Kurzkritik:Musikalische Synthese

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Streichtrio überzeugt bei der Klassik-Reihe Germering

Von Klaus Mohr, Germering

Es ist keineswegs eine Garantie für einen gelungenen Konzertabend, wenn drei renommierte Künstler, die auf den Solistenpodien gut etabliert sind, gemeinsam Kammermusik spielen. Das Streichtrio mit Tobias Feldmann (Violine), Isabelle van Keulen (Viola) und Julian Steckel (Violoncello) fällt unter diese Kategorie: Zwei junge Shooting-Stars der Klassik-Szene nahmen beim Abend der Klassik-Reihe Germering am Freitag im Orlandosaal die Bratschistin in ihre Mitte. Das Resultat des Abends war nicht die Summe dreier wunderbarer Musikerpersönlichkeiten, sondern eine musikalische Synthese im Sinne der Werke. Der Wunsch, gemeinsam Musik zu machen, bündelte sich in der Rücksichtnahme auf die Partner.

In der ersten Konzerthälfte stand Ludwig van Beethovens Serenade in D-Dur op. 8 auf dem Programm. In den sieben kurzen Sätzen öffnete sich ein großes Spektrum an Einfällen, für deren Charakterisierung Beethoven oft nur wenige kompositorische Mittel benötigt. Die einleitende Marcia hatte einen sehr klangvoll-entschlossenen Ton, der musikantisch ausdifferenziert war. Das Adagio lebte von der singenden Oberstimme, die auf einem gezupften Klangboden abgefedert und von der Mittelstimme kommentiert war. Eine Moll-Episode brachte eine andere Beleuchtung, am Ende erhob sich das Geschehen schwerelos in den imaginären Himmel. Sensibel-elegant kam das Menuetto bei den Hörern an, pulsierend gefedert das Scherzo.

Stilistisch unterschied sich die Serenade C-Dur op. 10 von Ernst von Dohnány von der viel früher entstandenen Beethovens. Der Zugewinn an klanglicher Raffinesse verstellte jedoch den spielfreudigen Zugriff nicht, der wie eine selbstverständliche Weiterentwicklung wirkte. Der imitatorische Gestus im Scherzo war fast barock streng gehalten, doch zugleich von hoher Transparenz geprägt. Ostinate Bordunklänge erzeugten an mehreren Stellen ein Gefühl der Erdung, das oft mit schwebender Leichtigkeit in den anderen Stimmen korrespondierte.

Ein nicht neues Problem bei Kammermusik bestand im Saal: Die große Weite der Bühne sublimiert den Klang in alle Richtungen. Viel Beifall zum Schluss, aber keine Zugabe.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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