Leben in Germering:Alles über Germering

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Bei der Bürgerversammlung berichten der Oberbürgermeister und Verwaltung von sinkenden Einwohnerzahlen, den Auswirkungen der Pandemie und einem WC. Die Einwohner haben vor allem alltägliche Sorgen

Von Ingrid Hügenell, Germering

Von Kinderbetreuung über Straßenbeleuchtung bis zu Radwegen, Bauvorhaben und Energieversorgung - Oberbürgermeister, Amts- und Werkleiter haben bei der Bürgerversammlung am Mittwoch einen weiten Bogen an Themen gespannt. Gut zwei Stunden dauerte der ausführliche Bericht, der erstmals nicht von OB Andreas Haas (CSU) alleine vorgetragen wurde. Dennoch meldeten sich am Schluss noch einige Bürger zu Wort. Erstmals fand die Bürgerversammlung in hybrider Form statt - sowohl in Präsenz im größten Saal der Stadthalle, als auch per Live-Stream. Etwa 100 Germeringerinnen und Germeringer waren dabei, drei Viertel von ihnen saßen daheim an den Bildschirmen. Auch sie konnten Fragen stellen. Ihre Themen: der Müll des Silvesterfeuerwerks, der Heckenfrevel in Streiflach und der Lärm von der Autobahn.

Erstmals seit 20 Jahren ist laut OB Haas die Einwohnerzahl der Großen Kreisstadt zwischen 1. Oktober 2020 und 1. Oktober 2021 leicht gesunken: um 184 Menschen oder 0,44 Prozent. Für die nun 41 262 Germeringer arbeiten bei der Stadt 489 Menschen in den verschiedensten Funktionen. Die Stadt bildet auch selbst aus, 32 junge Leute lernen in der Bibliothek, beim Bauhof und in den Kindertageseinrichtungen ihren Beruf. Viele davon bleiben auch danach bei der Stadt.

Die zerstörte Hecke in Harthaus ist noch immer ein Thema. (Foto: Günther Reger)

Das ist einer der Gründe, warum zwar insgesamt Personal in den Kitas fehlt, nicht aber in denen der Stadt. Wie Martin Rattenberger, Leiter des Jugendamts, sagte, gibt es heuer Germeringer Kinder, die keinen Platz in einer Kita gefunden haben. Grund sei der Fachkräftemangel. Denn es gebe genug Plätze, die aber teilweise wegen fehlender Erzieherinnen nicht belegt werden könnten. Neben der Ausbildung bietet die Stadt Germering dem Personal eine Arbeitsmarktzulage an, monatlich sind das 100 bis 150 Euro.

Ein großes Thema war in den Berichten natürlich die Corona-Pandemie. OB Haas bedankte sich bei den Bürgern, die sich an die Regeln gehalten hätten, etwa bei Terminvereinbarungen für Besuche im Rathaus. Er dankte den Eltern, die mit ihren Kindern über Wochen das Homeschooling bewältigt hätten, und vor allem auch denen, die Masken nähten, Einkaufsdienste und Unterstützungsportale aufbauten, Sport online anboten oder sonstige Ideen umsetzten. "Ohne Ihre Unterstützung, Ihr Verständnis und Ihre Geduld, Ihren Ideenreichtum und Ihr Engagement wäre das in Germering nicht so gut zu meistern."

Kulturamtsleiterin Medea Schmitt berichtete von den Auswirkungen der diversen Lockdowns unterschiedlicher Schwere auf Stadthalle und -bibliothek, vom Online-Unterricht in der Musikschule. "Wir sind nun sehr glücklich darüber, dass wieder Kulturveranstaltungen in Vollbestuhlung ohne Maske stattfinden können", sagte sie - dank Umsetzung der 3G-Plus-Regel. Die Kurse von Mal- und Musikschule seien nun wieder sehr gefragt.

In den vier Grund- und zwei Mittelschulen der Stadt, die bis Mitte November mit Luftreinigungsgeräten ausgestattet werden sollen, habe die Corona-Pandemie "die Bedeutung der digitalen Ausstattung noch mehr verdeutlicht", sagte Martin Rattenberger. Für knapp eine Million Euro habe die Stadt Geräte angeschafft, Beamer und Monitore, Notebooks für Lehrkräfte, Leih-Tablets für Schülerinnen und Schüler. Glasfaseranschlüsse und eine Wlan-Infrastruktur seien eingerichtet worden.

Corona kostet die Stadt auch an anderer Stelle Geld: Die Luftreinigungsgeräte dürften nach Abzug der staatlichen Förderung mit etwa 300 000 Euro zu Buche schlagen. Etwa 120 000 Euro gibt die Stadt für die Erstattung von Elternbeiträgen aus, deren Kinder wegen Betretungsverboten ihre Kita nicht besuchen durften.

Viel Geld, ebenfalls 300 000 Euro, hat die Stadt für die Errichtung einer WC-Anlage am S-Bahnhof Unterpfaffenhofen-Germering bezahlt. Jahrelang habe man mit der Bahn verhandeln müssen, sagte Stadtbaurat Jürgen Thum, im Juni 2020 konnte das barrierefreie Klohäusl in Betrieb gehen. Nach einem Jahr jedoch wurde es massiv beschädigt. Drei Monate dauerte die Reparatur, auch wegen Lieferengpässen. Seit August sei die Anlage wieder voll funktionstüchtig. Die Benutzung ist kostenlos.

Das Klohäusl am Bahnhof ist immer wieder Thema bei der Bürgerversammlung. (Foto: Satdt Germering/oh)

Die Fragen und Anmerkungen der Bürger betrafen unterschiedlichste Themen. Ob es wirklich sinnvoll sei, im Westpark auch noch Frisbee-Golf zu fördern, wollte eine Frau wissen. In dem stark frequentierten Park sei das zu gefährlich. Haas will die Anregung aufnehmen, ebenso wie die, mehr Bänke für Spaziergänger am Golfplatz aufzustellen.

Die zerstörte Hecke bei Gut Streiflach erbost Volker Trumm noch immer. Er findet, die Stadt sei dabei nicht energisch genug vorgegangen. Haas wies darauf hin, dass das Gelände der Stadt München gehört und der Landwirt nachpflanzen müsse, was nicht von selber nachwächst. Trumm findet zudem, der Ausbau des Radwegenetzes gehe zu langsam. Haas verwies auf drei konkrete Maßnahmen. "Das braucht seine Zeit. Es gibt auch Leute, die finden, das Geld für den Radwegebau könnte man für etwas anderes ausgeben", sagte er.

Über den Müll, der nach dem Silvesterfeuerwerk teils wochen- und monatelang liegen bleibt, beschwerte sich Alexandra Bastiaens-Reiter. "Die ganze Münchner Straße ist ein einziger Müllhaufen", sagte sie, sie habe mit ihrem Sohn schon selbst aufgeräumt. Haas erwiderte, es sei eigentlich nicht Sache des Bauhofs, den Müll wegzuräumen. Das müssten die Leute tun, die das Feuerwerk abbrennen.

Darauf meldete sich eine ältere Frau zu Wort, die berichtete, in Görlitz werde die gesamte Nachbarschaft über Plakate aufgerufen, die Feuerwerksreste gemeinsam aufzuräumen. Bauhofleiter Michael Seeholzer soll nun in der sächsischen Stadt anrufen und sich Tipps holen.

Weitere Wortmeldungen betrafen eine mögliche Geschwindigkeitsbegrenzung an der Germeringer Spange, wo derzeit 60 gefahren werden darf, und die Lärmbelästigung an der Kerschensteinerstraße nach dem Ausbau der Autobahn A 96. In beiden Fällen erklärte Haas, die Stadt sei zwar nicht zuständig, er wolle sich aber erkundigen, was machbar sei.

© SZ vom 29.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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