Kultur in Gröbenzell:Das tägliche Brot

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Harald Friedls Film regt zum Nachdenken über unser Grundnahrungsmittel an

Von Anna Schorr, Gröbenzell

Brot ist nicht gleich Brot. Das wird in Harald Friedls Film "Brot" mehr als deutlich. Denn der Film stellt dar, auf wie unterschiedliche Art und Weise das beliebte Grundnahrungsmittel heute gebacken wird, und er zeigt Aspekte der Brotproduktion auf, an die man bei einem herzhaften Biss in seine Frühstückssemmel wahrscheinlich eher selten denkt. Die Gruppe "Gröbenzell for Future" präsentierte den Film gemeinsam mit dem Bund Naturschutz Gröbenzell und den Gröbenlichtspielen im Rahmen eines Online-Kinoabends.

"Ich bin zu meinem Bäcker gegangen und habe mich mit ihm unterhalten. Da wurde das Thema für mich immer spannender", erzählt Friedl, wie er auf die Idee für seinen Film kam. Im Herbst 2014 hat er angefangen zu recherchieren, im vergangenen Jahr ist der Film schließlich herausgekommen. "Brotteig ist wirklich individuell, daher habe ich mich auch auf das Thema einlassen wollen", beschreibt der Regisseur seine Faszination für das Thema Brot. Wie verschieden Teige und die daraus entstehenden Brote sein können, ist im Film eindrucksvoll dargestellt. In einer Szene präsentiert ein Traditionsbäcker aus Frankreich stolz das Knacken einer Brotkruste, in der nächsten Szene laufen industrielle Fließbänder mit Tausenden von Toastbroten durchs Bild.

Kommentiert wird das Ganze wenig, die Bilder sprechen für sich. "Ich dachte mir, die Wertung kann ich mir sparen, man muss das Publikum nicht immer bei der Hand nehmen", erklärt der Regisseur in dem Online-Gespräch, zu dem Zuschauer nach dem Film eingeladen waren. Insgesamt um die 70 Teilnehmer nahmen an dem online veranstalteten Kinoabend teil. "Eine klasse Sache", freut sich Ariane Zuber vom Bund Naturschutz Gröbenzell, die den Abend moderierte. Dass der Regisseur des Films zu einem Filmgespräch zur Verfügung stehe, sei ein winziger Vorteil der Pandemie: "Wir hätten es uns nicht leisten können, Herrn Friedl aus Wien hier herkommen zu lassen. Ihn online zugeschaltet zu haben, ist eine einmalige Chance."

Mit seinem Film gibt der österreichische Regisseur nicht nur interessante Einblicke in die Kunst des Bäckerhandwerks und die Herstellungsverfahren der Industrie, sondern macht auch auf Probleme der modernen Brotproduktion aufmerksam. "Es sollte eine Deklarierungspflicht eingefordert werden. In industriell gefertigtem Broten sind viele Emulgatoren, Konservierungsmittel und technische Enzyme enthalten, die nicht deklariert werden müssen", erzählt Friedl. Somit könne die Industrie damit werben, nur natürliche Lebensmittel zu verwenden. Dass sie so mit den gleichen Mitteln wie kleine Betriebe Werbung mache, sei nicht fair. "Und eigentlich müsste auf den Produkten auch draufstehen, was in den Verpackungen drin ist", fordert der Regisseur. "Verpackungsbestandteile werden teils wegen hormonaktiver Wirkung verboten. Dann gibt es Ersatzprodukte und das dauert dann, bis man denen auch eine solche Wirkung nachweisen und sie verbieten kann."

Die Zuschauer zeigten sich im Filmgespräch nicht nur inhaltlich interessiert, sondern stellten auch Fragen zur Entstehung einzelner Szenen. "Ich inszeniere schon immer wieder Szenen", beantwortet der Regisseur die Frage nach der Echtheit eines dargestellten Gesprächs zwischen dem französischen Bäcker und seiner Tochter, "aber nur, um die innere Wahrheit geschehen zu lassen. Man muss ja schon ein Szenario herstellen, damit etwas passiert, man verfälscht damit den Sinn aber nicht." Manchmal sei man als Regisseur aber auch nur Beobachter und müsse nur sehr wenig Regieanweisungen geben.

Der Film schließt mit einem abenteuerlichen Ausblick auf die Zukunft des Brotes: Friedl zeigt eine Firma, die dabei ist, Brot für künftige Marsmissionen zu entwickeln. "Ich hatte schon einmal Sorge, dass ich verscheißert werde", erzählt er schmunzelnd in seinem österreichischen Dialekt über diese Filmsequenz, "aber die wollen mit ihrem Brot wirklich bei der ersten Marsmission dabei sein."

Auch Friedl weiß bereits, welche Filmmission er in Zukunft angehen möchte: "Im Moment beschäftige ich mich mit Energie. Mein nächster Film soll von der Ökologisierung der Fahrzeugindustrie handeln, ich möchte das Thema am Beispiel meiner Heimatstadt Steyr beleuchten", sagt der Regisseur.

© SZ vom 05.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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