Landschaftspflege:Anschauungsunterricht

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Junge Landwirte unternehmen eine Exkursion ins Ampertal

Von Eva Runkel, Fürstenfeldbruck

Unterricht in idyllischer Umgebung zwischen Bäumen und Vogelgezwitscher: Kürzlich tauschte das erste Semester der Landwirtschaftsschule Fürstenfeldbruck das Klassenzimmer gegen die grünen Wiesen des Ampertals. Während einer Exkursion sollten die 16 Schüler mit der Schulleiterin Marianne Heidner und Landwirtschaftsrat Sebastian Gresset anschaulich miterleben, was sie in der Schule in der Theorie gelernt hatten. Der Blockunterricht zum Thema "Naturschutz und Landschaftspflege" sollte auf diese Weise interessanter gestaltet werden. Am Vormittag hatten die Studenten bereits eine Einführung in die ökologischen Grundlagen und die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien erhalten, als es dann nachmittags bei strahlendem Sonnenschein los ging ins Ampertal.

Sebastian Böhm ist der zuständige Gebietsbetreuer und übernimmt die Leitung der Exkursion. Schon nach kurzer Zeit versammelt er die Gruppe für einen ersten Stopp. Er lässt sie einige Baumarten bestimmen und fragt sie nach Auffälligkeiten in den vor ihnen liegenden Wiesen. Seine Fragen werden meist auf Anhieb richtig beantwortet und die 16 jungen Erwachsenen zeigen reges Interesse an Böhms Ausführungen über die landschaftlichen Besonderheiten der Umgebung. Er erklärt, dass der Grundwasserspiegel bei der Amper immer weiter sinke, was es "kaum möglich macht, trockene Flächen wieder nass zu bekommen".

Nur ein kurzes Stück weiter den Weg entlang kann dann Landschaftspflege live beobachtet werden. Johann Ludwig bringt dort gerade mit dem Traktor Mulch aus, macht jedoch eine kurze Pause, um ein wenig von seiner bereits 27-jährigen Erfahrung in der Landschaftspflege zu berichten. Es sei wichtig, mehr Raum für seltene Pflanzen und Insekten zu schaffen, erklärt er. Allerdings stelle die Beschäftigung mit Naturschutz auch hohe Anforderungen an die Flexibilität der Landwirte. Da einige der erklärten Umstände vom Weg aus nicht so gut einsehbar sind, führt Böhm die Gruppe schließlich noch querfeldein über die nassen Wiesen, wo er auf einige der dort wachsenden Pflanzenarten hinweist und auch ihre Bekämpfung erklärt. So zum Beispiel die Goldrute. Sie kann zu einem Problem werden, da sie durch ihre dominante Verbreitungsart andere heimische Gewächse verdrängt. Außerdem zeigt Böhm anhand von Bildern anschaulich, wie sich der Lauf der Amper mit der Zeit verändert hat.

"Es war interessant zu sehen, was wirklich alles Landschaftspflege ist", sagt Benedikt Reichlmayr am Ende der Exkursion. Der 20-Jährige bereitet sich nach seiner Lehre zum Landwirt derzeit auf den Meister vor. Einige der besichtigten Wiesen gehören zum Hof seiner Familie in Fürstenfeldbruck. Die Flächen würden durch die Nutzung gepflegt. "Es war super, in der Praxis draußen zu sein." Diese Ansicht teilt auch Simon Widmann. Besonders die Erklärungen von Ludwig hätten ihn beeindruckt. Der ebenfalls 20-Jährige ist der einzige in der Klasse, auf dessen familiengeführten Hof bereits Landschaftspflege betrieben wird. Seit etwa zwei Jahren nimmt sich die Familie auf einer Fläche von viereinhalb Hektar des Naturschutzes im Ampermoos bei Pleitmannswang an. Er sehe das Prinzip der Landschaftspflege positiv, sagt Widmann.

Wie wichtig dieser Aspekt ist, betont auch Sebastian Böhm. Der 30-Jährige ist für die Öffentlichkeitsarbeit und den Arten- und Biotopschutz entlang der Amper zuständig. Als ein Hauptproblem hält er die "Verinselung" der Flächen - sie seien zu weit voneinander entfernt. Das wiederum führe zu genetischer Verarmung und Artenverlust. Man müsse das Bewusstsein für Naturschutz fördern und "die Leute raus ins Gebiet bringen, da das Wissen über unsere Region oft sehr gering ist". Aber mit Kontinuität könne man den negativen Einflüssen entgegenwirken, sagt Böhm. "Das Perfekte ist das Mosaik unserer Kulturlandschaft".

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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