Maisach:Die verspielte Seite der Politik

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Während des Planspiels an der Maisacher Realschule übernimmt der Zehntklässler Finn Simon die Rolle des Landtagspräsidenten (rechts). (Foto: Günther Reger)

Die Schüler der Orlando-di-Lasso-Realschule schlüpfen mit Leidenschaft in die Rollen von Landtagsabgeordneten und verabschieden ein Gesetz

Von Julia Bergmann, Maisach

Eines würden die rund 50 Schüler der Orlando-Di-Lasso Realschule nach ihrem Planspiel "Der Landtag sind wir!" wohl nicht mehr sagen: Dass Politiker nur reden und nichts tun. Vier Stunden lang hatten die Zehntklässler Zeit, den kompletten Prozess einer Gesetzgebung im Schnelldurchlauf durchzuspielen. "Echt anstrengend", lautet das Fazit eine Gruppe von Buben, die für einen Tag die Rolle von CSU-Abgeordneten einnehmen durften. "Die Schüler schlüpfen in die Identität der Landtagsabgeordneten", erklärt die Lehrerin Barbara Walter, die das Projekt koordiniert. "Jeder von ihnen bekommt die Biografie eine Abgeordneten und wird einer der im Landtag vertretenen Parteien zugeordnet."

An diesem Freitag müssen die Nachwuchspolitiker einen Gesetzesentwurf zur Bekämpfung des übermäßigen Alkoholkonsums von Jugendlichen ausarbeiten und verabschieden. Während im Zimmer der imaginären CSU-Fraktion die Diskussion über den Änderungsantrag im vollen Gange ist, treffen auch zwei echte Abgeordnete an der Schule ein, Ute Eiling-Hütig (CSU) und Karin Sonnenholzner (SPD). Ganz routinemäßig verschwinden beide auch an der Realschule in den jeweiligen Fraktionszimmer, wo die Schüler fleißig argumentieren und an Änderungen feilen.

Es dauert keine zehn Minuten, da zieht Eiling-Hütig schon das erste Fazit: "Wie im Landtag." Vor allem die Geräuschkulisse. Nur dass es bei den echten Fraktionssitzungen der CSU eine Schiffsglocke gebe, von der der Vorsitzende gebrauch machen könne, wenn es während einer Sitzung einmal zu hitzig zugeht.

Nachdem sich die Schüler in ihren Fraktionen besprochen haben, dürfen sie in einer Plenarsitzung über sämtliche eingebrachten Änderungsanträge abstimmen. Nicht erst bei der Aussprache wird deutlich, dass der ein oder andere Schüler rednerisches Talent besitzt. Nachdem die Schüler das Gesetz verabschiedet haben, legen sie ihre Abgeordneten-Identitäten ab und dürfen Kathrin Sonnenholzner und Ute Eiling-Hütig mit Fragen löchern. Eine Gelegenheit, die viele nur zu gerne wahrnehmen.

Die Fragen prasseln nur so auf die beiden Politikerinnen ein: "Was sind Ihre Aufgaben im Landtag und Ihren Ausschüssen", "wie vereinbaren Sie Arbeit und Familie", "wollten Sie schon immer Politiker werden" und nicht zuletzt ging die Frage an Sonnenholzner, wie die SPD zum Thema des Planspiels stehe. Für Sonnenholzner natürlich eine Steilvorlage, setzt sie sich doch für die Prävention des fetalen Alkoholsyndroms ein. Geduldig erklären beide Politikerinnen die Abläufe im Landtag und welche Aufgaben sie dort wahrnehmen. Einige der Schüler bleiben sogar, nachdem die sechste Stunde zu Ende ist.

"Wir haben in den vergangenen Jahren sehr positive Erfahrungen mit den Planspielen gemacht", sagt Barbara Walter. Die Schüler werden im Vorfeld im Sozialkundeunterricht vorbereitet und durchlaufen den Vormittag unter der Moderation der Lehrer und der Mitarbeiter des Centrums für angewandte Politikforschung. "Bei so einer Gelegenheit merken die Schüler, dass Politik wirklich Arbeit ist. Allein schon, wenn es um die Formulierung des Gesetzestextes geht."

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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