Lebensgefährliche Attacke:Mutmaßlicher Messerstecher vor Gericht

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19-jähriger Germeringer muss wegen Mordversuchs verantworten. Die Tat geschah in aller Öffentlichkeit vor der Stadthalle in Germering.

Andreas Salch

Ab zu und flogen nachts leere Bierflaschen. Die Polizei sprach dann Platzverweise aus und kontrollierte die Jugendlichen, die sich am Therese-Giehse-Platz vor der Stadthalle trafen. Kurz nach Mitternacht am 10. September vergangenen Jahres war es jedoch nicht, wie schon so oft zuvor, Ruhestörung, weshalb Streifenwagen zum Therese-Giehse-Platz fahren mussten. Diesmal war es eine blutige Messerattacke, bei der an dem beliebten Treffpunkt der 20-jährige Jovan M. fast getötet worden wäre.

Die beiden mutmaßlichen Täter müssen sich seit Dienstag vor der 1. Jugendkammer am Landgericht München II verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen gemeinschaftlichen versuchten Mordes gegen den 19 Jahre alten Küchenhelfer Kaio E. aus Germering und einen mit ihm befreundeten 17-jährigen Schüler aus München erhoben. Einer der zwei Angeklagten soll ein Küchenmesser mit einer Klingenlänge von fast zwanzig Zentimetern in die linke Rückenhälfte von Jovan M. gestoßen haben. Der 20-Jährige war daraufhin sofort regungslos umgefallen. Wahrscheinlich, so die Staatsanwalt, ist es Kaio E. gewesen, der zugestochen hat.

Das Gericht kündigte zum Prozessauftakt an, den 19-Jährigen erst heute zur Tat zu vernehmen. Der Entscheidung geschah aus Rücksicht darauf, dass Kaio E. erst kurz vor Beginn der Verhandlung erfahren hatte, dass sein Vater vor wenigen Tagen gestorben ist.

Die Messerklinge drang zehn Zentimeter tief in Jovan M.s Rücken ein. Sie durchbohrte eine Niere und durchtrennte die Rückenmuskulatur. Einer der Jugendlichen aus der Gruppe von Jovan M. setzte daraufhin einen Notruf ab. Wäre dies nicht geschehen, wäre der 20-Jährige gestorben, so die Staatsanwaltschaft.

Etwa eine dreiviertel Stunde vor der Tat war es zwischen Kaio E. und seinem Freund sowie einer Gruppe von sieben Jugendlichen, in der sich auch das spätere Opfer befand, zu einer Auseinandersetzung gekommen. Die jungen Leuten sollen sich gegenseitig beleidigt und bedroht haben. Warum, ist unklar. Die Situation eskalierte. Aus dem Wortgefecht entwickelte sich eine Schubserei, in deren Verlauf Kaio E. gerufen haben soll, dass er jemanden umbringen werde. Es sollte keine leere Drohung bleiben.

Nachdem sich beide Gruppen getrennt hatten, soll Kaio E. mit dem 17-Jährigen zu seiner in der Nähe des Tatorts gelegenen Wohnung gelaufen sein. E. steckte ein Küchenmesser ein und nahm ein kleineres Taschenmesser mit, das er später dem 17-Jährigen gegeben haben soll. Danach fuhren beide auf einem Fahrrad zurück zum Therese-Giehse-Platz. Laut Anklage sollen sie zu diesem Zeitpunkt bereits den festen Entschluss gefasst haben, mit den Messern ihre Kontrahenten anzugreifen und zudem billigend in Kauf genommen haben, dass jemand tödlich verletzt werden könnte.

Gegen 0.10 Uhr waren die Angeklagten wieder am Therese-Giehse-Platz. Als sie Jovan M. und die anderen Jugendlichen aus dessen Clique sahen, hielten sie ihnen ihre Messer vor. Kaio E. ging den Ermittlungen zufolge auf die Gruppe zu und soll dabei gesagt haben: "Ich schlitz' euch alle auf!" Als Jovan M. versuchte, ihm das Messer zu entwinden, wurde er niedergestochen. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 13.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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