Lesung des Kulturvereins Schöngeising:Münchner Geschichten

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Der Kulturkreis Schöngeising stellt in einer szenischen Lesung Texte von Julius Kreis vor.

Von Florian J. Haamann, Schöngeising

Der Münchner Autor Julius Kreis war ein scharf- und feinsinniger Beobachter seiner Zeit. Damals, nach dem zweiten Weltkrieg, sei er genauso bekannt gewesen wie etwa Lena Christ und Ludwig Thoma, erzählt Eva Gauck vom Kulturverein Schöngeising (Kusch). Nach seinem Tod 1933 sei er allerdings relativ schnell in Vergessenheit geraten. In den Siebzigerjahren gab es noch einmal eine Neuauflage seiner Werke, veranlasst von einer Verwandten, die sein Andenken hochhalten wollte. Auf eines von Kreis' Büchern ist dann eines Tages Jupp Peters vom Kulturverein gestoßen. Er war sofort begeistert von den humorvollen und bissigen Texten. Irgendwann hat er sich dann mit der Idee, ein paar der Geschichten zu lesen, an den Kulturverein gewandt. Gauck hatte dann die Idee das Ganze in eine szenische Lesung umzuwandeln. Das Ergebnis ist an diesem Samstag im Bürgerhaus zu sehen.

"Mit einer reinen Lesung ist es heute schwer, die Leute eine Stunde lang bei der Stange zu halten. Da muss man einfach mehr bieten. Gerade weil wir ja alle Laien sind", sagt Gauck. Also habe man sich Kostüme angeschafft und ein einfaches Bühnenbild entworfen. Es besteht aus einem auf allen Seiten bemalten Quader, der je nach Geschichte zum Fass, Tisch oder Brunnen wird. Ansonsten ist die Bühne leer, und mit einem schwarzen Tuch abgehängt, auf dem nur ein weißer Kreis zu sehen ist. Auf den werden, passend zur Situation, Zeichnungen projiziert.

Seine Geschichten illustrierte der studierte Grafiker Julius Kreis häufig selbst. (Foto: Illustration: Julius Kreis)

Zwei der Geschichten, "Algen und Quallen" und "Der Frühjahrsradi" werden gespielt, die restlichen sechs von einem oder mehreren Sprechern erzählt. In "Der Frühjahrsradi" geht es um eine Szene am Viktualienmarkt. Ein Mann kauft den ersten Radi des Jahres, schneidet ihn auf und teilt ihn mit seinen Mitmenschen, mit denen er dadurch ins Gespräch kommt. Gaucks Lieblingstext ist "Kaffee-Gebäck". Er beschreibt die Situation in einem Kaffeehaus: die Gäste, die misstrauische Bedienung, die einzelnen Gebäckstücke und wer was kauft. "Kreis beschreibt das wunderbar. Man kann sich richtig gut vorstellen, Wie es dort gewesen ist", sagt Gauck, "Bei ihm ergibt jeder Satz Sinn, da stehen keine Phrasen, die man einfach rauslassen könnte".

Über Kreis gebe es allerdings relativ wenig Material, erzählt Gauck. So wisse man, dass Eugen Roth ihn bewundert hat und dass er eine Zeit lang Volksschullehrer war. Allerdings musste er den Beruf wegen eines Herzleidens früh aufgeben. Er studierte anschließend Grafik an der Akademie. Viele seiner Geschichten hat Kreis deshalb auch selbst illustriert. Geboren wurde Kreis 1891.

Der Schöngeisinger Kulturverein wurde vor zwei Jahren anlässlich des 1250-jährigen Bestehens der Gemeinde gegründet und hatte damals in seiner ersten Veranstaltung an den Komponisten Orlando di Lasso erinnert, der einige Zeit in Schöngeising gelebt hat. "Ein Teil von uns war vorher im Theaterverein, aber wir sind nach und nach ausgeschieden und wollten dann zusammen etwas Neues machen", sagt Gauck. Mittlerweile ist der Verein von 70 auf 120 Mitglieder angewachsen. "Wir sind dabei, langsam mehr engagierte Mitstreiter zu finden". Aktuell hat der Verein das Problem, dass er keine eigenen Räume hat. "Wir spielen mal auf der Bühne Bürgerhaus, dann im Keller oder auch mal im Pfarrheim", erzählt Gauck. Ein eigener Raum wäre der große Wunsch. Aber auch so plant der Kusch weiter an seinen Veranstaltungen. "Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, immer etwas anderes zu machen und unseren Besucher verschiedenste Dinge zu bieten".

Szenische Lesung mit Texten von Julius Kreis, Samstag, 28. März, um 19.30 im Bürgerhaus Schöngeising. Karten gibt es im Internet unter www.kusch.cc oder unter 08141/40 45 536.

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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