Maisach:Einweihung eines Eisbrechers

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Maisachs Bürgermeister Seidl hofft mit dem Betrieb der beiden Anlagen die Akzeptanz weiter zu erhöhen

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Trist, grau und ziemlich nass war es am Donnerstagvormittag bei der feierlichen Einweihung der zweiten Windkraftanlage im Landkreis bei Malching. Enno Steffens, Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeldbruck, wertete das schlechte Wetter als gutes Omen. Bei einer Hochzeit, bei der es regnet, prophezeie man dem Paar in Bayern viel Geld, in Norddeutschland seien es viele Kinder. Beides wünschten mit Steffens auch die anderen wichtigen Leute, Bürgermeister, Vize-Landrätin, Kommunalpolitiker und nicht zu vergessen die Pfarrer der beiden Kirchen. Letztere nutzten die Gelegenheit, nicht nur Nachhaltigkeit einzufordern, sondern auch ein Umdenken in Richtung weniger Energieverbrauch.

In dem beheizten kleinen Festzelt am Fuße der 186 Meter hohen Windenergieanlage auf Maisacher Flur drängen sich an diesem ungemütlichen Vormittag die Gäste: Kommunalpolitiker aus Fürstenfeldbruck und Maisach sowie Mitarbeiter von Landratsamt und Stadtwerken Fürstenfeldbruck als ausführende Kräfte des Fünf-Millionen-Euro-Projekts. Wie Steffens in seiner Rede erläutert, sind die Kommunen Bruck und Maisach mit je zehn, die Stadtwerke mit den restlichen 80 Prozent an der eigens gegründeten "Windenergieanlage Malching GmbH und Co. KG" beteiligt. Er sei "sehr zufrieden mit den bisherigen Produktionszahlen", betont er. Der Geschäftsführer erinnert daran, dass ursprünglich drei Windräder in dem Gebiet geplant waren, wo die Grenzen von Fürstenfeldbruck, Mammendorf und Maisach aneinanderstoßen.

In fünf Monaten Bauzeit wurde der imposante Betonturm errichtet. Allein für das Fundament mit einem Durchmesser von 21 Metern wurden Steffens zufolge 700 Kubikmeter Beton verbaut. Das Windrad vom Typ E-101 von der Firma Enercon ist baugleich mit der ein Jahr früher errichteten Anlage auf Mammendorfer Flur. Der Durchmesser der Rotoren beträgt 101 Meter. Der erwartete jährliche Stromertrag liegt bei 6000 Megawattstunden. Die beiden Windräder in Mammendorf und Malching erzeugen somit gemeinsam pro Jahr genug sauberen Strom, um 4000 Vier-Personen-Haushalte zu versorgen.

Steffens kommentiert auch die umstrittene 10-H-Regel, die vorschreibt, dass Windräder zur Wohnbebauung den zehnfachen Abstand ihrer Höhe haben müssen. "Die Vorreiterrolle für erneuerbare Energien haben wir damit nicht im Landkreis", und die 19 weiteren Windräder, die der Landkreis für eine komplette Umstellung auf sauberen Strom brauchen würde, könnten damit nicht mehr gebaut werden, bedauert er. Der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl (CSU) gibt dem Geschäftsführer recht, der die von Ministerpräsident Seehofer durchgesetzte Regelung mit dem Sankt-Florians-Prinzip gleichsetzt. Und dennoch hofft Seidl, dass im Landkreis noch weitere Windräder errichtet werden können, wenn nur die Akzeptanz bei Politikern und Bevölkerung wächst. "Ich sehe die Windräder hier und in Mammendorf als Eisbrecher."

Wie bei derartigen offiziellen Zeremonien üblich, weihen der katholische und evangelische Pfarrer aus Maisach, Terance Palliparambil und Clemens Monninger, die neue Anlage im Rahmen eines kurzen gemeinsamen Gottesdienstes ein. Dabei mahnen sie ein Umdenken an: Sie loben die Energiegewinnung aus regenerativen Quellen. Und appellieren an die Anwesenden, generell umzudenken, weg von der Jagd nach dem grenzenlosen Wachstum. "Wie viel ist genug?", fragt der aus Indien stammende Palliparambil. Monninger nennt Nachhaltigkeit "den Imperativ des 21. Jahrhunderts". Werde die Erde weite so ausgebeutet, sei sie bald nicht mehr bewohnbar. Im strömenden Regen weihen die Geistlichen das neue Windrad. Dann gehen alle wieder ins Zelt, zum Weißwurstfrühstück.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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