Am Dreiseithof:Ein Kulturzentrum für Maisach

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"Eines der letzten fast ganzheitlich erhaltenen Bauzeugnisse der bäuerlichen Lebenswelt in Maisach", nennt Bürgermeister Hans Seidl das Baderanwesen. Er möchte es als Kulturzentrum nutzen. (Foto: Günther Reger)

In der Gemeinde fehlt ein Ort für Veranstaltungen. Das alte Baderanwesen bei der Hallermühle könnte dazu gemacht werden, schlagen Bürgermeister Hans Seidl und Gemeindearchivar Stefan Pfannes vor

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Vor 20 Jahren schien das Baderanwesen vor der Hallermühle in Maisach noch dem Verfall geweiht. Doch seit mehreren Jahren besticht der liebevoll sanierte alte Dreiseithof durch seine Authentizität, die von längst vergangener bäuerlicher Idylle erzählt. Nun will der Gemeinderat einen Vorstoß unternehmen, das Gehöft aus dem 19. Jahrhundert als Kulturzentrum betreiben zu dürfen. Dazu müsste er sich mit der Maria-Huber-Stiftung einigen, der das Anwesen gehört.

Im Gemeinderat stieß der Vorschlag von Stefan Pfannes, Kulturreferent und Gemeindearchivar, sowie seinem CSU-Fraktionskollegen, Bürgermeister Hans Seidl auf Begeisterung. "Dieses Anwesen erinnert mich an unser altes Anwesen", seine Eltern hätten in einem baugleichen Hof gewohnt, geriet Josef Strauß (CSU) ins Schwärmen. "Tolle Idee, Supersache", lobte Gottfried Obermair (Freie Wähler). Zumal man die Parkplätze am Freibad mitbenutzen könne. Seidl nannte den Hof "eines der letzten fast ganzheitlich erhaltenen Bauzeugnisse der bäuerlichen Lebenswelt in Maisach". Der Eigentümer, Maria Hubers Sohn Josef, habe das Anwesen inzwischen liebevoll wieder hergerichtet. Nun sei es fast schon eine Gemeindeaufgabe, "so ein Stück Maisach zu erhalten", warb er für den von ihm und Pfannes gestellten Antrag. Der frühere Kulturreferent Alfons Strähhuber (SPD), der vor einigen Jahren schon einmal einen ähnlichen Versuch gewagt und von der Stiftung eine Absage erhalten hatte, pflichtete bei: "Das wäre wirklich ein schöner Platz."

Das bis in die Sechzigerjahre bewirtschaftete Gehöft könnte nach Vorstellung der Antragssteller in drei Bereichen genutzt werden: Der große Stadl als Saal für größere kulturelle Ereignisse, der Kuhstall für kleinere Veranstaltungen und der Innenhof für Freiluft-Events. Die original erhaltenen Wohnräume können sich Pfannes und Seidl als museale Ausstellungsräume vorstellen. Bislang war das Anwesen der Öffentlichkeit nur selten zugänglich, etwa am Tag des offenen Denkmals.

Für die Nutzung durch die Öffentlichkeit müsste die Stiftung freilich ihr Einverständnis geben. Die Stiftung wurde von dem in Germering lebenden, gebürtigen Maisacher Josef Huber gegründet. Vor mehreren Jahren erklärte er auf eine ähnlich lautende Anfrage: "So was wie der Jexhof ist hier nicht machbar." Damals, es war noch vor der 1250-Jahr-Feier der Gemeinde, hatte man im Gemeinderat angedacht, in den Wohnräumen Stücke von den vielen Ausgrabungen in Maisach und Gernlinden zu zeigen. Doch daraus wurde damals nichts.

Allerdings könnte Josef Hubers Stellvertreter im Stiftungsrat diesen womöglich von den Vorteilen eines solchen Arrangements mit der Gemeinde überzeugen: Stiftungsvize ist nämlich Zweiter Bürgermeister Roland Müller. Im Gemeinderat äußerte er sich zwar nicht zu dem Antrag. Aber so wie man die Geschlossenheit der Christsozialen kennt, ist es sehr wahrscheinlich, dass er die Vorschläge seiner Parteifreunde für gut befindet. Und vielleicht bei Josef Huber Gehör findet.

Zumal die Gemeinde die Stiftung beim Erhalt des Anwesens nach Seidls und Pfannes' Vorstellungen finanziell unterstützen soll. Laut Antrag soll das Anwesen im Besitz der Maria-Huber-Stiftung bleiben. Die Gemeinde übernimmt die Baulast und bekommt im Gegenzug ein definiertes Nutzungsrecht und die Erlaubnis, "sensibel in die innere Bausubstanz eingreifen zu dürfen". Ziel soll es sein, eine "Kulturstätte mit hoher Identifikationskraft" zu schaffen. Denn bisher gibt es in Maisach kein Kulturzentrum, Veranstaltungen finden je nach Art in der Brauerei oder der Dreifachturnhalle der Realschule statt, im Sommer auf dem Rathausplatz.

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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