Kultur in der vierten Corona-Welle:Weitermachen mit 25 Prozent

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Die großen Kulturveranstalter wollen ihr Programm aufrecht erhalten - soweit es mit den kommenden Maßnahmen eben geht. Nur das privat betriebene Stockwerk in Gröbenzell kann sich das unter den neuen Bedingungen nicht leisten

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es ist mittlerweile zu einem der vielen Corona-Rituale geworden: Die Staatsregierung gibt kurzfristig Maßnahmen bekannt, die auch Kulturveranstaltungen massiv beschränken und die Veranstalter müssen überstürzt reagieren - noch bevor die Änderungen offiziell erlassen werden und die genauen Regeln bekannt sind. So ist es auch dieses Mal. Am Freitag hat Markus Söder erklärt, dass unter anderem Kulturveranstaltungen nur noch unter 2 G-plus stattfinden dürfen, mit einer Auslastung von höchstens 25 Prozent. Während die Politik an diesem Dienstag über die Maßnahmen, die ab Mittwoch gelten sollen, diskutieren will, laufen bei den Kulturveranstalten schon seit spätestens Montagmorgen die Köpfe und Telefonleitungen heiß.

"Wir versuchen zu retten, was zu retten ist. Unsere Telefone stehen nicht mehr still, es herrscht viel Kommunikationsbedarf", sagt Medea Schmitt, die Leiterin der Stadthalle in Germering. Kommuniziert werden muss dabei nicht nur mit den Besuchern, sondern auch mit den Künstlern oder deren Agenturen, externen Mietern der Räume und den für die angesetzten Veranstaltung bereits eingeplanten Mitarbeiter. Und das alles unter der Prämisse, dass noch nichts zu 100 Prozent fest steht, dass sich die exakten Regelungen noch ändern und Ausnahmen geschaffen werden könnten.

Sowohl die Stadthalle als auch das Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck wollen den Kulturbetrieb auch mit der 25-Prozent-Regel so weit es geht aufrecht erhalten. Abgesagt oder verschoben wird nur, wenn es nicht anders geht. Etwa wenn bereits mehr als ein Viertel der Plätze bei Veranstaltungen in den jeweils größten Räumen verkauft sind. "Unser Vorteil ist, dass wir mehrere Säle haben und einiges auffangen können, indem wir Veranstaltungen in den Stadtsaal verlegen", sagt Marita Kuhn, Pressesprecherin des Veranstaltungsforums Fürstenfeld.

Etwa 230 Besucher passen mit der 25-Prozent-Auslastung in den Saal. "Die Veranstaltungen sind ganz unterschiedlich verkauft. Wir sind jetzt mit allen in Kontakt, auch mit den Gastveranstaltern und fragen, ob die Termine stattfinden sollen. Einige überlegen schon andere Ansätze, etwa Künstler zweimal auftreten zu lassen. Es wird heiß gearbeitet", so Kuhn. "Uns kommt entgegen, dass der Verkauf aktuell sowieso etwas zögerlicher läuft als in normalen Zeiten. Das gibt uns die Möglichkeit, das mehr so stattfinden kann wie geplant", sagt Medea Schmitt. Bereits am Freitag hat die Stadthalle den Vorverkauf bei 25 Prozent gesperrt. Auch das Puchheimer Kulturzentrum will den Betrieb weiter erhalten. "Wir wollen einen Beitrag zum öffentlichen Leben leisten, solange es geht", sagt Michael Kaller, der Leiter des Puc. "Wir haben das Glück, dass wir im Verkauf noch nirgends bei 25 Prozent sind. Seit 2 G-plus gilt, ist die Nachfrage spürbar zurückgegangen". Deshalb könnten nach aktuellen Stand alle Veranstaltungen so stattfinden wie geplant.

Anders sieht es im Stockwerk in Gröbenzell aus. Als kleinster und einziger kommerzieller Kulturveranstalter hat sich Thomas Breitenfellner dazu entschieden, die bis zum 15. Dezember geplanten Auftritte zu verschieben. "Mit 25 Prozent Auslastung ist es für uns einfach nicht umsetzbar", sagt Breitenfellner. Ob die zwei Termine, die nach dem Stichtag für dieses Jahr noch geplant sind, stattfinden können, darauf will er sich nicht festlegen. "Wir haben gelernt, auf Sicht zu fahren. Mit den Erfahrungen des vergangenen langen Winterlockdowns wird man realistischer. Wir als gesamtes Team wollen den Menschen zurufen: Lasst euch impfen, das ist auch ein Beitrag zur Kultur", so Breitenfellner

Bisher abgesagte Veranstaltungen : Bluestrings, 26. November, Stadtbibliothek Fürstenfeldbruck; Winterzauber Maisach, 9. bis 19. Dezember; Seniorenkonzert, 27. November, Fürstenfeldbruck Bisher verschobene Veranstaltungen : Lesung mit Nicola Förg, 22. November, Bürgersaal Gröbenzell, neuer Termin 14. März 2022; Bernd Stelter, 25. November, Stadthalle Germering, neuer Termin 1. Dezember 2022; Chris Boettcher, 27. November, Stockwerk Gröbenzell, neuer Termin 11. November 2022; Gerhard Polt, 2. Dezember, Stadthalle Germering, neuer Termin 14. November 2022; Addnfahrer, 15. Dezember, Veranstaltungsforum Fürstenfeld, neuer Termin 29. Oktober 2022

© SZ vom 23.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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