Lesung:Himmlers Kaderschmiede

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Historiker spricht über die Polizeischule und die NS-Verbrechen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Absolventen und Offiziere der Brucker Polizeischule waren an Vernichtungskrieg und Shoa beteiligt, wie Hans Hösl, der ein SS-Regiment kommandierte, das eine Blutspur durch Griechenland und Jugoslawien zog. Darauf vorbereitet wurden die Männer durch eine gezielte paramilitärische Ausbildung, wie der Gröbenzeller Historiker Sven Deppisch in einer umfangreichen Studie aufgearbeitet hat. Der Fall Hösl ist exemplarisch für die Generation älterer Polizeioffiziere, die als Dozenten und Kommandeure tätig waren. Im Entnazifizierungsverfahren wurde Hösl als Mitläufer eingestuft und konnte seine Karriere fortsetzen. 1953 war er wieder in der Leitung der Polizeischule und führte das Ausbildungs- und Prüfungsreferat.

In diesem Herbst wird Deppisch in mehreren Veranstaltungen verschiedene Ergebnisse seiner Recherche vorstellen. Unter dem Titel "Täter auf der Schulbank" stellt der Historiker das gesamte Werk am Dienstag, 23. Oktober, um 19.30 Uhr bei einer Veranstaltung des Vereins "Die Gröbenhüter" im Heimat- und Torfmuseum im zweiten Stock der alten Schule, Rathausstraße 3, in Gröbenzell vor.

Zwei Tage später, am Donnerstag, 25. Oktober, berichtet Deppisch auf Einladung der Brucker Volkshochschule in der Cafeteria der Einrichtung am Niederbronnerweg um 19 Uhr darüber, wie die Polizeioffiziere und Polizeischüler sich während der faschistischen Herrschaft in Bruck aufführten, denn sie spielten eine wichtige Rolle in der Kommune. Örtlichen Feiern und Gedenktagen drückten sie ihren Stempel auf. Hingegen brachten kirchenfeindliche Aktionen oder Straftaten im Suff die Einrichtung in Misskredit. Der Schulleiter begrüßte es, wenn seine Beamten stattdessen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter schikanierten. Auf den Übungsplätzen rund um Bruck wurden jene Einsatztaktiken trainiert, die die Polizisten später beim Judenmord anwandten. Dazu wird der Künstler Guido Zingerl über sein Bild "Alma Mater Criminis" sprechen, zu dem er von Deppischs Buch inspiriert wurde.

Wie die Polizei zu einer der wichtigsten Täterorganisationen des NS-Regimes wurde, schildert Deppisch in seinem dritten Vortrag am Donnerstag, 8. November, um 19 Uhr in der Brucker Volkshochschule. Es geht darum, wie die Polizeisoldaten in Osteuropa am Massenmord beteiligt waren und an der Heimatfront Zwangsarbeiter, aber auch unangepasste Jugendliche und Frauen verfolgten.

Sven Deppisch, Täter auf der Schulbank, Heimat- und Torfmuseum Gröbenzell, Dienstag, 23. Oktober, 19.30 Uhr. Eine Kaderschmiede für Judenmörder - Die Polizeischule in Bruck, Donnerstag, 25. Oktober. Von Ordnungshütern zu Kriegsverbrechern, Donnerstag, 8. November, jeweils Volkshochschule Bruck am Niederbronnerweg um 19 Uhr.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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