Maisach:Am Anfang war der Holzlöffel

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Süßer die Glocken nie klingen: Wenn Petra Preußner alias Berta Brechtl zu den Alpenschellen greift und wütend wird, ist das Publikum begeistert. (Foto: Petra Preußner)

Vor 20 Jahren hat Petra Preußner ihre Karriere als Kabarettistin begonnen. Trotz mancher Rückschläge hat die Künstlerin ihren Humor nicht verloren

Von Julia Bergmann, Maisach

Manchmal reichen ein paar schnöde Holzlöffel aus, um das Leben in eine ganz neue Richtung zu katapultieren. So war das bei der Maisacherin Petra Preußner, die vor genau 20 Jahren ihre Karriere als Kabarettistin begann. Geplant war das nicht, "aber ich bin der Meinung, es kommt so, wie es kommen muss", sagt sie. Und so landete sie bei einer Feier in dem Wirtshaus einer Freundin zufällig auf der Bühne. Verlassen wollte sie die dann am liebsten überhaupt nicht mehr.

"An diesem Abend sind ein paar Bedienungen ausgefallen, ich bin als Mädchen für alles eingesprungen", sagt Preußner. Für die Unterhaltung sorgte auf der Feier ein bayerischer Kabarettist. "Der hat gelöffelt. Das wollte ich unbedingt auch ausprobieren", erzählt Preußner. Beim Löffelschlagen, das in der bayerischen Volksmusik Tradition hat, werden zwei Löffel als Rhythmusinstrument verwendet. Der Künstler hat von Preußners Wunsch erfahren und sie sofort auf die Bühne geholt. "Ich hab mich gar nicht blöd angestellt. Ich hab gelöffelt, als hätte ich es schon immer gemacht." Der Kabarettist war begeistert und Preußler war engagiert - als Bühnenpartnerin. Bis sie zehn Jahre später, vieles war bereits zur Routine geworden, etwas ganz Eigenes ausprobieren wollte und begonnen hat, selbst Stücke zu schreiben. Typenkabarett, das war ihr Ding und das ist es bis heute. Das Politische - auch das hat sie ausprobiert - entspricht weniger ihrem Humor. "Ich hab einfach keine Lust, über den Seehofer und die Merkel blöd daherzureden", sagt sie. "Das hat doch einen Bart." Humor in Verbindung mit Musik spielen zu lassen, Alltagsthemen aufzugreifen und Geschichten ins Absurde zu treiben, das ist ihre Art des Kabaretts.

"Mein erstes Stück das war die Klofrau", sagt sie. So richtig mit Kittelschürze und bayerischem Grant. Nur ein neuer Name musste damals noch her. "Ich mach bayerisches Kabarett und heiße Petra Preußner. Das geht doch gar nicht. Das ist schon krass, oder?", sagt sie und winkt ab. So ward Berta Brechtl geboren. Eine herzliche, wenn auch leicht reizbare Bayerin, die sich in Windeseile in Rage reden kann und die die Grenzen zum Skurrilen regelmäßig überschreitet.

Ihre erfolgreichste Nummer, sagt sie, sei wohl die mit den Alpenschellen. Wenn Brechtl auf der Bühne zu den Glocken greift, endet das nicht selten in herrlichen Wutausbrüchen und groben Flüchen. "Ich mach das schon auch ein bisserl blöd", sagt sie und lacht. Wenn sie etwa die tiefen Töne durch den Saal donnern lässt, als gebe es kein Morgen, oder sie beim hohen C das Glöckchen mit heiliger Andacht bimmeln lässt und darüber in Verzückung gerät. Wenn Brechtl so erzählt, merkt man, wie viel Freude die gelernte Industriefachwirtin an ihrem Traumberuf noch immer hat.

Einfach war die Entscheidung, das Kabarett zum Brotberuf zu machen, aber nicht immer. Vor allem nachdem Preußner als Alleinerziehende nach der Erkrankung einer ihrer beiden Töchter beruflich kürzertreten musste. "Es gibt Situationen, in denen man den Beruf fallen lassen muss, weil die Kinder an erster Stelle kommen", sagt sie. Als ihre Tochter die ersten Symptome einer Anfallskrankheit zeigte, war das ein solcher Moment.

Als es ihrer Tochter wieder besser ging, war es für die 49-Jährige schwer, wieder einzusteigen. Schon vor ihrer Auszeit hatte sie sich auf Auftritte bei Firmenfeiern oder auch kleinen privaten Festen spezialisiert. Aber heute, wo viele Unternehmen mit unterschiedlichen Künstleragenturen zusammenarbeiten und die Konkurrenz unter Künstlern groß geworden ist, ist es für Preußner schwieriger geworden. Der Markt ist stärker umkämpft als früher. Für die Maisacherin ist aber all das kein Grund zum Verdruss. Ans Aufhören denkt sie nicht, auch wenn die Zeiten mal härter sind. "Der Humor hat mich schon in vielen Situationen gerettet", sagt die Frau, die trotz allem Frohnatur ist.

© SZ vom 01.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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