Kommentar:Über die Pflicht hinaus

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Schulleitungen sowie Lehrkräfte haben in Corona-Zeiten eine wirklich vorzügliche Arbeit geleistet

Von Ingrid Hügenell

Über Lehrer machen sich viele Menschen gerne mal lustig, von wegen "viele Ferien, wenig Arbeit". Bei manchen ist das vielleicht eine späte und stellvertretende Rache an den strengen, oft wenig pädagogisch agierenden Lehrkräften ihrer mehr oder weniger weit zurückliegenden Jugend. Die Corona-Krise hat nun vielen Eltern eindrücklich vor Augen geführt, wie wichtig und auch wie schwierig der Beruf derjenigen ist, die ihren Söhnen und Töchtern dabei helfen zu lernen, was sie für die Schule und fürs Leben brauchen.

Nicht alle Lehrer sind gleich gut mit digitalem Unterricht zurecht gekommen, manche waren sicherlich überfordert mit der Situation. Nicht alle Schulen waren gleich perfekt organisiert. Aber, und dieser Eindruck bleibt hängen nach vielen Gesprächen mit Direktorinnen und Rektoren sowie Besuchen in den Bildungseinrichtungen: Die meisten haben sich verdammt viel Mühe gegeben. Trotz eigener Belastungen, aus Überzeugung, oft über ihre Pflichten hinaus. Auch die Verwaltungskräfte in den Sekretariaten, auch die Hausmeister, auch die Elternbeiräte.

Die Schulleiterinnen und Schulleiter haben mit sehr großer Umsicht agiert. Sie haben nicht nur genau überlegt, was die ihnen anvertrauten Menschen - Schüler wie Lehrer - brauchen, um in der Bedrohung durch das Virus gesund zu bleiben. Zu dem haben sie sich darum gekümmert, wie sich die Schüler, vom Erstklässler bis zum erwachsenen Absolventen, in der Schule wohl fühlen können - unter den besonderen, sich stets verändernden und somit unwägbaren Verhältnissen. Dabei war in den vielen Gesprächen großer Elan zu spüren, Engagement, ja sogar Begeisterung für die Aufgabe, wo man auch Erschöpfung und Gereiztheit hätte verstehen können. Und immer wieder, in wirklich jedem Gespräch, haben die Schulleiter ihr tolles Team gelobt, ungefragt und mit Dankbarkeit für die glückende Zusammenarbeit. Die Corona-Solidarität wird auch in den Schulen sichtbar. Hoffentlich bleibt sie.

© SZ vom 17.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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