Kommunalwahl in Fürstenfeldbruck:Das Desinteresse wächst

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Noch nie haben sich so wenige stimmberechtigte Bürger auf den Weg ins Wahllokal gemacht. Vor allem in den großen Kommunen sinkt das Interesse rapide.

Ein Kommentar von Christian Hufnagel

Was gibt es Näheres als die Heimat? Wo kann man unmittelbarer erfahren, wie sich Entscheidungen auswirken? Wenn die Wiese des täglichen Spaziergangs plötzlich Häusern weichen musste. Wenn der Supermarkt weit weg an den Ortsrand gezogen ist. Wenn die Schule noch immer keine Ganztagsbetreuung anbietet. Was müsste also größeres Interesse wecken, als mitbestimmen zu dürfen und zu können über jene Menschen, die für eine so lange Zeit, wie es sechs Jahre nun einmal sind, die sogenannten Geschicke der Heimat lenken.

Und so hätten die Bürger im Landkreis am Sonntag zeigen können, dass sich ihr politischer Eifer eben nicht nur weckt, wenn vor ihrer Haustüre ein Windrad gebaut werden soll. Doch das nachhaltige Ergebnis der Kommunalwahlen ist nicht etwa, dass das CSU-Parteibuch kein Selbstläufer mehr auf einen Bürgermeisterposten ist; dass Amtsinhaber gleich welcher Couleur, ob nun im Landratsamt oder Rathäusern wie Olching und Germering, offensichtlich für gute Arbeit belohnt werden; oder dass der Frauenanteil in der kommunalen Führungsebene mit zwei Vertreterinnen zwar bescheiden bleibt, sich aber immerhin verdoppelt hat.

Nein, die Kernbotschaft ist der deprimierende Umstand, dass sich noch nie so wenige Landkreisbürger aufgemacht haben, um ihre Stimme abzugeben. Es ist eine neue historische Tiefstmarke in einer seit Jahrzehnten abfallenden Fieberkurve erreicht - bei einer Wahlbeteiligung von nun gerade einmal noch rund 53 Prozent. Dabei ist es den ländlich geprägten Gemeinden im Westen zu verdanken, dass die Marke nicht noch weiter abgerutscht ist und man gerade noch davon sprechen kann, dass wenigstens jeder Zweite zum Wählen geht. Die Städte wie Germering offenbaren aber ein geradezu dramatisch geringes Interesse der Bürger an dem, was für sie eigentlich Heimat bedeuten müsste.

© SZ vom 17.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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