Landkreis:Öffentlich mobil rund um die Uhr

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Die MVV-Linie 8300 zwischen Olching, Gröbenzell und Puchheim schließt zum Fahrplanwechsel im Dezember die letzte Lücke im Ruftaxi-System. Dann sind alle Bushaltestellen im Landkreis 24 Stunden täglich zu erreichen

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell/Olching/Puchheim

Die Idee ist bestechend. Wer kein Auto hat, soll im Landkreis Fürstenfeldbruck trotzdem an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr von der nächstgelegenen Bushaltestelle seiner Wohnung aus ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen können. Stellen die großen Linienbusse den Betrieb ein, füllen seit April 2015 Ruftaxis mit Minibussen die Lücke. Allerdings sind bisher Olching, Puchheim und Gröbenzell und damit etwa ein Drittel der Landkreisbewohner von dem System ausgeschlossen. Die MVV-Ruftaxi-Linie 8300 wird für diesen Bereich mit dem Fahrplanwechsel zum 12. Dezember eingeführt und dann das Anrufsammeltaxi "Asto" ablösen. Das hat der Kreistagsausschuss für Energie, Umwelt und Planung kürzlich einstimmig beschlossen.

Angeboten werden auf der Linie 8300 nur Bedarfsfahrten. Das heißt, die blauen Kleinbusse mit dem Schild MVV-Ruftaxi kommen nur auf Bestellung. Deshalb muss die Fahrt mindestens 45 Minuten vor dem gewünschten Termin in der Rufzentrale angemeldet werden.

Eigentlich ist das Ruftaxi ein Zwitter zwischen einem Bus und einem Taxi. Wie Busse auch, halten die ins MVV-Tarifsystem eingebundenen, rollstuhltauglichen Minibusse nur an offiziellen Haltestellen. Im Unterschied zum Linienbus sucht sich der Fahrer aber die kürzestes Strecke zur Zielhaltestelle aus, sofern er nicht an anderen Haltestellen andere Fahrgäste mitnimmt. In der Zeit von 19.30 bis 24 Uhr wird alle 20 Minuten eine Fahrtmöglichkeit angeboten, außerhalb dieser Zeiten stündlich. Im Gegensatz zum Anrufsammeltaxi Asto gilt der jeweilige MVV-Tarif. Gültig sind also Tages-, Wochen-, Monats- und Jahreskarten, aber kein Kurzstreckentarif.

Der Nahverkehrsplaner und ÖPNV-Experte des Landratsamts, Hermann Seifert, verbindet mit der Eröffnung der letzten Ruftaxi-Linie ehrgeizige Pläne. Die Minibusse sollen neue Fahrgäste für den öffentlichen Personennahverkehr generieren. Wer beispielsweise spät abends aus München öffentlich heimfahren will, so sein Kalkül, der werde auch tagsüber den Linienbus oder die S-Bahn nehmen. Wer aber nach Mitternacht nicht heimkomme, weil das Angebot fehle, der nutze auch tagsüber sein Auto, fahre also nicht Bus. Dazu passt, dass das bereits gelöst MVV-Ticket auch für die Rufbus gilt.

Fahren wiederum viele Ruftaxis, kann aus dem Bedarfsangebot eine reguläre Buslinie mit festen Fahrzeiten werden. In einem Ballungsraum wie den Großgemeinden im Osten müssen also Bedarfsfahren wie die der Linie 8300 kein Dauerzustand bleiben. Deshalb können Dauernutzer diesen Service regelmäßig buchen, sie müssen also dann nicht mehr für jede Fahrt gesondert anrufen.

Zudem ist das Landratsamt laut Seifert breit, bei Bedarf, zusätzliche Haltestellen für das Ruftaxi einzurichten. Der Landkreis trägt das Defizit in Höhe von zurzeit einer Millione Euro im Jahr. Laut Seifert werden in diesem Jahr 71 000 Fahrgäste ein - Ruftaxi besteigen, im nächsten Jahr sollen es 100 000 werden.

Sechs solche MVV-Linien gibt es bereits. Sie haben die Nummern: 8000 (Fürstenfeldbruck, Emmering), 8100 (Landsberied, Jesenwang, Adelshofen und Moorenweis mit Fahrten von und nach Bruck), 8400 (für Alling, Schöngeising, Grafrath, Kottgeisering, Türkenfeld und Bruck), 8500 (Alling, Eichenau und Germering mit den S-Bahnhöfen Bruck, Gröbenzell und Puchhein), 8700 (Maisach und Egenhofen mit Bruck), 8800 (Mammendorf, Oberschweinbach, Hattenhofen, Althegnenberg und Mittelstetten mit Bruck). Wer einmal umsteigt, kann mit seinem MVV-Ticket im Ruftaxi den Landkreis durchqueren, also zum Beispiel von Gröbenzell am Ostrand bis in den hintersten Winkel von Tegernbach im Westen kommen.

Fahrten können montags bis freitags von 17.30 bis 5.45 Uhr bei der Rufzentrale unter der Nummer 089/84 00 58 11 oder unter www.mvv-muenchen.de/ruftaxi angemeldet werden. Samstags, sonntags und feiertags ist die Rufzentrale ganztags besetzt. Die Minibusse verkehren wochentags von 19.30 bis 6 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen ganztags.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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