Kommentar:Das Vorhaben kann gelingen

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Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft scheint genügend Rückhalt zu haben und könnte zu einem wichtigen Akteur auf dem völlig überteuerten Immobilienmarkt werden

Von Gerhard Eisenkolb

Die Corona-Pandemie zeigt, wie unersetzlich systemrelevante Kräfte in der Pflege, in Kindertagesstätten, in Supermärkten oder am Steuer von Brummis sind. Diese Stützen der Gesellschaft verdienen mehr als nur Applaus von Bürgern. Schließlich reicht ihr Gehalt oft nicht mehr für die Miete im teuren Münchner Westen. Dieses Dilemma ist nicht neu, war es doch der Anlass zur Gründung der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft im Landkreis. Mit dem Schritt wollen die Kommunen erreichen, dass weiter solche für das soziale Leben unverzichtbaren Menschen in den Landkreis ziehen und dort arbeiten.

Die GmbH steht für einen hohen Anspruch. Sie ist kein Luxus, sondern aus der Not geboren. Für ständig finanziell klamme Kommunen ist das ein mutiger Schritt, weil sie vieles zu bewältigen haben. Schon deshalb war die Gründung ein zähes Unterfangen. Es dauerte Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis Landrat und Mehrheit der Bürgermeister sich eingestanden, dass sie tätig werden müssen. Nun müssen sie liefern und zeigen, dass ihre Ausdauer und ihr politischer Wille ausreichen, die neue Gesellschaft zum Erfolg zu führen. Die GmbH kann nur kostengünstig bauen, wenn sie von vielen getragen wird und über ein kompetentes, durchsetzungsfähiges und schlagkräftiges Führungsteam verfügt. Der Wille ist momentan noch wichtiger als Geld.

Hat die kommunale Firma genug Rückhalt in den Rathäusern, hat sie guten Chancen, zum Akteur auf dem Markt zu werden. Schließlich weisen politische Gremien Baugrund aus, schaffen Baurecht und dürfen von den Nutznießern legal Planungsgewinne abschöpfen. Das ist eine Schlüsselposition. Rücken nun eigene Wohnbauvorhaben in den Fokus, gehen die Kommunen hoffentlich noch verantwortungsvoller mit dem knappen Bauland um. Dank gut gefüllter Fördertöpfe für den kommunalen Wohnungsbau benötigen sie zudem kaum Eigenkapital, sofern sie schnell zu Potte kommen. Die freie Wohnungswirtschaft hat die Gefahr der neuen Konkurrenz erkannt. In seiner aktuellen Marktstudie verbindet der Immobilienverband Deutschland die Gründung der Landkreisgesellschaft mit dem Hinweis, diese erschwere klassischen Bauträgern den Zugang zu Bauland. Derart ernst genommen zu werden, sollte eine Ermutigung sein.

© SZ vom 15.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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