Konzertreihe:Bestechende Reinheit

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Aus England stammt das Elias Streichquartett. (Foto: Günther Reger)

Das Elias Streichquartett glänzt mit makelloser Intonation

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Gleichberechtigung in der Musik ist leicht zu verwirklichen: Im Fall des in England ansässigen "Elias Streichquartetts" mit Sara Bitlloch und Donald Grant (Violine), Simone van den Giessen (Viola) und Marie Bitlloch (Violoncello) saßen drei Frauen und ein Mann auf der Bühne. Die Damen waren ganz schwarz gekleidet, der Herr an der zweiten Violine trug ein graues Hemd.

Musikalisch verwirklichte das Quartett die Gleichberechtigung auf beeindruckende Weise: Jedem Musiker kam genau das Gewicht zu, das an der entsprechenden Stelle gefordert war. Das führte zu wunderbarer Transparenz im Gesamtklang, eröffnete aber auch eine zusätzliche Hördimension von großer Weite. Das Elias Streichquartett gastierte am Samstag im Rahmen der Fürstenfelder Konzertreihe. Auf dem Programm standen Quartette von Joseph Haydn, Bedřich Smetana und Felix Mendelssohn Bartholdy.

Mit einem der letzten Streichquartette Haydns wurde der Abend eröffnet, nämlich dem in G-Dur op. 77 Nr. 1 Hob. III:81. Drei der vier Sätze beginnen im Unisono, und hier wurde eine große Stärke dieses Ensembles hörbar, nämlich die makellose Intonation. Der reine Zusammenklang von vier Streichinstrumenten kann zu einem beglückenden Erlebnis werden.

Im Fürstenfeldbrucker Stadtsaal erreichte die Konzentration auf das musikalische Geschehen ein fesselndes Höchstmaß, weil auch die Akkorde intensiv leuchteten. Im Kopfsatz (Allegro moderato) erzeugten das punktierte Motiv und die durchgehende Begleitung schwebende Leichtigkeit. Diese verstärkte sich in den Modulationen der Durchführung zu einem sublimierten Klangeindruck.

Das Adagio lebte von mehrfachen Änderungen der Lichtverhältnisse, die durch den dichten, jedoch nie dicken Ton erzeugt wurden. Das Menuet kam weniger als Tanz, sondern vielmehr als sehr rasche und damit artifizielle Weiterentwicklung daher. Wie Musik, die der Himmel direkt auf die Erde schickt, mutete schließlich das Final-Presto an.

Für das Quartett Nr. 1 in e-Moll "Aus meinem Leben" vom Smetana erstand das Elias Streichquartett quasi neu. Die klanglich intensiv empfundene Viola-Melodie zu Beginn des Allegro vivo appassionato war gegenüber der sanft wogenden Begleitung stark in den Vordergrund gerückt. Im Verlauf wurde sie eingebunden in große Steigerungen und aufgeteilt auf alle Partner. Aus dem "Ich" des Lebens entstand klanglich ein "Wir". Der nächste Satz, eine Polka, changierte zwischen kraftvollem Bogenansatz und eleganter Linienführung, so dass eine Art noble Salonmusik entstand.

Das Quartett in a-Moll op. 13, das Mendelssohn im Alter von 18 Jahren komponierte, legte in der Interpretation des Elias Streichquartetts die unterschiedlichen stilistischen Ansätze der Komposition frei: Die barocke Strenge der Fuge im Adagio kam so ebenso beeindruckend beim Hörer an wie die kantable Linienführung im Intermezzo, die aus der Epoche der Klassik zu stammen schien und an ein Ständchen in lauer Sommernacht erinnerte. Doch auch der leidenschaftlich drängende, expressive Gestus der Hochromantik wurde hörbar, beispielsweise im Eingangs-Allegro.

Alles stand jedoch nicht isoliert da, sondern war schlüssig auseinander entwickelt. Ein Schlüssel verbarg sich in den letzten Takten: Die erste Violine vibrierte ihre Kantilene äußerst beseelt, die Partner verzichteten auf Vibrato. Damit wurde deutlich, mit welcher Überlegenheit das Elias Streichquartett im Einsatz klanglicher Mittel agiert. Am Ende gab es großen Beifall, auf den zwei schottische Volksweisen als Zugabe folgten.

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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