Luttenwang:Metzger haben große Sorgen

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Bernhard Huber ist in schwierigen Zeiten Obermeister der Metzgerinnung. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auch im Landkreis müssen Betriebe schließen, zudem fehlen Azubis

Von Manfred Amann, Luttenwang

Die Handwerkerinnung der Metzger im Landkreis Fürstenfeldbruck wird künftig von Bernhard Huber aus Jesenwang geführt. Der 54-jährige Metzgermeister und Chef einer Landmetzgerei mit Catering in Jesenwang war bisher Stellvertreter. Bei der Jahreshauptversammlung wurde er von den neun anwesenden Mitgliedern einstimmig zum Obermeister gewählt. Huber tritt die Nachfolge von Engelbert Jais aus Luttenwang an.

Jais habe die Innung zwölf Jahre lang "mit Leidenschaft und Herzblut durch Dick und Dünn" geführt und sie trotz etlicher Betriebsaufgaben zu einer Gemeinschaft geformt, sagten der Vorsitzende der Kreishandwerkerschaft, Franz Höfelsauer, und Huber einmütig. "Ich habe es gerne gemacht, möchte aber jetzt für Jüngere Platz machen", sagte Jais. Mit "jünger" meinte der 59-Jährige, dass fortan der 31 Jahre alte Metzgermeister Christian Wiedmann aus Fußberg (Maisach) den Obermeister vertreten wird. Wiedmann wurde wie auch die Vorstandsmitglieder Wolfgang Wirth und Robert Maier aus Puchheim sowie Jais ohne Gegenstimme gewählt.

Jais zeichnete ein überaus düsteres Bild zur Situation der kleinen Metzgereien, die im Wettbewerb mit den Discountern und deren Billig-Angeboten nur schwerlich bestehen könnten. "Als ich vor zwölf Jahren antrat, hatten wir noch 27 Mitglieder, heute sind wir nur noch 16, die anderen haben leider zugemacht", sagte er. Zwölf Euro Mindestlohn für Fachkräfte seien in der Branche längst überholt, trotzdem gebe es einen Mangel. Noch mehr zu bezahlen als ohnehin geboten werde, sei einfach nicht drin, nicht zuletzt auch wegen der hohen Lohnnebenkosten. Azubis seien kaum noch zu finden, bedauerte Jais.

Laut Höfelsauer sind derzeit verteilt auf drei Jahre insgesamt 35 Metzger und Fachverkäufer in Ausbildung, die wegen Lehrermangel derzeit nicht optimal ablaufe. Sorgen macht sich der Ex-Obermeister auch über die kleinen Landwirte, die aufgrund von kostenintensiven Auflagen wie zum Beispiel für das Tierwohl und wegen der "Abzocke" der Discounter kaum noch bestehen könnten.

"Die Kleinlandwirte sind die Erzeuger der Tiere, die wir für die regionale und qualitativ hochwertige Versorgung brauchen. Wenn die wegbrechen, müssen auch wir auf die Massenware der Fleischindustrie zurückgreifen", mahnte Jais. Er äußerte die Befürchtung, dass der Schlachthof, der nach schwerer Zeit wieder gut laufe, dann geschlossen werden müsse. Laut Höfelsauer hat die Corona-Pandemie die angespannte Lage bei den Metzgern und im Handwerk allgemein noch verstärkt. "Wenn das so weiter geht, wovon aktuell auszugehen ist, wird die Belastung sicher nicht geringer". Nach der Verabschiedung der Jahresrechnung 2020 mit Entlastung des Vorstands und Annahme des Etats für das kommende Jahr, den Andrea Bayreuther vorgestellt hatte, gab der Geschäftsführer des Bayerischen Fleischerverbandes in Augsburg, Lars Bubnick, einen Einblick in die "angesichts der politischen Entwicklung beileibe nicht einfache Arbeit, dem Metzgerstand die Würdigung zu ermöglichen, die ihm eigentlich zusteht". Neue Regelungen zum Beispiel hinsichtlich Energieverbrauch seien wegen des Klimawandels zu erwarten, sagte der 35-Jährige, "doch es muss bezahlbar bleiben". Zudem rechnet er mit einer Tierwohlabgabe auf Fleischprodukte, die vermutlich wie bei Sprit für Autos nach der Abgabemenge berechnet werden wird. Von den zu erwartenden Preissteigerungen bei Fleischprodukten wird seiner Ansicht nach bei den kleinen Metzgereibetreiben kaum etwas hängen bleiben.

© SZ vom 06.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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