Es sei eine der wenigen Veranstaltungen, von denen er wohl ohne Schnaps heimgehen werde, erklärt Landtagskandidat Martin Runge scherzhaft. Da freilich liegt er, wie sich zeigen wird, diesmal falsch. Sechs Tage vor der Landtagswahl herrscht bei einer der letzten Wahlkampfveranstaltungen der Grünen gute, ja beinahe schon ausgelassene Stimmung. Es wird viel gescherzt an diesem Abend im Brauhaus. Und das, obwohl das Thema der Podiumsdiskussion sperrig klingt: Wie viel Kommunales braucht die Landespolitik? Dieser Frage widmen sich die Landtagskandidaten der Grünen, Martin Runge und Gabriele Triebel, gemeinsam mit Christian Götz (BBV), dem Zweiten Bürgermeister von Fürstenfeldbruck.
Eine Art Spiegelbild des Podiums ist der Saal: Zwei der fünf Tische belegen offenbar Mitglieder und Sympathisanten der Grünen, einen Tisch hat die BBV für sich reklamiert. Einige Mandatsträger sind gekommen, so auch Brucks Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler und zwei der Bezirkstagskandidaten. Nur wenige der etwa 25 Zuhörer gehören augenscheinlich weder dem Lager der BBV noch dem der Grünen an.
Vielleicht herrscht auch deshalb geradezu harmonische Einigkeit. Zweieinhalb Stunden lang geht es um Zukunftsprojekte im Landkreis und darum, welche Weichen dafür im Landtag und welche auf Ebene von Gemeinde, Stadt oder Landkreis zu stellen sind. Und es geht um Schnittstellen und Synergien. Schnell wird dabei klar: Nicht nur auf den verschiedenen kommunalen Ebenen gibt es Berührungspunkte - es gibt sie auch auf der politischen Ebene, zwischen BBV und Grünen. Im Großen und Ganzen ist man sich einig. Sogar, als es ums heikle Thema Flächenverbrauch und Flächennutzung geht, insbesondere mit Blick auf den Fliegerhorst. Der Konsens: Die Kommune braucht Planungshoheit. Sie soll über die Bauleitplanung diskutieren und bestimmen, wo es lang geht, findet Runge. Triebel nimmt über die Schaffung von Wohnraum hinaus die Planung ganzer Zentren in den Blick. Götz ist damit einverstanden. Die Kommune solle geeignete Flächen erwerben um darauf entsprechende Quartiere entwerfen. "Das könnte ich mir auch für den Fliegerhorst vorstellen."
Abgesehen davon geht es vor allem ums Thema Umwelt. Und hier bestimmt der Konsens das Bild. Etwa als Götz für einen strikten Gewässer- und Artenschutz plädiert: "Unsere schöne Amper, es ist ein Trauerspiel, wie sie aussieht." Runge gibt sich kämpferisch: "Es gab viele Gesetze, die sind aber an der regierenden Partei gescheitert", sagt er und meint damit natürlich seine Lieblingsgegner von der CSU. "Wir müssen stark werden, um uns durchzusetzen." Natürlich will der passionierte E-Bike-Fahrer auch den Radverkehr attraktiver machen. Insbesondere kommt dabei der Bau von sogenannten Fahrradstraßen zur Sprache, über die noch nicht alle Kommunen im Landkreis verfügen. "Ich halte das für eine großartige Sache", erklärt Runge. "Die Gemeinde muss es nur konsequenter verfolgen." In Gröbenzell gibt es bereits eine solche Straße. Auch in Fürstenfeldbruck will man sich Geißler zufolge des Themas annehmen. Man habe im Arbeitskreis Verkehr über mögliche Abschnitte diskutiert, die man als Fahrradstraßen vorschlagen könnte, unter anderem sind dies die Blumenstraße sowie die Enzianstraße. Auch Götz zeigt sich aufgeschlossen, nutzt sogar selbst Fahrradstraßen auf dem Weg nach München. Er sieht aber ein Hindernis: "Man braucht einen Verwaltungschef, der das macht", sagt er und zielt damit auf Erich Raff von der CSU. Woraufhin sich Runge mit Blick auf die 2023 anstehenden OB-Wahlen in Bruck als Prophet versucht: "Das wirst du sein." Der Tisch der BBV revanchiert sich prompt für diese Nettigkeit - und so kommt Runge also doch noch zu seinem Schnaps.