Kommentar:Der Lohn der Geduld

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Der Rückzug des erkrankten Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeisters scheint sich mit Anstand und Würde zu vollziehen

Von Gerhard Eisenkolb

Im Zusammenhang mit der tragischen Erkrankung des Brucker Oberbürgermeisters Klaus Pleil ist in den vergangenen Monaten immer wieder diskutiert worden, wie eine Stadt wie Fürstenfeldbruck mit ihrem höchsten politischen Repräsentanten nach einem solchen Schicksalsschlag umgehen soll und darf. Obwohl der Stadtrat und die Stadtverwaltung lange in einem kaum aufzulösenden Interessenkonflikt standen, ist es gelungen, die schwere Aufgabe mit Anstand und ohne Schaden für alle Beteiligte zu lösen.

Selbstverständlich ist das nicht. Schon gar nicht in einem Stadtrat wie dem Brucker, in dem immer wieder unterschiedliche Meinungen hart aufeinanderprallen. Galt es doch einerseits, die persönlichen Interessen des Menschen Klaus Pleil gebührend zu berücksichtigen, andererseits die Folgen des durch das Fehlen des OB entstandenen Machtvakuums im Rathaus auf ein erträgliches Maß zu beschränken. In diesem Zwiespalt hat der Stadtrat über alle Fraktionen hinweg Größe sowie eine unendliche Geduld gezeigt und damit der Option auf eine Rückkehr des OB Vorrang vor eigenen und anderen Interessen eingeräumt. Nun zeichnet sich ab, dass diese Großzügigkeit richtig war. Eröffnete doch dieses Entgegenkommen den Weg zu der sich nun abzeichnenden einvernehmlichen Lösung. Dieses Verhalten vermied nicht nur, dass weiterer Schaden entstand. Es wurde auch der großen Wertschätzung gerecht, die Pleil in der Bevölkerung und im Stadtrat genießt.

Vor diesem Hintergrund ist trotz aller verständlichen Neugier die Zurückhaltung zu respektieren, die sich die Parteien noch in der Kandidatenfrage auferlegen. Man will erst öffentlich über die möglichen Nachfolger diskutieren, wenn die Causa Pleil definitiv geklärt ist. Die CSU möchte die politische Schonzeit und Ausnahmesituation sogar noch bis ins neuen Jahr verlängern. Damit bliebe wenigstens der Weihnachtsfriede in Fürstenfeldbruck gewahrt. Da für die CSU und das Bündnis, das Pleil getragen hat, viel auf dem Spiel steht, dürfte der OB-Wahlkampf damit zwar kurz werden, aber es sind umso härtere Auseinandersetzungen zu erwarten.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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