Kommentar:Das lange Warten

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47 Jahre nach dem Olympia-Attentat gibt es in Fürstenfeldbruck noch immer keinen angemessenen Ort zum Gedenken an die Opfer. Der Freistaat ist gefragt

Von Erich C. Setzwein

Gedenken heißt nicht, innezuhalten, heißt nicht, die Dinge so sein zu lassen, wie sie sind. Wer aufrichtig gedenken will, muss etwas tun, damit Ereignisse wie das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 im Gedächtnis bleiben. Am besten im kollektiven. Doch davon ist man in Bayern noch weit entfernt. Zwar ist in München inzwischen eine bemerkenswerte Gedenkstätte entstanden. Aber es scheint so, als sei es damit erledigt. In Fürstenfeldbruck ist die Gedenkkultur kaum einen nennenswerten Schritt weitergekommen.

Auch 47 Jahre nach dem Attentat und zwei Jahrzehnte nach dem vom Landkreis initiierten Gedenkstein gibt es keinen anderen und würdevolleren Ort, an dem Überlebende, Angehörige, Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft sowie die Fürstenfeldbrucker zusammenkommen können, als eine Kasernenzufahrt. Nein, nicht auf dem am 5. September mal sommerheißen, mal regennassen Asphalt am Eingangstor des Brucker Fliegerhorstes ist dafür der richtige Platz, sondern ein paar Meter weiter drinnen im Gelände. Es wird langsam müßig zu betonen, dass die Gedenkarbeit am authentischen Ort des Verbrechens von 1972, die auch der Bewältigung der Trauer vieler israelischer Angehöriger sowie der Familie Fliegerbauer dienen kann, immer noch in einer Art Vorplanung steckt.

Der Landkreis, im Speziellen der Landrat und einige seiner engsten Mitarbeiter im Landratsamt, kann nicht alles stemmen, was einen Gedenkort für ein solches Ereignis ausmacht. Er hat weder die personellen noch die finanziellen Kapazitäten. Es stünde der bayerischen Landespolitik gut an, den Landkreis und die Stadt - deren Bürgermeister am Donnerstag durch Abwesenheit glänzten - zu unterstützen, bevor der 50. Jahrestag begangen wird. Ein Zeichen würde schon mal reichen. Wenn der bayerische Ministerpräsident Markus Söder meint, für eine bessere Zukunft Bäume pflanzen zu müssen, dann könnte er das schon in diesem Herbst in Fürstenfeldbruck tun. Für einen Friedenshain nahe dem alten Tower ist immer Platz.

© SZ vom 06.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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