Kultur:Revierkämpfe

Lesezeit: 2 min

Wegen der Vergabepraxis von Rechten hat die Neue Bühne Probleme, ein Stück zu finden - Münchner Theater fürchten die Konkurrenz

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es herrscht Erleichterung an der Neuen Bühne Bruck: Nachdem lange nicht klar war, welches Stück das Theater als nächstes spielen wird, hat Intendant Harald Molocher nun mit "Meier Müller Schulz oder nie wieder einsam" endlich die Rechte für eine Inszenierung bekommen. Doch der Grund, warum Molocher lange nichts gefunden hat, bleibt bestehen und wird ihn wohl auch bei der nächsten Suche wieder beschäftigen. Dabei hatte er nach eigenem Bekunden bereits einige Ideen gehabt, vier Stücke waren in der engeren Auswahl. Doch bei allen Vieren macht ihm ein Begriff einen Strich durch die Rechnung: der Gebietsschutz. Er beschreibt eine in allen kulturellen Bereichen und bei allen Veranstaltern gängige Praxis.

Denn oft lassen sich Veranstalter vertraglich zusichern, dass ein Künstler, der in ihrem Haus gastiert, in einem Zeitfenster vor und nach dem Termin in einem bestimmten Radius nicht mehr auftreten darf. Und gleiches gilt eben auch für Theaterstücke. Hat eine Bühne die Spielrechte vom Verlag erworben, etwa für eine Spielzeit, kann sie das Stück für andere Bühnen in einem bestimmten Radius sperren lassen.

Für die Neue Bühne ist dabei vor allem die Nähe zu München fatal. Neben den großen Theatern gibt es dort natürlich auch zahlreiche kleine, die eine ähnliche Ausrichtung und damit ein ähnliches Spektrum möglicher Stücke wie die Neue Bühne haben. Sichern sich die Münchner Theater dann etwa einen Gebietsschutz von 50 Kilometern, ist auch die Brucker Bühne betroffen. So wie es aktuell der Fall ist. "Es gibt sogar Theater, die spielen ein Stück vielleicht ein oder zwei Wochen pro Spielzeit, blockieren es aber für das ganze Jahr", erzählt Harald Molocher. Manchmal gehe es sogar soweit, dass ein Theater ein Stück gleich für mehrere Jahre blockiert, obwohl es nur wenige Male pro Spielzeit gezeigt wird. "Ich habe mehrere Telefonate mit den Kollegen in München geführt und gefragt, ob wir nicht eine Ausnahmegenehmigung bekommen können. Aber da heißt es immer, das könnten sie nicht machen, weil wir eine Konkurrenz sind und ihnen Zuschauer abziehen könnten."

Eines der Stücke, das Molocher spielen wollte, ist "Das Abschiedsdinner" von Alexandre de la Patellière und Matthieu Daleaporte. Molocher hatte bereits den Text vom Verlag bekommen, ihn gelesen und sich dazu entschieden, das Stück aufzuführen. Als er dann zur Sicherheit noch einmal beim Verlag anrief, um sicherzugehen, dass die Rechte frei sind, erklärte ihm eine Mitarbeiterin, dass man festgestellt habe, dass die Neue Bühne zu nah am aktuellen Münchner Rechteinhaber liegt. Also musste Molocher die Suche von neuem beginnen.

Warum aber ist es so schwer, ein passendes Stück zu finden? Man sollte doch meinen, dass es genug Möglichkeiten gibt. Doch Molocher erklärt, dass es eben genau das nicht ist. Mehrere Faktoren schränken ihn bei der Suche ein. Viele Stücke fielen schon deshalb weg, weil die Neue Bühne nur eine überschaubare Anzahl an Schauspielen pro Inszenierung hat. Ein- bis Vier-Personenstücke seien ideal, sagt Molocher. Dazu sollte es mehr Frauen- als Männerrollen sein. Und dann müssten die Stücke natürlich ein gewisses inhaltliches Niveau haben, dürften aber gleichzeitig nicht zu schwer zu inszenieren sein. "Wir können hier in Bruck beispielsweise keine allzu modernen Stücke spielen. Und dann gibt es Stücke, die sind so aufwendig, dass man sie auf Amateurniveau einfach nicht umsetzen kann, weil man sechs bis acht Stunden täglich proben müsste und das mehrere Wochen lang", sagt Molocher.

Auch wenn ihn die Probleme bei der Suche immer noch ärgern: nun will sich Molocher erst einmal auf die Proben für "Meier Müller Schulz oder nie wieder einsam" konzentrieren. Denn viel Zeit bleibt nach der langwierigen Suche nicht mehr bis zur Premiere. Bereits Ende März sollen die Besucher das neue Stück erstmals sehen können.

© SZ vom 11.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: