Kommentar:Publicity als Konzept

Lesezeit: 1 min

Die Kritik an den FFP2-Masken zeigt, dass Schnellschüsse in der Corona-Politik falsch sind

Von Peter Bierl

Es ist keine Frage, dass gute Schutzmasken ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sind. Das bestreiten bloß diejenigen, die sich der Realität verweigern und Diktaturen verharmlosen, wenn sie einen Maulkorb halluzinieren. Allerdings zeigt die Reaktion von Sozialverbänden und Politikern im Landkreis auf die Anordnung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), dass FFP 2-Masken ab Montag beim Einkauf und im ÖPNV verpflichtend sind, dass sich ein gewisser Unmut über Schnellschüsse breitmacht.

Die Regierungen hätten den Sommer verschlafen und die Gefahr einer zweiten Welle nicht ernst genommen, sagt der Landtagsabgeordnete Hans Friedl (FW) aus Alling selbstkritisch. Eigeninitiative wurde von oben abgeblockt, etwa vom Kultusministerium ein konfessionsübergreifende Werteunterricht im Klassenverband wie in Puchheim. Nun wird es im Landkreis Tausende von Menschen geben, deren Einkommen nicht ausreicht, um sich regelmäßig jene Masken zu kaufen, die einst in jedem Baumarkt um Centbeträge zu haben waren, jetzt aber fünf, sechs oder sogar zwölf Euro kosten.

Bessere Masken sind sinnvoll, aber sie müssen zu erschwinglichen Preisen und für Ärmere umsonst überall zu bekommen sein. In den Flüchtlingslagern wie am Fliegerhorst oder in Puchheim muss die Regierung genügend Exemplare austeilen. Und wer soll das Tragen der FFP 2-Maske überwachen, etwa in den vielen Bussen im Landkreis? In Supermärkten sei der Umgang mit Verstößen gegen die Maskenpflicht schon jetzt ziemlich lax, berichten SZ-Leser. Wer sich bei Mitarbeitern, die anderes zu tun haben, beschwere, werde auf die Behörden verwiesen, das Landratsamt gibt den Schwarzen Peter an die Polizei weiter.

Sich als Macher zu präsentieren, mag kurzfristig Beliebtheitswerte steigern, undurchdachte Anordnungen untergraben jedoch die Pandemiebekämpfung doppelt, weil sie nicht effektiv sind, aber Unmut und Zweifel säen. Jetzt sollen Landkreise und Städte FFP 2-Masken an Bedürftige austeilen, im Endeffekt werden das Missmanagement wohl wie so oft die Kommunen ausbaden.

© SZ vom 14.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: