Maisach/Emmering:Senioren können wieder ruhig schlafen

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Nach der Insolvenz des Altenheimbetreibers Senivita hat die zur Diakonie gehörende Firma Arche Noris die drei Häuser im Landkreis übernommen. Die Übergangszeit war für Bewohner und Angehörige nicht frei von Sorgen

Von Erich C. Setzwein, Maisach/Emmering

So ganz ist die Aufregung noch nicht vorbei, aber ein klärendes Gespräch über die Zukunft der Senivita-Altenbetreuung in Maisach, Gernlinden und Emmering hat zumindest etwas zur Beruhigung beigetragen. So jedenfalls schildern Beteiligte die jüngste Entwicklung nach der Übernahme der drei "Elvivion"-Häuser durch die Arche Noris gGmbH aus Nürnberg. Die hatte sich zur Fortführung des Pflegebetriebs bereit erklärt, nachdem Senivita zahlungsunfähig geworden war und der vorläufige Insolvenzverwalter nach einem Nachfolger und Investor gesucht hatte.

Was Bewohner wie ihre Angehörigen in den vergangenen Wochen aufgebracht hatte, waren die ihrer Auffassung nach unzulänglichen Informationen über die Zukunft der Einrichtungen. So blieb ihnen, wie es Angehörige in Emmering schildern, lange unklar, dass die neuen Betreiber für die Häuser eine neue Struktur ausarbeiten. Anatol Becker, Regionalleiter der Arche Noris für München und Südbayern, erklärt die Ausrichtung der einzelnen Häuser so: In Gernlinden soll das Haus an der Ganghoferstraße in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung umgewandelt werden. 71 Plätze werden zur Verfügung stehen, wenn die Betreiberfirma alle Auflagen der Heimaufsicht und des Brandschutzes erfüllt hat. In Maisach, wo 59 Wohnungen an Senioren vermietet werden können, soll die Tagespflege mit 43 Plätzen einziehen. Dass die in der Wohnanlage in Emmeringer die Tagespflege wegfällt, hatte zunächst Bestürzung bei Bewohnern und Angehörigen ausgelöst.

Eines der Elvivion-Häuser liegt in Gernlinden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Inzwischen habe man aber eine Lösung gefunden, sagt Becker. So richtet Arche Noris, eine Firma der Diakonie in Bayern, einen kostenlosen Shuttlebus nach Maisach ein, der die Emmeringer Bewohner von der Estinger Straße morgens ins Haus an der Lusstraße in Maisach und abends wieder nach Emmering zurück bringt. Derzeit, sagt Becker, sei die Auslastung aller Häuser gering. Es sei möglich, dass Bewohner umziehen.

In Emmering können normalerweise bis zu 50 Senioren wohnen, dort soll auch der mobile Pflegedienst "Arche mobil" seinen Standort haben. Von dort aus werden die Pflegerinnen und Pfleger ihre Klienten in Emmering und in Maisach versorgen. Während die Tagespflege in Maisach nur noch von Montag bis Freitag angeboten wird, werde die tägliche Pflege und Verpflegung der Bewohner die ganze Woche über sichergestellt sein. An Wochenenden, so Becker, könnten sich die Nutzer des betreuten Wohnens in den Gemeinschaftsräumen aufhalten, müssten sich aber selbst beschäftigen. "Sie müssen nicht auf den Zimmern bleiben", bekräftigt der 44-Jährige, der selbst lange Zeit Altenpfleger war und nach eigener Aussage die Sorgen und Nöte der Bewohner wie der Angehörige nachvollziehen kann. Aber eben auch die Situation der Pflegekräfte. Eine Rundum-Versorgung 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche werde - außer im Pflegeheim - nicht möglich sein.

Wichtig ist Becker zu betonen, dass Arche Noris "nichts mit den Immobilien zu tun hat". Senioren, die einen Platz im Heim haben wollten, müssten Mietverträge mit den Wohnungseigentümern abschließen. Wohl aber werde es jeweils eine Ansprechpartnerin der Arche in Maisach und Emmering geben, die den Bewohnern etwa bei Antragstellungen helfen könne. Überdies werde eine Nachtbereitschaft und "in Notsituationen Soforthilfe" geben. Dafür gebe es Notrufeinrichtungen in den Zimmern. "Es sollen sich alle wohlfühlen", sagt Becker, der in der Region unter anderem für die von Arche Noris geführten Häuser in Karlsfeld sowie im Münchner Stadtteil Moosach zuständig ist.

Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) begrüßt die Neuausrichtung der ehemaligen Senivita-Häuser. "Die Umstrukturierung war zu erwarten", sagt Seidl, der in den vergangenen Jahren von den Bewohnern und Angehörigen wohl häufiger als Ansprechpartner gesucht wurde, als die Senivita-Geschäftsführung. Arche Noris, so Seidl, richte nun die Häuser am Bedarf aus, das wäre schon lange notwendig gewesen. Es sei richtig, in Gernlinden ein Pflegeheim zu haben und in Maisach ein Haus für die Rüstigen: "Ich bin sehr froh darüber."

Dass es in den vergangenen Wochen arg knirschte, hat Seidl natürlich mitbekommen. Er findet die nun angebotene Lösung mit dem Bus-Service für die Emmeringer Bewohner "o.k.", und auch die Sozialstation in Emmering sei eine gute Lösung. Für Seidl ist die Übernahme der Pflege durch die Arche Noris ein Glücksfall", wie er betont, "es war eine Hängepartie".

Immerhin drei Monate währte diese Hängepartie, in der der vorläufige Insolvenzverwalter einen Investor finden musste. Anfang des Jahres hatte sich die Senivita Social Estate AG für zahlungsunfähig erklärt. Auslöser dafür war die Insolvenz der Dr. Wiesent Sozial gGmbH. Diese Gesellschaft von Firmenchef Horst Wiesent war zu 49,99 Prozent an der Social Estate AG beteiligt, die in Nordbayern neun und im Landkreis drei Häuser unter dem Namen "Elvivion" betrieb. Die Insolvenz scheint zu belegen, dass das Geschäftsmodell Wiesents nicht aufgegangen ist. Wiesent verkaufte Wohnungen in betreuten Wohnanlagen. Die Senivita Social Estate AG verwaltete diese Wohnungen und vermietete sie an Senioren. Die Anleger bekamen die Miete, abzüglich einer Verwaltungspauschale und den Nebenkosten. Im Januar erfuhren die Eigentümer, dass sie die Mieten für Dezember bis Februar stunden sollten. Arche Noris hat mit dem Immobiliengeschäft nichts mehr zu tun, die Mietverträge schließen die Mieter mit den Wohnungseigentümern selbst und ohne Umwege.

© SZ vom 29.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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