstenfeldbruck; mit einem Schleichweg von der Westumfahrung A 99 über die B 2, Puchheim, Eichenau und die Südumfahrung von Maisach zur B 2 nach Mammendorf.

Das Gelände für die neue Trabrennbahn des Münchner Trabrenn- und Zuchtvereins umfasst 158 000 Quadratmeter Grünflächen und liegt in unmittelbarer Nähe zum FFH-Gebiet. Gegen den Bau des Sportgeländes werden zwei Ablehnungsgründe angeführt. Mit dem Hinweis auf interne juristische Auseinandersetzungen wird zum einen festgestellt, dass noch nicht abschließend geklärt sei, ob die Traber überhaupt von der Landeshauptstadt München nach Maisach umziehen wollen. Zum anderen wird betont, die BN-Kreisgruppe lehne die Ausweisung und Versiegelung neuer Flächen für Sportanlagen und Gewerbegebiete im Landkreis generell ab. Zudem sollen die in einem ausreichenden Maß zur Verfügung stehenden Flächen sinnvoll genutzt und die interkommunale Zusammenarbeit intensiviert werden.

Die Naturschützer bezeichnen es als "fragwürdig", den Siedlungsraum München durch die Verlagerung einer Sportstätte in den am dichtesten besiedelten Landkreis Oberbayerns zu entlasten. Im Fall der Trabrennbahn mache das keinen Sinn, ist in der zwanzig Seiten umfassenden Stellungnahme zu lesen.

Sollte der Münchner Trabrennverein abspringen, besteht auf dem für deren Anlage vorgesehenen Gelände laut dem Bürgermeister kein Baurecht mehr. Sollte der Eigentümer das Areal anderweitig nutzen wollen, bedürfe es einer neuen Planung mit neuen Ansätzen. Dafür sieht Hans Seidl keine Notwendigkeit. "Wir müssen nicht alle Flächen sofort bebauen", sagt er und verweist darauf, über keinen Plan B zu verfügen.

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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