Landwirtschaft in Fürstenfeldbruck:Regnerischer Sommer rettet die Ernte

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Ernte eingefahren: Das Getreide haben die Landwirte im Landkreis bereits von den Feldern geholt, wie das Bild aus Mittelstetten zeigt. Der Ertrag wird als durchschnittlich angegeben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Unterschied zu anderen Teilen Bayerns bekommt der Landkreis genug Feuchtigkeit ab, damit Getreide, Mais und Kartoffeln gut wachsen können. Der Raps-Ertrag ist jedoch schlechter als sonst

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Im Vergleich zu vielen Gegenden in Deutschland und auch in Bayern verläuft die Ernte im Landkreis Fürstenfeldbruck heuer recht gut. "Wir haben Glück gehabt", sagt Günter Biermayer, Leiter des Amts für Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck. Abgesehen von den Gegenden, wo das Hagelunwetter am Pfingstmontag schwere Schäden hinterlassen und zu Ernteausfällen von bis zu 90 Prozent geführt hat. Kreisobmann Georg Huber etwa verlor dabei fast die gesamte Getreideernte, rund 60 Prozent der Futtererbsen und vermutlich auch die Sojabohnen. Doch immerhin gab es im Landkreis genügend Niederschläge. "Im südlichen Alpenvorland war das Wetter durchwachsen", sagt Biermayer. Nach dem trockenen April habe es immer wieder geregnet. Der kalte Mai habe den Pflanzen nicht geschadet. "Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun' und Fass", zitiert Biermayer eine Bauernregel. "Das passt heuer."

Die Getreideernte sei durchschnittlich ausgefallen, vor allem auf den besseren, weil lehmigeren Böden. Schwache Schotterstandorte wie bei Esting und Olching hätten unter den unregelmäßigen Niederschlägen gelitten. Auch der Raps mochte das wechselhafte Wetter nicht. Die Ölpflanze wird schon im August oder Anfang September ausgesät und steht fast ein Jahr auf dem Feld. Landwirt Gregor Grill aus Dürabuch zeigt sich enttäuscht vom Ertrag, und Biermayer zufolge haben auch die anderen Rapsbauern eine unterdurchschnittliche Ernte eingefahren.

Bei Willi Müller, der seinen Betrieb in Malching hat, läuft die Zwiebelernte auf Hochtouren. Auf 27 Hektar baut er gelbe Speisezwiebeln an, knapp 2000 Tonnen. Mit dem Ertrag ist er zufrieden. Geerntet wurden auch die Saatkartoffeln, die enger gepflanzt werden, damit die Knollen klein bleiben. Nach der Ernte werden sie beprobt und dabei vor allem auf Viruserkrankungen untersucht. Sind sie gesund, kann Müller sie als Saatgut verkaufen. 60 Prozent behält er selber, um daraus wieder Kartoffeln zu ziehen, die dann zu Pommes und Chips verarbeitet werden. Deren Ernte beginnt erst zwischen 10. und 15. September. Denn die Schale der Kartoffeln muss so fest sein, dass die Knollen beim Transport nicht beschädigt werden. Müller erwartet eine durchschnittliche Ernte von den Feldern, die nicht beregnet wurden. Dort, wo er beregnet hat, zeigt sich das deutlich, die Ernte wird dort wohl viel besser ausfallen.

Der Mais steht noch auf den Feldern, seine Ernte beginnt im September. Für die riesige Grasart seien die Niederschläge noch rechtzeitig gekommen, erklärt AELF-Leiter Biermayer. Für Maissilage als Tierfutter werden die Pflanzen noch grün gehäckselt und dann im Silo oder in Folie milchsauer vergoren. Körnermais bleibt länger stehen, bis die Körner reif und trocken sind. Sie werden herausgedroschen und ebenfalls zu Tierfutter oder zu Maismehl und -gries verarbeitet. Der Mais, den man als Kolben auf den Grill legt oder aus der Konserve als Gemüse isst, wird unreif geerntet. Ein "nicht unbeträchtlicher Teil" des Maises kommt Biermayer zufolge in die Biogasanlage. Dennoch gebe es im Landkreis nicht viel mehr Maisanbau als früher, erklärt er. Aber die Tierbestände seien gesunken, deshalb stehe mehr Mais für die Energieerzeugung zur Verfügung.

Auch die Zuckerrüben dürfen noch ein bisschen wachsen. "Die stehen sehr schön", sagt Biermayer. Die Erntezeit beginnt im September, zuerst werden die Bio-Zuckerrüben geerntet, die auch zuerst in den Fabriken verarbeitet werden. Im Oktober folgen die konventionellen Rüben. Einen guten Ertrag erwartet Biermayer beim Soja, die Ernte beginnt im Herbst, wenn die Schoten trocken sind, sodass die Bohnen ausgedroschen werden können. Auch die Kartoffeln haben sich laut Biermayer gut entwickelt. "Wir leben hier auf einer Insel der Seligen", sagt er. "Der Unterschied zu einem Großteils Frankens ist enorm."

Trotz der im Vergleich zu anderen Landesteilen reichlichen Niederschläge sei die Trockenheit vom vorigen Jahr noch nicht wieder ausgeglichen. "Der Grundwasserspiegel ist noch niedrig", sagt Biermayer. Auch beim Bodenwasservorrat dürfte oft noch einiges fehlen. Der Begriff steht für das Wasser, das im oberen Bereich des Bodens für die Pflanzenwurzeln erreichbar ist. Bei durchlässigen, kiesigen Böden könne es schnell zu Wassermangel kommen, wenn es einige Zeit nicht regne.

© SZ vom 29.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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