Maisach:Die Arbeit zu den Menschen bringen

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Bürgermeister Hans Seidl erläutert den Mitgliedern des IHK-Regionalgremiums, weshalb Gemeinden die Breitbandversorgung selbst ausbauen müssen

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Der nach wie vor nicht flächendeckende Ausbau des Landkreises mit schnellem Internet verschlechtert nach Ansicht von Mitgliedern der Industrie-und Handelskammer für München und Oberbayern die Wettbewerbschancen nicht nur für größere Firmen. Auch kleine und kleinste Unternehmen sowie Heimarbeitsplätze sollten an ein leistungsfähiges Breitbandnetz angebunden werden, fordern Vorstandsmitglieder des IHK-Regionalausschusses Fürstenfeldbruck und auch Maisachs Bürgermeister Hans Seidl. Er war Gast der jüngsten Versammlung des Regionalausschusses und berichtete über die Breitbandversorgung in seiner Gemeinde.

"Ohne eine Breitbandversorgung hat eine Gemeinde keine Zukunft", sagte Seidl dem Gremium, dessen Mitglieder teilweise unter dem schlechten Angebot an schnellen Datenleitungen leiden. Seidl will solche Zustände aber nicht haben und appelliert: "Die Kommunen müssen den Ausbau selbst in die Hand nehmen, um auch wirtschaftliche uninteressante Gebiete in ihrer Gemeinde zu versorgen." In Maisach mit seinen 25 Ortsteilen und 14 000 Einwohnern seien nur noch wenige Bereich unterversorgt. Seidl hält es für seine Pflicht, mit dem Breitbandausbau "gleiche Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schaffen" und sagte weiter: "Wir müssen die Menschen nicht zu Arbeit bringen, sondern die Arbeit zu den Menschen bringen."

Diesen Ansatz vertritt auch Jürgen Biffar, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses. Er sieht die von der Telekom organisierte Versorgung für Privatleute bereits auf einem guten Weg. Mit Mindestgeschwindigkeiten von 50 Megabit pro Sekunde (MBit) sei Download möglich, zum Beispiel fürs Fernsehen. Doch die Gewerbetreibenden würden andere Geschwindigkeiten benötigen. Und zwar nicht nur im Download mindestens 100 MBit, sondern mit symmetrischer Bandbreite. Biffar weiß auch, dass solche Anschlüsse ihren Preis haben. Seine Forderung lautet deswegen: Die Kommunalpolitik solle sich um die Förderung bemühen, nötigenfalls müssten die Firmen ihrer Gemeinde "ein wenig Druck machen".

Welche Möglichkeiten der Förderung zur Verfügung stehen, das erläuterte Rupert Holzfurtner. Er arbeitet beim Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Dachau, das früher nur Vermessungsamt hieß, und machte den durchaus überraschten Firmenchefs in der Runde klar, dass "ein Breitbandanschluss nicht zur Grundversorgung gehört". Es gebe deshalb noch eine Reihe von weißen Flecken auf der Landkarte, wo zwar Datengeschwindigkeiten von bis zu 30 MBit möglich seien, aber eben große Datenvolumen in annehmbarer Zeit weder hoch- noch heruntergeladen werden können.

Dort, wo es eine Wirtschaftlichkeitslücke gebe, also die Telekom wegen der Zahl der möglichen Anschlüsse nichts verdienen könne, helfe der Freistaat Bayern mit einem eigenen Förderprogramm aus. Dieses Geld steht Gemeinden und Gemeindeverbänden zur Verfügung, das Programm endet 2018.

Ziel ist es, die Leitungen auf mindestens 50 MBit zu verstärken. Bislang hätten zwischen 20 und 30 Kommunen Geld bekommen, es habe vier Aufrufe gegeben, um die Fördermittel zu beantragen, "möglicherweise gibt es noch einen fünften Aufruf", so Holzfurtner.

Aus seinen Ausführungen wurde deutlich, dass der Fördertopf mit 350 Millionen Euro gefüllt ist. Zusätzlich sei neu ein "Höfeprogramm" aufgelegt worden, das den Leitungsausbau in sehr zersplitterten Gemeinden ermöglichen soll. Und es gebe die Ein-Gigabit-Initiative für Gewerbegebiete, in denen es schon Geschwindigkeiten von bis zu 30 MBit gebe. Dieses Programm sei mit 13,6 Millionen Euro ausgestattet, von denen aber erst 2,3 Millionen abgerufen worden seien.

Im Landkreis sieht Holzfurtner noch Mammendorf als "Problemgebiet" an, von dort erwartet er auch Förderanträge, wohingegen Eichenau keinen Bedarf angemeldet habe. "Die sagen, sie seien gut versorgt", berichtete der Breitband-Experte. Auch Maisach, bestätigte Bürgermeister Hans Seidl, sei gut versorgt, "wir schließen bald die letzte Lücke".

Dass es am Geld nicht liegen könne, warum immer noch so viele Lücken in der Versorgung mit schnellem Internet bestehen, erwähnte Peter Harwalik, Vertreter der Sparkasse Fürstenfeldbruck im Regionalausschuss. "Vielleicht ist es ein Mangel an Information", gab er in der Diskussion zu bedenken. Hans Seidl bestätigte dies indirekt und forderte die Firmen auf, die sich unterversorgt fühlten, sich bei ihren Kommunen zu melden.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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