Kommunalwahl im Landkreis:Breite Mischung

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Sie wollen von 2020 an im Kreistag Politik machen: die Kandidatinnen und Kandidaten der CSU, die am Freitag nominiert wurden. (Foto: Kreis-CSU)

Die CSU ist stolz auf ihre Kandidatenliste für die Kreistagswahl. Frauen werden nun per Reißverschluss­verfahren eingegliedert - aber nur auf den ersten zehn Plätzen

Von Heike A. Batzer, Mammendorf

Katrin Staffler geriet zu Beginn des Abends regelrecht ins Schwärmen, als sie die "regional breiteste Liste" ankündigte, mit der die Kreis-CSU je zu einer Kreistagswahl angetreten ist. Die Kandidaten kämen aus jeder Gemeinde oder Stadt, aus allen Alters- und den unterschiedlichsten Berufsgruppen. Dann zählte die CSU-Kreisvorsitzende auf: Handwerksmeister, Juristen, Ingenieure, Lehrer, Landwirte, Polizisten, Unternehmer, Studenten. Dass sich "eine tolle Mannschaft" gefunden habe, sei freilich auch ein Kraftakt mit vielen Stunden Arbeit, Telefonaten und Gesprächen gewesen. Unter den ersten 30 Kandidaten befinden sich laut Staffler zwölf Frauen - so viele wie noch nie. Insgesamt sind 26 der 70 Kandidaten weiblich, das sind 37 Prozent.

Vor sechs Jahren war die CSU mit 21 Frauen auf der Kreistagsliste angetreten, ins Gremium schafften es bei 31 Mandaten dann acht. Für ein Reißverschlussverfahren, bei dem sich männliche und weibliche Kandidaten abwechseln, reichte es bei der Aufstellungsversammlung am Freitagabend im Mammendorfer Bürgerhaus nur auf den Plätzen eins bis zehn: Die werden angeführt von Thomas Karmasin, der auch als Landrat kandidiert. Es folgen die beiden Abgeordneten für Bundes- und Landtag, Katrin Staffler und Benjamin Miskowitsch, Bezirksrätin Gabriele Off-Nesselhauf, Katrin Stafflers Ehemann Emanuel, Landratsstellvertreterin Martina Drechsler, Maisachs Bürgermeister Hans Seidl, Manuela Kreuzmair, Hubert Ficker und - als einzige Neue unter den ersten Zehn - Thuy Tran, die kürzlich als Kreisvorsitzende der Jungen Union von Wolfgang Vogt abgelöst wurde. Der 24-jährige Jung-Jurist aus Moorenweis erzielte später mit 120 Stimmen ein beachtliches Ergebnis und findet sich auf Listenplatz 21 wieder.

Landrat Thomas Karmasin war es, der als Wahlleiter den Abend moderierte und die einzelnen Wahlergebnisse verkünden durfte. Drei Stunden benötigte die CSU, bis alle Plätze vergeben und die Formalien erledigt waren. Die ersten zehn Kandidaten und die letzten fünf wurden als Block gewählt, das war der Parteiführung wichtig. Die Reihenfolge der in Fünfterpakete aufgeteilten übrigen Bewerber konnten die gut 150 Delegierten selbst bestimmen.

Das beste Resultat des Abends erhielt, abgesehen von den Blockabstimmungen am Anfang und Ende der Liste, Stefan Floerecke, der erst tags zuvor in Emmering als CSU-Bürgermeisterkandidat nominiert worden war. 132 Stimmen sicherten dem Kreisjugendreferenten Listenplatz elf und entsprechenden Applaus. Floerecke freilich bestritt den Abend ganz unprätentiös als Wahlhelfer. Die Wahlzettel einzusammeln, das übernehmen traditionell Mitglieder der Jungen Union, und mit 34 Jahren ist Floerecke noch immer im JU-Alter. Beifall gab es auch für Andreas Haas, der sich als seit elf Jahren amtierender Oberbürgermeister von Germering vorstellte und als neuerlich nominiert, "mit einem durchaus guten Ergebnis", wie er grinsend anmerkte: Es waren hundert Prozent der Stimmen gewesen. Für seine Kreistagskandidatur erhielt er 122 Stimmen und Listenplatz zwölf. Dahinter platzierte sich die junge Eichenauer Gemeinderätin Céline Lauer und - als Neuling - Schulamtsleiterin Bettina Betz. Auf den Brucker Oberbürgermeister Erich Raff, der dem Kreistag ebenfalls noch nicht angehört, entfielen 81 Stimmen, was eines der schlechteren Wahlergebnisse des Abends bedeutete.

Sämtliche 70 Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich in ein, zwei Sätzen vor, was bisweilen ganz launig gelang, etwa bei Dieter Rubenbauer, dem Abfallreferenten des Kreistags. "Ich würde mich freuen, "wenn ich mich wieder um ihren Müll kümmern dürfte", rief er den Delegierten zu. Bisweilen bekam auch Landrat Karmasin Lob ab, etwa vom Grafrather Gerald Kurz (Platz 30), der Karmasins Umgang mit anderen Meinungen lobte, oder von Olchings Zweiter Bürgermeisterin Maria Hartl (Platz 59). "Es ist mir eine Ehre, Thomas Karmasin zu unterstützen", sagte sie.

Zu den neuen Kandidaten auf der Liste zählen unter anderem der junge Olchinger Bürgermeisterkandidat Maximilian Gigl (Platz 18), die Puchheimer Bürgermeisterkandidatin Karin Kamleiter (Platz 25), der Brucker Stadtrat und Kreisvorsitzende der Mittelstandsunion, Markus Droth (Platz 36), Metzgerinnungs-Obermeister Engelbert Jais (Platz 38) und Georg von Kleinsorgen. Der ehemalige Vorsitzende des FC Puchheim (Platz 39) war 2006 Bürgermeisterkandidat gewesen.

Nicht mehr antreten werden die bisherigen CSU-Kreisräte Reinhold Bocklet, Emil Schneider, Hans Schilling und Gabi Waldleitner. Am Ende der Liste finden sich dennoch bekannte Namen: Uta Lucht, die ehemalige Bürgermeisterin von Oberschweinbach, Johann Stürzer, der mittlerweile so lange Kreisrat ist wie Karmasin Landrat, Johann Drexl, der Ex-Kreischef der Bauern, Hubert Jung, der ehemalige Eichenauer Bürgermeister sowie - auf dem "Ehrenplatz", wie Karmasin sagte, als Siebzigster und Letzter der Liste - Sepp Kellerer, von 1996 bis 2014 Brucker OB und seit 47 Jahren Kreisrat. Diese "fünf Persönlichkeiten wollen nicht mehr ins operative Geschäft gehen", stellten sich aber dennoch "in den Dienst der Partei" erläuterte Karmasin. Diesen kann man eben auch als Schlusslicht erweisen. Der schnelle Blick des Wählers bleibt nämlich zuvorderst am Anfang der Liste hängen - und an ihrem Ende.

© SZ vom 22.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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