Kommentar:Freiwilligkeit reicht nicht aus

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Die Zukunft der Feuerwehr liegt in einem Mix aus Ehrenamt und Profitum

Von Peter Bierl

Die Freiwilligen Feuerwehren haben Personalprobleme. Immer weniger junge Leute wollen dieses Ehrenamt übernehmen, ähnlich wie in Vereinen, Verbänden und Parteien. Dafür gibt es handfeste Gründe: In fast allen Berufszweigen hat sich die Arbeit intensiviert und die Arbeitszeit faktisch verlängert - trotz moderner Computertechnik. Gerade die Jungen, die für den aktiven Feuerwehrdienst in Frage kämen, müssen sich reinhängen, sollen allzeit bereit und flexibel sein. Obendrein machen Unternehmer Stress, wenn Aktive während der Arbeitszeit ausrücken sollen.

Zugleich sind Anforderungen und Belastungen gerade dieses Ehrenamts gestiegen. Die Feuerwehr kommt nicht mehr nur, wenn es brennt, sondern auch bei Hochwasser und Verkehrsunfällen. Die Giftstoffe, die Chemikalien und Kunststoffe, mit denen die Männer und Frauen heute im Einsatz zu tun haben, gab es nicht, als die Wehren gegründet wurden.

Damals entstand jene Zweiteilung, die bis heute geblieben ist: In Großstädten kommt die Berufsfeuerwehr, auf dem Land rücken Freiwillige an. Aber Dörfer und Kleinstädte haben sich gewandelt. Die Brucker Wehr wurde 1862 gegründet, die Mammendorfer zehn Jahre später. Bis zum Ersten Weltkrieg hatte fast jedes Kaff seine Truppe. Damals arbeiteten die meisten als Bauern, Handwerker, Ladenbesitzer und selbst als Arbeiter im Ort. Heute pendeln die meisten zur Arbeit und sind werktags bei Einsätzen nicht zu mobilisieren. Alle diese Faktoren verursachen Personalmangel, auf den die Brucker Wehr mit einer originellen Kampagne reagiert - in eigener Regie, was wiederum Zeit und Energie kostet.

Freiwillige Feuerwehren werden in einem sich rapide verstädternden Raum wie Fürstenfeldbruck auf Dauer nicht ausreichen. Berufsfeuerwehren wiederum sind kostspielig. Die Perspektive liegt in Lösungen zwischen beiden Varianten. Das wären Freiwillige Feuerwehren kombiniert mit einem Kader von hauptamtlichen Profis, der in interkommunaler Trägerschaft stehen könnte. Bescheidene Ansätze in diese Richtung sind aus der Not entstanden, etwa Feuerwehrleute, die in Bauhöfen arbeiten, oder Rathaus-Mitarbeiter, deren Schreibtische im Feuerwehrhaus stehen wie in Bruck - und die alle ausrücken, wenn die Sirene tönt.

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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